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Neu ist die ärztliche Notrufnummer gratis – so sollen die Notfallstationen der Spitäler entlastet werden

Bisher kostete es 3,23 Franken pro Minute, wenn man die ärztliche Notrufnummer wählte. Seit Montag gibt es im Kanton Aargau eine neue Nummer und das Angebot ist jetzt kostenlos. Profitieren sollen nicht nur die Patientinnen und Patienten, sondern auch die Spitäler. 

0800 401 501: Diese zehn Ziffern sollen im Aargau das Problem derüberlasteten Notfallstationenundfehlenden Hausärzteentschärfen. Es handelt sich um die neue ärztliche Notrufnummer im Kanton, die seit Montag gilt und die bisherige Nummer (0900 401 501) ersetzt.

Auch über die neue ärztliche Notfallnummer sollen Patientinnen und Patienten bei medizinischen Anliegen «rasche und kompetente Hilfe» erhalten, wie das Departement für Gesundheit und Soziales (DGS) in einem Communiqué mitteilt. Der ärztliche Notfalldienst sei für die Bevölkerung weiterhin rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche über die neue Notrufnummer erreichbar. Wer die Nummer wählt, sollte die Versichertenkarte der Krankenkasse sowie Angaben zu Medikamenten, ärztlichen Rezepten und andere gesundheitsrelevante Informationen bereithalten.

Unter der Woche stellen die Arztpraxen wie bisher von 8 bis 18 Uhr den Notfalldienst sicher. Am Abend und in der Nacht, von 18 bis 8 Uhr, sowie am Wochenende und an Feiertagen auch tagsüber, leistet die Medgate AG mit ihren Ärztinnen und Ärzten den Notfalldienst via Telemedizin. «Mit dieser Massnahme sollen die Ärzteschaft und die Notfallstationen der Spitäler entlastet werden», schreibt das DGS.

Es wird zwischen Admin-Auskünften und Arztkonsultation unterschieden

Anrufe ohne telemedizinische Arztkonsultation sowie administrative Auskünfte sind neu kostenlos. Um eine administrative Auskunft handelt es sich beispielsweise, wenn man wissen möchte, welche Apotheken in der Nähe geöffnet sind oder welches Spital gewisse Abklärungen vornehmen kann.

Ist hingegen eine telemedizinische Arztkonsultation notwendig, wird der oder die Anrufende an die Medgate AG weitergeleitet. Telemedizinische Behandlungen der Ärztinnen und Ärzte der Medgate AG werden den Anrufenden wie bei einem Arztbesuch in einer Praxis über den ärztlichen Tarif (Tarmed) in Rechnung gestellt, schreibt das DGS weiter.

Die Integration der ärztlichen Telemedizin am Abend, in der Nacht, am Wochenende und an den Feiertagen entlaste die niedergelassene Ärzteschaft, heisst es in der Mitteilung. Die durchgehende Sicherstellung des ambulanten ärztlichen Notfalldiensts komme auch den Notfallstationen zugute, wenn Patientinnen und Patienten in nicht lebensbedrohlichen Situationen zuerst die ärztliche Notrufnummer anrufen.

Im Kanton Aargau konsultieren immer mehr Menschen die Notfallzentren der Spitäler, beispielsweise am Kantonsspital Aarau (KSA).Teilweise kommen diese an ihre Kapazitätsgrenzen. Mit der neuen Lösung soll die Belastung der Notfallstationen der Spitäler reduziert werden.

Mit der kostenlosen Nummer fällt eine Hürde weg

Diese Stärkung des telemedizinischen Angebots hatte der Kanton bereits vor einigen Monaten angekündigt.Die grosse Frage ist, wie weit es die Notfallzentren tatsächlich entlasten kann. Olivier Gerber, Leiter der Abteilung Gesundheit beim DGS, sagt auf Nachfrage: «Die Erfahrung aus anderen Kantonen zeigt, dass Medgate relativ viele Fälle am Telefon abschliessend behandeln kann. Ein Teil davon verhindert Notfalleintritte an den Akutspitälern, weil die ärztliche Konsultation telemedizinisch erfolgt.»

Das wichtigste an diesem Schritt sei, dass mit der kostenlosen Notrufnummer eine Hürde wegfalle: «Wenn sie zahlen müssen, warten gewisse Patientinnen und Patienten vielleicht zu lange mit einem Anruf, was gefährlich werden kann», erklärt Gerber, «oder sie gehen direkt ins Spital, obwohl das aus medizinischer Sicht nicht nötig wäre.» Im Kern geht es also darum, die Patientenströme besser zu steuern.

Eine erste Bilanz zieht der Kanton im Juni: «Wir werden analysieren, wie viele Anrufe eingegangen sind, wie oft die Patientinnen und Patienten am Telefon behandelt werden konnten und wie viele ans Spital oder den Hausarzt weitergeleitet wurden.» Die Kosten für die neue Gratisnummer werden vom Kanton getragen. Gerber geht davon aus, dass über das neue Angebot die ambulante Gesundheitsversorgung gestärkt und langfristig Gesundheitskosten reduziert werden.