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«Gezeigt, dass Schweizer Kunstturnen zur Weltspitze gehört» – Oftringer Noe Seifert gewinnt Bronze im Mehrkampf

So gut war ein Schweizer Turner nie mehr seit 1950. Der 26-jährige Noe Seifert gewinnt an der Kunstturn-WM in Jakarta Bronze.

Die Rufe von der Seite werden immer intensiver. «Allez Noe! Allez! Chumm jetzt!» Claudio Capelli, der Schweizer Trainer, läuft auf und ab. In diesen Momenten hält er es kaum mehr aus. Er weiss: Noe Seifert fehlt nur noch ganz wenig zu einer riesigen Sensation.

Ein letzter Dreifachsalto noch, eine letzte saubere Landung. Und dann ist es Tatsache. Seifert gewinnt WM-Bronze im Mehrkampf. «Ich kann es kaum glauben – es ist ein unglaubliches Gefühl. Alles, wofür ich in den letzten Jahren gearbeitet habe, hat sich heute ausgezahlt», sagt Seifert im Anschluss an den Wettkampf. Es ist für den Schweizer Turnsport eine historische Leistung. Das beste Ergebnis seit 1950, damals holten Walter Lehmann und Marcel Adatte im Mehrkampf Gold und Silber.

Seither gab es für die Schweiz an Weltmeisterschaften nur sechs Medaillen. Ausnahmslos an Einzelgeräten. Giulia Steingruber (2017, Bronze, Sprung) und Ariella Kaeslin (2009, Silber, Sprung) bei den Frauen. Dieter Rehm (1999, Bronze, Sprung) und Donghua Li (1994-96, je einmal Gold, Silber und Bronze am Pauschenpferd) bei den Männern.

Und nun also Noe Seifert. Eine Woche vor seinem 27. Geburtstag liefert der Aargauer in Jakarta, Indonesien, den Wettkampf seines Lebens ab. Kein einziger grober Fehler unterläuft ihm an den sechs Geräten in diesem Mehrkampffinal. Der Start am Boden und Pauschenpferd ist herausragend, am Pauschenpferd ist gar keiner der Finalisten besser. Danach übersteht er die Ringe und den Sprung. Ehe er zum Schluss mit grossartigen Darbietungen in seinen Paradedisziplinen Barren und Reck die Medaille sichert.

«Gezeigt, dass Schweizer Kunstturnen zur Weltspitze gehört»

Geschlagen geben muss sich Seifert mit seinen 82,831 Punkten an diesem Tag nur zwei Athleten: Gold holt der Japaner Daiki Hashimoto mit 85,131 Punkten. Silber der Chinese Zhang Boheng mit 84,333 Punkten.

Seifert profitiert im Final von zwei Fehlern seiner direkten Konkurrenten. Sowohl Oka Sinosuke wie auch Shi Cong patzen zum Schluss am Boden. Wodurch sich Seifert an ihnen vorbei auf Rang drei turnt, weil seine Vorführung am Reck magistral gelingt.

David Huser, Chef de Mission des Schweizerischen Kunstturnverbands, sagt: «Wir sind unglaublich stolz auf Noe. Er hat Geschichte geschrieben und gezeigt, dass Schweizer Kunstturnen zur Weltspitze gehört.»

Die EM-Enttäuschung gut verdaut

Noch im Mai an der EM in Leipzig musste Seifert eine Enttäuschung verdauen. Der Traum von einer Medaille platzte mehrfach. Als bester Turner in der Qualifikation in den Mehrkampf gestartet, patzte er zum Schluss am Reck und wurde Sechster. «Am Anfang war es nicht einfach. Ich habe mich nicht gut gefühlt», sagte er im Vorfeld der WM zu CH Media. Nun sind diese Tage von Leipzig weit weg. Ersetzt durch die Sensation von Jakarta.

Abgerundet wird der historische Tag für das Schweizer Kunstturnen durch Florian Langenegger. Auch der erst 22-jährige Aargauer überzeugt, wird am Ende mit Rang 10 belohnt. Es sind Tage, an die sich die Schweizer noch lange erinnern werden.

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