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Fertig mit dem ewigen Gift: Regenjacken & Co. sollen bald umweltfreundlich beschichtet werden

Bisher wurden Badehosen oder Regenjacken mit den problematischen «Ewigkeitschemikalien» imprägniert. Ein neues Projekt der Empa verspricht ein umweltfreundlicheres Verfahren.

Soll eine Badehose nach dem Schwimmen ihre Form behalten und schnell trocknen, muss sie zwei Eigenschaften haben: Sie muss elastisch sein und darf sich nicht mit Wasser vollsaugen. Ein Forschungsteam der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa hat ein Verfahren entwickelt, um Textilien von Badehosen oder Regenjacken umweltfreundlich zu imprägnieren.

Seit den 1970er-Jahren verwendet die Textilindustrie nämlich eine Imprägnierung mit sogenannten PFAS-Chemikalien, um Stoffe wasserabweisend zu machen. Diese synthetischen Fluorverbindungen wurden etwa bei der Produktion von Funktionskleidung, Feuerlöschern oder Bratpfannen verwendet und schienen bedenkenlos. Heute weiss man: Die PFAS sind problematisch.

Da die Kohlenstoff-Fluor-Substanzen nicht abgebaut werden, sondern sich in der Umwelt und letztlich in Mensch und Tier anreichern, werden sie auch «Ewigkeitschemikalien» genannt. Sie stehen unter Verdacht, etwa Krebs, Herzkreislauferkrankungen, Übergewicht oder Entwicklungsstörungen auszulösen. Gewisse PFAS sind bereits verboten.

Anders als die PFAS soll das neue Verfahren der Empa nun unbedenklich sein, wie die Empa in einer Mitteilung schreibt. Der Forscher Dirk Hegemann sagt: «Wir setzen sogenannte hochvernetzte Siloxane ein, die eine Silikon-ähnliche Schicht erzeugen.» Für die Faserbeschichtung werden die Siloxane in einem Gas zerstäubt und aktiviert. So, schreibt die Empa, umschliessen sie die Textilfasern mit einer wasserabweisenden Hülle, nur 30 Nanometer dick. Die Fasern lassen sich zu wasserabweisenden Textilien jeglicher Art verarbeiten. Etwa zu Kleidungsstücken oder Polsterstoffen.

Neue Imprägnierung schneidet in Tests besser ab

Der Vorteil gegenüber den herkömmlichen Verfahren liege darin, dass die Substanz lückenlos verteilt werden kann, bis in alle Windungen der Fasern. «Es ist uns sogar gelungen, selbst anspruchsvollere, elastische Fasern mit dem neuen Verfahren dauerhaft zu imprägnieren, was bisher nicht möglich war», sagt Empa-Forscher Hegemann.

In ersten Laboranalysen schneiden die Textilien mit der neuen, umweltfreundlichen Beschichtung gar besser ab als die PFAS-beschichteten Stoffe, schreibt die Empa. Sie saugen weniger Wasser auf und trocknen schneller. Und besonders nach mehrmaligem Waschen lassen sich Unterschiede erkennen. Während die PFAS-Imprägnierung bei dehnbaren Textilien bereist deutlich leide, bleibe die Siloxan-Faser besser intakt. «Damit ist sie trotz Beanspruchung doppelt so wasserabweisend und trocknet deutlich effizienter.»

Dirk Hegemann und sein Team sind nun daran, das PFAS-freie Laborverfahren zu skalieren. «Die Industrie ist sehr interessiert, nachhaltige Alternativen zu PFAS zu finden», sagt Hegemann. Mehrere Textilfirmen seien daher bereits an Bord.(lil)