
Vorläufige Entwarnung: Der invasive Raubfisch hat sich noch nicht vermehrt
Ein beachtlicher Brocken: Bis zu 70 Zentimeter gross kann der Forellenbarsch werden. Der Raubfisch stammt aus Nordamerika, zählt also zu den sogenannten Neozoen. In unseren Gewässern hat er nichts zu suchen. Eigentlich. Denn wie die gebietsfremden Pflanzen können sich auch die gebietsfremden Tiere invasiv vermehren, einheimische Arten verdrängen und das ökologische Gleichgewicht empfindlich stören.
Angler hatten im vergangenen Jahr zehn solcher Forellenbarsche aus dem Baldeggersee gezogen. Da die gefangenen Exemplare alle eine ähnliche Grösse aufwiesen, bestand der Verdacht, dass diese zum gleichen Zeitpunkt widerrechtlich ausgesetzt worden waren.
Zwei Strafverfahren im Kanton Luzern
Nun gibt der Kanton Luzern aber vorläufig Entwarnung: Erfreulicherweise hätten «trotz umfangreicher Untersuchungen» keine weiteren Forellenbarsche im Baldeggersee nachgewiesen werden können, heisst es in einer Medienmitteilung. «Daher kann von einer kleinen, sich bisher noch nicht reproduzierenden Population ausgegangen werden.» Zu verdanken ist diese Erkenntnis dem Studenten Jan Schellenberg, der die aktuelle Situation dieses Jahr im Rahmen seiner Bachelorarbeit untersucht hat.

Bild: Willard/iStockphoto
Sebastian Kaufmann, Fachbereichsleiter Fischerei der kantonalen luzernischen Dienststelle für Landwirtschaft und Wald, spricht gegenüber der Luzerner Zeitung von einem Glücksfall für die Behörden.«Wenn wir die Meldung einer gebietsfremden Art erhalten, sind wir nach Bundesrecht verpflichtet, Massnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung zu treffen sowie die Art nach Möglichkeit wieder zu entfernen.» Ohne die Arbeit von Student Schellenberg hätte der Kanton beispielsweise ein externes Fachbüro beauftragen müssen.
Werden nicht einheimische Fische in öffentlichen Gewässern ausgesetzt, hat dies laut Medienmitteilung strafrechtliche Folgen: Im Jahr 2024 wurden im Kanton Luzern zwei Strafverfahren eingeleitet.
Kleine Quaggamuschel verursacht riesige Probleme
Wie präsentiert sich die Situation nur wenige Kilometer entfernt im Hallwilersee? Sichtungen von Forellenbarschen seien ihm keine bekannt, antwortet Thomas Stucki, Leiter Sektion Jagd und Fischerei beim aargauischen Departement Bau, Verkehr und Umwelt. Auch er weist darauf hin, dass der Einsatz von fremden Fischen grundsätzlich nicht erlaubt ist. In der Schweiz seien diverse Sensibilisierungskampagnen lanciert worden zu verschiedenen invasiven Arten, beispielsweise zu den Schwarzmeergrundeln.

Bild: Michael Küng
Diese stammen aus dem Schwarzen Meer und bedrohen sensible heimische Fische wie Nasen, Äschen und Forellen. Aus derselben Region kommt, so wird angenommen, auch die Quaggamuschel. Diese ist zwar nur wenige Millimeter klein, verursacht aber riesige Schäden an Ökosystem und Infrastruktur: Sie breitet sich in den Gewässern explosionsartig aus, setzt sich an Booten und Bauwerken fest und bedroht die einheimischen Fischbestände. Unbemerkt verschleppt werden kann die invasive Art von Booten, die in verschiedene Gewässer transportiert werden. Am Hallwilersee ist aus diesem Grund im Mai 2021 eine Reinigungspflicht vor dem Einwassern eingeführt worden.
Aktuell kommt im Hallwilersee laut Stucki primär der Sonnenbarsch als nicht einheimische Fischart vor. Dieser verursache jedoch keine massgebenden Probleme.