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Roboter bringen das Essen oder die Medikamente: Das Kantonsspital Baden ist das neue Vorzeigeprojekt von Siemens

Siemens Schweiz ist stolz auf die Technologie, die man im neuen «Hightech-Spital» in Baden umsetzen konnte. Das Unternehmen führte deshalb seine landesweite Jahreskonferenz dort durch statt in Zürich. Beim Betrieb des KSB-Neubaus gibt es aber noch ein paar Kinderkrankheiten.

Das technologisch fortgeschrittenste Spital der Schweiz steht in Baden. Dies ist zumindest der Eindruck nach einer Führung durch die technischen Installationen diese Woche. «Wir sind hier in einem Hightech-Haus», brachte es Adrian Schmitter, CEO des Kantonsspitals Baden (KSB), auf den Punkt. Anfragen von Interessenten, die das Ende Februar eröffnete Spital gerne kennenlernen wollen, gebe es viele. Von den über 100 Geschäftsleitern anderer Schweizer Spitäler hätten sich schon alle bei ihm gemeldet.

Adrian Schmitter, Direktor des Kantonsspitals Baden.
Bild: Alex Spichale

Das KSB gilt als Vorzeigeprojekt in Sachen Digitalisierung, für die Technologie verantwortlich ist die Firma Siemens. Nicht von ungefähr hat das Unternehmen deshalb seine Halbjahres-Medienkonferenz nicht in Zürich, sondern im Badener Spitalneubau abgehalten.

Siemens Schweiz meldet durchweg positive Zahlen: In den letzten sechs Monaten hat sich der Umsatz um 8 Prozent auf 1,5 Milliarden Franken erhöht. Die Geschäftseinheit Siemens Smart Infrastructure, die gerade im KSB zum Einsatz kam, setzte weltweit 11 Milliarden um – ein Plus von 11 Prozent gegenüber dem vorherigen Halbjahr.

Susanne Seitz, Geschäftsleiterin Siemens Buildings Smart Infrastructure.
Bild: Alex Spichale

Knapp 6000 Menschen arbeiten für Siemens in der Schweiz. In Baden ist das Unternehmen auch über die Firma Varian präsent, die im Ortsteil Dättwil, unweit des KSB, Geräte zur Krebsbehandlung herstellt. Seit 2021 ist Varian ein Teil von Siemens Healthineers.

Das Wachstum von Siemens werde weitgehend durch die Digitalisierung getrieben, teilten die Verantwortlichen an der Medienkonferenz mit. Also gerade durch diese elektronischen Lösungen in Gebäuden oder sonst im Gesundheitswesen, die im KSB umgesetzt werden konnten.

Gerd Scheller, Geschäftsleiter von Siemens Schweiz, an der Medienkonferenz im KSB.
Bild: Alex Spichale

7000 Sensoren im Spital: Alles ist miteinander verbunden

Über das ganze KSB verteilt stehen gut 7000 Sensoren, die über eine digitale Plattform vernetzt sind mit den elektronischen Geräten des Spitals. Heizung, Klimaanlage, Beleuchtung, Sonnenstoren, Brandschutzsysteme oder Transportroboter: Dank Echtzeitüberwachung und intelligenter Steuerung über Computer können Prozesse optimiert werden. Ressourcen werden effizienter eingesetzt – seien es Energie, Wasser oder menschliche Arbeitskraft.

Das sichtbarste Beispiel am KSB sind die vielen Transportroboter, die unter anderem das Essen von der Küche im Untergeschoss auf die Stationen bringen. Sie funktionieren autonom, fahren auch selbstständig in die Ladestationen, wenn sie gerade nichts zu tun haben.

Die selbstfahrenden Transportsysteme sollen im KSB wertvolle menschliche Arbeitsstunden einsparen.
Bild: Alex Spichale

Rund 2,5 Millionen Franken seien in dieses System investiert worden, hiess es am Medienrundgang. Dank Einsparungen beim menschlichen Personal, das die Mahlzeiten nicht mehr transportieren muss, sollen diese Ausgaben in gut zwei Jahren amortisiert sein. Im Moment herrscht im Untergrund des KSB noch ein bisschen Verkehrschaos: Nebst den Robotern fahren noch Menschen mit Palettenwagen. Drei Velos und ein E-Töff waren bei der Führung ebenfalls zu sehen.

Die automatischen Transportfahrzeuge fahren auch selbstständig zu ihren Ladestationen.
Bild: Alex Spichale

Ebenfalls von Robotern bedient ist der Medikamentenkühlschrank. Eine weitere grosse Zeiteinsparung erhoffen sich die Verantwortlichen zudem dank der Echtzeitortung von Gegenständen: Rund 2000 Geräte am neuen KSB sind mit Sensoren ausgestattet. Man rechnete aus, dass Angestellte pro Schicht bisher bis zu 72 Minuten damit verbrachten, nach Geräten zu suchen. Jetzt ist deren Standort jederzeit über eine App ersichtlich.

Automatische Medikamentenausgabe durch Roboter am neuen KSB.
Bild: Alex Spichale

Dasselbe geschieht mit den Betten: Das Personal kann nun ständig sehen, wo und in welchem Zustand diese sind. Selbst für die Patienten gibt es im KSB eine Navigationsapp. Diese Programme speicherten keine Nutzungsdaten, versicherten die Verantwortlichen auf Anfrage. Zur Cybersicherheit versicherte Siemens, dass dies ein zentrales Thema sei.

Noch Schwierigkeiten mit dem Raumklima

Mit der Einrichtung der neuen Technologien gibt es am Spital aber noch viel zu tun. Gerade die Regelung des Raumklimas erwies sich als echte Herausforderung. Daniel Anderegg, Leiter Technischer Dienst am KSB, tüftelt mit seinem Team laufend an der richtigen Einstellung.

Am KSB werde viermal mehr gekühlt als geheizt, erklärten die Verantwortlichen vor Ort. Die schwarzen Rohre auf dem Bild gehören zum Kühlsystem.
Bild: Alex Spichale

Solche Kinderkrankheiten im Betrieb seien aber normal, sagt er. Es dürfte das ganze erste Betriebsjahr dauern, bis alles ordnungsgemäss reguliert sei. Zu tun gab auch die richtige Einstellung der Wasseraufbereitung: Das KSB bereitet Frischwasser auf, verzichtet aus Hygienegründen auf Wassertanks.

CEO Adrian Schmitter, der Baden im Herbst in Richtung Inselspital Bern verlässt, erinnerte weiter daran, dass das KSB bei einem möglichen Stromausfall gut gewappnet sei. Weil die Badener Regionalwerke in Dättwil mehrere Dieselstromaggregate führen, sei das Spital in der privilegierten Lage, dass es bei einem Ausfall ganze 54 Tage vollautonom im Normalbetrieb weiterlaufen könne.

Derzeit noch im Bau ist das neue Kantonsspital Aarau. Anders als das KSB habe sich das KSA bei seinem Neubau nicht für ein Hightech-Spital entschieden. Siemens werde dort nur die Brandschutztechnologie stellen, hiess es am Freitag beim Medientermin in Baden.