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SBB informieren über entgleisten Güterzug ++ «Es ist eingetreten, was wir nie gehofft hatten» ++ Basistunnel bleibt tagelang zu

Am Tag nach dem schweren Zugunglück im Gotthard-Basistunnel informieren die SBB über den entgleisten Güterzug.

Auch am Tag nach dem schweren Zugunfall im Gotthard-Basistunnel ist offen, wie am Donnerstag ein Güterzug entgleisen konnte. Wie Vertreter der SBB am Freitag in Bellinzona informierten, ist die eigentliche Unfallstelle nämlich nach wie vor durch die Behörden gesperrt. Einzig die Wagen mit Gefahrengüter konnten bislang geborgen werden.

«Es ist eingetreten, was wir nie gehofft haben», sagte Rudolf Büchi. Von einem solchen Unfall sei nur alle 100 Jahre auszugehen. Entsprechend zeigte sich der stellvertretende Leiter Infrastruktur der SBB «froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist». Auch der Lokführer habe die Unfallstelle aus eigener Kraft verlassen können.

Weiche beschädigt – Ursache offen

Laut bisherigem Kenntnisstand sprang ein Wagen in der Mitte des etwa 30 Wagen zählenden Güterzugs beim Queren einer Weiche aus den Gleisen. In der Folge durchschlug ein Güterwagen teilweise eine Sicherheitstür, welche die beiden Tunnelröhren trennt.

Der entgleiste und vollkommene zerstörte Güterwagen rammt und beschädigt das gelbe Spurwechseltor.
Bild: SBB

Das ist denn auch der Hauptgrund, weshalb auch die zweite, praktisch unbeschädigte Tunnelröhre, frühestens ab Donnerstag von Personenzügen wieder benutzt werden kann. Der Güterverkehr könne allenfalls bereits am Dienstag wieder aufgenommen werden. Dazu werde nach Lösungen gesucht, um die beschädigte Trenntür zumindest vorläufig abdichten zu können.

«Der Bereich der beschädigten Weiche ist das eigentliche Trümmerfeld und ist mit Ladegut übersät», sagte Rudolf Büchi. Davor und danach seien Gleise und Infrastruktur mehrheitlich intakt.

Die Untersuchungsbehörden haben inzwischen die ganze, vom Zug im Tunnel zurückgelegte Strecke, abgelaufen. Dabei hätten sich «bereits früher Spuren am Gleis gezeigt, dass etwas nicht in Ordnung war», sagte Büchi.

Ob der entgleiste Wagen auch jener ist, welcher die Gleise beschädigt hatte, sei jedoch Gegenstand der laufenden Untersuchung. Klar sei bislang nur, dass die Kontrollstelle vor dem Tunnel keine Auffälligkeiten am Zug festgestellt habe. Und dass das Gleis in Ordnung war. Denn ansonsten hätte nicht ein Teil des Zuges korrekt weiterfahren können. Und aus demselben Grund habe für andere Züge und damit auch Passagiere nie eine Gefahr bestanden.

Das war einmal eine Weiche im Gotthard-Basistunnel. Wie leicht zu sehen ist, wurde das Gleis von den immensen Kräften praktisch vollständig zerstört.
Bild: SBB

Vollbetrieb steht noch in den Sternen

Wenn die Untersuchungsbehörden die Unfallstelle erst einmal freigeben werden, wollen die SBB laut Büchi die Wagen aus dem Tunnel bergen. Danach werde man erst sehen, was alles am Tunnel wirklich defekt ist. Und erst danach könne die effektive Planung der Instandstellung beginnen.

Wann allenfalls auch der Vollbetrieb des zweispurigen Gotthard-Basistunnels wieder aufgenommen werden kann, dazu könne man «zum jetzigen Zeitpunkt noch absolut keine Aussage machen», so Büchi.

Seit der Entgleisung eines Güterzugwagens am Donnerstagmittag ist der Gotthard-Basistunnel bis mindestens kommenden Mittwoch, 16. August, für den Personenverkehr gesperrt. Wie die SBB bereits am Vortag mitteilten, ereignete sich der Vorfall mit dem nordwärts fahrenden Wagen auf der Höhe der Multifunktionsstelle Faido. Bei dieser – wie auch bei der zweiten in Sedrun – können Züge die beiden richtungsgetrennten Röhren wechseln. Es bestehen Rettungsmöglichkeiten.

Bislang folgenschwerstes Zugunglück

Wie die Tessiner Kantonspolizei ebenfalls am Donnerstag informierte, transportierte der Zug auch mehrere Wagen mit gefährlichen Gütern. Diese seien aber nicht entwichen und stellten darum auch keine zusätzliche Gefahr dar. Dennoch standen die Rettungs- und Bergungskräfte mit einem Grossaufgebot bereit.

Seit der Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels vor sieben Jahren ist der Zwischenfall vom Donnerstag laut der Betreiberin der folgenreichste. Bislang beschränkten sich die Vorfälle beispielsweise auf defekte Züge, weshalb diese auch schon mal mehrere Stunden im Tunnel feststeckten, oder auf leichtere Beschädigungen der Infrastruktur. Zum Vergleich: Beim vorangehenden, 17 Jahre dauernden Bau des 152 Kilometer langen Tunnelsystems waren neun Bauarbeiter ums Leben gekommen.