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Selenski kündigt nach Alaska-Gipfel Treffen mit Trump an

Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel: Am Montag reist der ukrainische Präsident nach Washington. Der Alaska-Gipfel zwischen Trump und Putin endete ohne die Ankündigung einer Waffenruhe.

Er unterstütze den Vorschlag des US-Präsidenten zu einem Dreier-Treffen mit Putin. «Die Ukraine unterstreicht: Die Schlüsselfragen können auf der Ebene der Staatsführer besprochen werden und ein dreiseitiges Format ist dazu geeignet», fügte er hinzu. Selenski sprach sich für eine Einbeziehung von europäischen Vertretern vor allem bei der Frage von Sicherheitsgarantien für sein Land aus.

Zuvor hatten Selenski und Trump den Angaben nach etwa eine Stunde telefoniert. Dem insgesamt mehr als anderthalb Stunden dauernden Gespräch seien später europäische Staats- und Regierungschefs zugeschaltet worden – darunter war auch Bundeskanzler Friedrich Merz. Trump habe Selenski und die Europäer über die «Hauptgesprächspunkte» mit Putin informiert.

Eklat Ende Februar

Trump und Selenski hatten sich zuletzt im April am Rande der Trauerfeier für Papst Franziskus in Rom und im Juni am Rande des Nato-Gipfels in Den Haag getroffen. Ein Besuch des ukrainischen Präsidenten Ende Februar im Weissen Haus in Washington war dagegen in einem Eklat geendet.

Trump überzog Selenski vor laufenden Kameras mit schweren Vorwürfen und bezichtigte ihn, mit seinem Verhalten einen dritten Weltkrieg zu riskieren. Der Streit wurde so heftig, dass eine gemeinsame Pressekonferenz abgesagt wurde und Selenski das Weisse Haus vorzeitig verliess.

Nach Alaska-Gipfel viele Fragen offen

Trump und Putin hatten ihr Treffen in Alaska ohne Äusserungen zu einer möglichen Waffenruhe im Ukraine-Krieg beendet, greifbare Ergebnisse wurden nicht bekannt. Trump sprach zwar von Einigungen in wichtigen Punkten, blieb Details aber schuldig. Auch Putin erwähnte Vereinbarungen, die Ausgangspunkt für eine Lösung des Ukraine-Konflikts sein könnten.

Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew wertete den Gipfel als Beleg dafür, dass Verhandlungen über ein Kriegsende und Kampfhandlungen zeitgleich laufen könnten. «Das Treffen hat gezeigt, dass Verhandlungen ohne vorherige Bedingungen und gleichzeitig mit der Fortsetzung der militärischen Spezialoperation möglich sind», schrieb Medwedew bei Telegram. Mit militärischer Spezialoperation bezeichnet Russland offiziell den Krieg gegen die Ukraine.

Beim Gipfel von Trump und Putin in Alaska ist nach Kreml-Angaben ein Dreier-Treffen mit Selenski kein Thema gewesen. Ein solcher Gipfel sei bisher nicht angesprochen worden, sagte Putins aussenpolitischer Berater, Juri Uschakow, dem russischen Staatsfernsehen. Auch das Datum für ein nächstes Treffen von Putin und Trump sei bisher nicht bekannt, sagte Uschakow. Putin hatte Trump beim Gipfel in Anchorage bei einem gemeinsamen Auftritt vor der Presse nach Moskau eingeladen.

Europäische Regierungen beraten sich

Die Bundesregierung hat sich bisher nicht zum Alaska-Gipfel geäussert. An Gesprächen mit Trump und Selenski am Samstagmorgen nahmen neben Merz weitere europäische Staats- und Regierungschefs teil – darunter Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer. Dabei waren nach Angaben der EU-Kommission auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Es folgten weitere Beratungen von europäischen Regierungschefs.

Wie es aus Regierungskreisen hiess, informierte Merz anschliessend das Kabinett. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung über die Telefonschalte berichtet. Die EU-Botschafter der Mitgliedstaaten sollen heute zu einem ausserordentlichen Treffen zusammenkommen, um sich zu dem Alaska-Treffen auf den Stand bringen zu lassen.

Der CDU-Aussenpolitiker Roderich Kiesewetter zog ein negatives Fazit des Alaska-Gipfels. Dieser habe «kein gutes Ergebnis» gebracht, sagte er im «Morgenmagazin» der ARD. «Es ist eher ein schwarzer Freitag gewesen.» Es gebe weder einen Waffenstillstand noch ernsthafte Konsequenzen – «sondern eine Einladung von Trump nach Moskau». Putin habe kein Interesse an Verhandlungen, ausser, um sich wieder auf Augenhöhe auf der internationalen Bühne zu präsentieren, sagte Kiesewetter. «Das ist Putin eindeutig gelungen. Er wirkt rehabilitiert, während der Krieg fortgesetzt wird.» Die Europäer müssten jetzt begreifen, dass Trump kein Interesse an einem stärkeren Engagement der USA in der Ukraine.

Der frühere Top-Diplomat Wolfgang Ischinger, ehemaliger Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, schrieb auf der Plattform X: «Kein wirklicher Fortschritt – ganz klar 1:0 für Putin – keine neuen Sanktionen. Für die Ukrainer: nichts. Für Europa: tiefst enttäuschend.» Putin habe seinen roten Teppich mit Trump bekommen, Trump dagegen nichts. Wie zu befürchten gewesen sei, gebe es keinen Waffenstillstand und keinen Frieden. (dpa)