
Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt
Zum Artikel «Verzicht auf das markante ‹Gartenhaus›». Ausgabe vom 5. Juli.
Im März 2024 stellte die Swissprinters AG mit grossem Brimborium ihr Gartenhaus-Projekt auf dem Ringier-Areal vor. Als Herzstück wurde es von den Architekten betitelt. Schweizweit positive Schlagzeilen werde es machen, kommentierte Philippe Pfister. Auszüge aus dem damaligen Artikel: «Wir dürfen stolz sein, wenn wir so etwas in dieser Qualität umsetzen können», sagte Stadtpräsidentin Christiane Guyer. Ich selbst wurde folgendermassen zitiert: «Von mir aus können die morgen damit beginnen.» – Ja, das war auch so gemeint.
«Himmelhoch jauchzend» war die Stimmung an der Präsentation. Endlich ein Bauprojekt, welches wegweisend für Zofingen sein könnte. Der damalige Swissprinters-CEO betonte im Namen der Familie Ringier und der Planer, dass in diesem Zusammenhang besonderer Wert auf Nachhaltigkeit und Zirkularwirtschaft gelegt werde. Man wolle Bausubstanz wiederverwenden und anders nutzen. Zwei Monate zuvor, Ende Januar reichte die Swissprinters ein Gesuch zur Änderung des Gestaltungsplans zu Gunsten des «Gartenhauses» ein. Daraus lässt sich schliessen, dass es der Bauherrschaft wirklich ernst war mit dem Herzstück des künftigen Areals.
Konsterniert entnehme ich nun der Samstagsausgabe, dass das Bauvorhaben nun kardiologisch behandelt wurde. Auf das «Gartenhaus» wird verzichtet, es entsteht eine ganz normale, mittelländisch langweilige Wohnüberbauung mit einem öffentlichen Platz in deren Mitte. «Bahnhofplatz II» könnte man diesen nun nennen. Immerhin, ein paar Pflanztröge hats schon drauf, und eine Quartierbeiz soll es dann auch noch geben.
Das «Gartenhaus» beanspruche Ausnahmebewilligungen von der Stadt im Rahmen des Gestaltungsplans, lässt sich die Bauherrschaft zitieren. Dies kann nur zwei Gründe haben. Entweder führte das Gesuch von Januar 2024 zu langen Verfahren und Rechtsunsicherheiten oder es ist eine billige Ausrede. Ich jedenfalls bin «zu Tode betrübt», von mir aus muss man mit dem nun herzlosen Bau nicht mehr morgen beginnen.
Michael Wacker, Zofingen