
Grosser Rat setzt sich mit Schottergärten in Wohngebieten auseinander
Steinwüsten mit wenig Pflanzen im Siedlungsgebiet sind für SP-Grossrätin Colette Basler «Gärten des Grauens». Die Vizepräsidentin des Bauernverbands Aargau sieht in versiegelten Flächen in Dörfern und Städten viel Potenzial für die Biodiversitat. Per Postulat wollte sie zusammen mit elf Ratsmitgliedern den Kanton beauftragen, Gemeinden und die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren. Der Grosse Rat sprach sich mit 71 Nein- zu 62 Ja-Stimmen gegen die Überweisung aus.
Der Regierungsrat sollte in einem Bericht aufzeigen, wie Anreizsysteme zur Verhinderung respektive Minderung von Schottergärten und anderen versiegelten Flächen im Siedlungsraum geschaffen und die Gemeinden bei der Umsetzung unterstützt werden können. Zudem soll die Regierung darlegen, wie Eigenheimbesitzer Schottergärten aufwerten können.
Emotionen und Sorge um Kosten
Aktuell ist das kantonale Departement Bau, Verkehr und Umwelt daran, ein Konzept zur Förderung hochwertiger Freiräume in der Siedlung zu erarbeiten. Auf einen zusätzlichen Bericht zu Schottergärten wollte der Regierungsrat jedoch verzichten.
Basler verteidigte ihren Vorstoss am Dienstag in der Grossratssitzung: «Es geht nicht um Verbote, Regeln oder Kontrolle, sondern um Anreize.» Schottergärten seien ein emotionales Thema, betonte Thomas Baumann (Grüne). Weder die Freiheit noch die Welt seien gefährdet. EVP- und die Mehrheit der GLP-Fraktion unterstützten das Postulat.

Bild: Severin Bigler
Nicht so die SVP: Die Gemeinden müssten selbst entscheiden, in welchem Umfang sie solche Regelungen umsetzen wollen, sagte Marcel Gerny. Beat Käser (FDP) sagte, dass man den Leuten nicht vorschreiben soll, wie ihr Vorgarten auszusehen habe. Den Vorstoss brauche es nicht.
Andre Rotzetter (Mitte) betonte, es gehe nicht um Vorschriften, sondern um Sensibilisierung. Jeanine Glarner (FDP), Präsidentin des Hauseigentümerverbands Aargau, widersprach, ihr Verband sensibilisiere die Bevölkerung schon lange. «Schicken Sie mir Ihre Voten und ich drucke sie ab», bot sie der Gegnerschaft an. Wenn der Kanton Anreize setzen wolle, sei das aufwendig und teuer. Ein Schottergarten-Verbot lehne die Regierung klar ab, sagte Landstatthalter Stephan Attiger (FDP).
Keine Mehrheit mit Neuformulierung
Ein kantonsweites Verbot von Schottergärten, die keinen ökologischen Nutzen haben, forderte Basler mit ihrem ersten Vorstoss. Der Regierungsrat sollte das Baugesetz entsprechend anpassen. Die Motion reichte sie im April 2024 ein und zog sie an der Grossratssitzung vom 17. Dezember zurück, da sie nicht mehrheitsfähig war.
Mit dem neu formulierten Postulat erhoffte sich Basler grössere Chancen auf Erfolg. Vergebens.