Sie sind hier: Home > Initiative > «Mit Vulkanen retten wir das Geschäft nicht» – Branche fürchtet sich vor Feuerwerksinitiative

«Mit Vulkanen retten wir das Geschäft nicht» – Branche fürchtet sich vor Feuerwerksinitiative

Das Verbot von lautem Feuerwerk hat in der Schweiz gute Chancen vor dem Volk. Das Parlament will nun einen Gegenvorschlag zur Feuerwerksinitiative. Bei den Herstellern fürchtet man um die Existenz.

Es sei gerade «Saison», sagt Daniel Bussmann. Erbsen, Gurken, Bohnen, Tomaten, Zucchini und Mais sind gerade in der Erntezeit. Aber Bussmann hat keinen Bauernhof. Er ist Inhaber und Geschäftsführer von Bugano, dem grössten Feuerwerkhersteller in der Schweiz. Bald ist der 1. August. Gefeiert wird der Nationalfeiertag gerne mit Raketen, Vulkanen und anderem Feuerwerk.

An all diesen Sachen entzündet sich seit einigen Jahren eine hitzige Diskussion. Zu laut, zu umweltschädlich, zu unzeitgemäss seien die Knallereien. Es wurde gar gesammelt für ein Verbot. Die Feuerwerksinitiative ist derzeit in der parlamentarischen Beratung. Die nationalrätliche Kommission arbeitet einen Gegenvorschlag aus. Dieser soll den Fokus auf «pyrotechnische Gegenstände zu Vergnügungszwecken, die übermässigen Lärm erzeugen» legen. Und das vor allem für den Privatgebrauch.

Das auch aus Angst vor dem weitergehenden Verbot. Mehrere Umfragen attestierten den Gegnern von Feuerwerk einen grossen Vorsprung. Viele bürgerliche Politiker sind gegen eine grundsätzliche Einschränkung und wollen mit dem Gegenvorschlag einen Kompromiss zimmern.

Das will die Feuerwerksinitiative

Die Initiative zielt darauf ab, strengere Feuerwerksregelungen auf nationaler Ebene zu etablieren, mit dem erklärten Ziel, Mensch, Tier und Umwelt besser zu schützen. Jegliche Feuerwerkskörper, die Lärm erzeugen, sollen verboten werden – mit Ausnahmen für ausgewählte öffentliche Anlässe von überregionalem Interesse –, so sollen grosse öffentliche Feuerwerke weiter erlaubt bleiben. Der Bundesrat hat sich gegen das Anliegen gestellt.(mg)

Doch bereits jetzt liegt die Feuerwerksinitiative hartnäckig auf dem Geschäft von Bugano. Zwar schlage es sich noch nicht gross auf den Umsatz durch, doch zumindest die Verkaufsstellen werden weniger, wie Daniel Bussmann sagt. Mehrere Gemeinden haben bereits vorgegriffen und eigene Verbote erlassen.

Zu grosser Aufwand nur für Vulkane

Bussmann sagt, dass eine wortgetreue Umsetzung der Initiative zwangsläufig das Aus für seine Firma bedeuten würde. Zwar würden etwa Vulkane erlaubt bleiben, «aber es ist eine Illusion, dass allein mit Vulkanen, Zuckerstöcken und bengalischen Zündhölzern das Geschäft gerettet werden kann». Weder der Produktionsaufwand noch die Verkaufsstände könnten sich so rechtfertigen, sagt Bussmann. «Für jeden Stand, der Feuerwerk verkauft, braucht es eine Bewilligung, die oft mehrere hundert Franken kostet. Zusätzlich müssen Container für die Lagerung gestellt werden.»

Er betont auch, dass bereits heute viele Regeln für Feuerwerk gelten würden. So seien etwa Boden-Böller, also pyrotechnische Effekte, die am Boden explodieren, in der Schweiz verboten. «Die können wirklich gefährlich sein», sagt Bussmann. Er fürchtet, dass bei einem Verbot der Verkäufe in der Schweiz Käufer ins Ausland ausweichen würden und dann auch Feuerwerk kaufen, das hierzulande verboten ist. «Mit erheblichen Risiken», wie Bussmann sagt.

Er wehrt sich nicht grundsätzlich gegen gewisse Einschränkungen und Verbote für Feuerwerk. «Heute hat jeder Kanton und jede Gemeinde eigene Regeln, das hilft sicher nicht», sagt Bussmann. Dabei geht es ihm etwa um die Anzahl Feuerwerke, die abseits von 1. August und Silvester abgefeuert werden dürfen. Während gewisse Gemeinden bei jedem Hochzeitsfeuerwerk eine Bewilligung verlangen, kann andernorts ohne Auflage gezündet werden.

Jährliches Kontingent an Feuerwerk

Bussmann schwebt etwa ein jährliches Kontingent an Feuerwerk vor, das pro Gemeinde bewilligt werden soll. Als Beispiel nennt er die Gemeinde Eich in Luzern, die maximal zehn pro Jahr toleriert. Und sonst plädiert er für «Augenmass und gesunden Menschenverstand». Ihn ärgern die Feuerwerk-Freaks, die bereits mehrere Tage vor dem Nationalfeiertag ihre Raketen zünden – «Heimfeuerwerke sollten auf den 31. Juli, den 1. August und den 31. Dezember beschränkt werden», findet Bussmann.

Es mache ihm etwas Bauchweh, wenn er sehe, wie die Debatte laufe, sagt der Firmenchef. Die Fronten sind weiterhin verhärtet. Bussmann unterstellt den Feuerwerksgegnern auch, dass sie nicht die ganze Wahrheit sagen. «Faktisch würden fast alle Feuerwerke – auch jene an Grossanlässen wie Stadtfesten und Sportanlässen – verboten werden», sagt Bussmann. Zwar lasse die Initiative ein Hintertürchen für Anlässe mit überregionaler Bedeutung, aber das sei «sehr schwammig» definiert.

Während Bussmann in der Defensive ist, sind die Köpfe hinter der Feuerwerksinitiative pünktlich zum Nationalfeiertag in der Offensive. Mit einer Werbekampagne, bei der sich Tiere die Ohren zuhalten. «Der 1. August braucht keine lauten Explosionen, um bedeutungsvoll gefeiert zu werden», schreiben sie in einer Mitteilung. Darum solle privates Feuerwerk eingeschränkt werden. Das vor allem im Hinblick auf die Belastung von Natur und Tier. Es brauche nun «Rücksicht statt Raketen».

Egal, auf welcher Seite man steht: Es ist gerade Feuerwerksaison.