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Invasive Ameisenart breitet sich rasant aus – auch der Aargau ist betroffen

Die eingeschleppte Tapinoma-Ameise breitet sich in der Schweiz rasend schnell aus. Die invasiven Tiere können grosse Schäden verursachen. Auch im Kanton Aargau wurde der Eindringling bereits nachgewiesen.

Sie ist klein, schwarz und sieht auf den ersten Blick wie eine einheimische Ameise aus. Im Unterschied zu den nützlichen einheimischen Ameisenarten ist die invasive Tapinoma-Ameise aber für unsere Umwelt gefährlich. Im Kanton Aargau wurden die invasiven Tiere bereits an drei Orten nachgewiesen.

So wurden die krabbelnden Insekten gemäss Thomas Hufschmid von der kantonalen Koordinationsstelle Neobiota zur Bekämpfung von gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten bereits in den Gemeinden Aarburg, Spreitenbach und Lenzburg entdeckt.

Was macht die Tapinoma-Ameisen so gefährlich? Ursprünglich stammen sie aus dem Mittelmeerraum und sind in Nordafrika, Spanien und Italien heimisch. Doch immer häufiger bilden sie auch in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich und Belgien Kolonien.

Im Unterschied zu einheimischen Ameisenarten bilden sie sogenannte Superkolonien. Das sind unterirdische Systeme, in denen mehrere Königinnen laufend Nachwuchs an verschiedenen Orten produzieren. Das weitgefächerte unterirdische System macht es dann auch enorm schwierig, die Befälle rasch zu tilgen. «Die invasiven Ameisen können Schäden an der Infrastruktur verursachen und verdrängen auch einheimische Ameisenarten», führt Thomas Hufschmid von der Koordinationsstelle Neobiota aus.

Bei Verdacht auf Tapinoma-Ameise sollen Experten beigezogen werden

Die invasive Art optisch von einheimischen Arten zu unterscheiden, sei für Laien enorm schwierig, wie Hufschmid weiter erklärt. Er rät deshalb auch, Experten beizuziehen, bevor man selber aktiv handelt. Die invasiven Ameisen sind in der Regel etwas kleiner als die einheimischen Ameisen. Gewisse invasive Arten verströmen auch einen speziellen Duft, welcher fast kokosnussähnlich ist. Sie bewegen sich sehr schnell und wuselnd und ihre Bisse können schmerzhaft jucken.

Und noch eine Besonderheit zeichnet die Tapinoma-Ameise aus. Normalerweise haben Ameisen pro Nest nur eine Königin, und sie verhalten sich aggressiv gegenüber anderen Ameisenvölkern. Bei der invasiven Ameisenart gibt es in einer Kolonie hingegen Hunderte oder sogar Tausende Ameisenköniginnen und alle Ameisenvölker arbeiten zusammen.

Normalerweise haben Ameisen pro Nest nur eine Königin. In einer Kolonie der Tapinoma-Ameisen gibt es aber Hunderte oder sogar Tausende Königinnen.
Bild: Zinco79 / www.imago-images.de

Der Einmarsch der invasiven Tiere kann nicht gestoppt werden

In den Aargau eingewandert sind die Tiere aber nicht von allein. Sehr oft sind (Topf-)Pflanzen die Ursache der Einschleppung der invasiven Ameisenart. Daneben sind Erdsubstrate, botanische Gärten, Zoos oder auch der übliche Warenhandel potenzielle Eintrittspfade.

Wie Thomas Hufschmid weiter ausführt, mögen die Ameisen offene, trockene und warme Habitate und weniger eine dichte Vegetation. Die Ameisen können sich im offenen Ackerland, wie erwähnt in Töpfen, entlang von Strassen oder in und um Gebäude ansiedeln.

Kann man den weiteren Einmarsch der Ameisen in den Aargau verhindern? Thomas Hufschmid hat dazu eine klare Antwort: «Nein, das Eindringen lässt sich nicht per se verhindern, da es unbemerkt passiert». Beim Kauf von Pflanzen soll man deshalb darauf achten, dass sich keine Ameisen in den Töpfen oder Containern befinden. Entdeckt man einen Befall sehr rasch, lassen sich die noch kleinen Kolonien aber erfolgreich bekämpfen. Dazu gibt es aus dem Kanton Zürich mehrere bekannte Beispiele.

Der Einmarsch der Ameisen in den Aargau lässt sich kaum mehr verhindern.
Bild: Wirestock_creators / www.imago-images.de

Die Nester der Tapinoma-Ameisen sind unterirdisch, man sieht keinen Bau. Wenn man selbst Ameisen entdeckt, die sich nicht mit herkömmlichen Mitteln bekämpfen lassen, sollte man einen Schädlingsbekämpfer mit Erfahrung in der Bekämpfung invasiver Ameisen beiziehen, falls es einen stört. Geeignete Firmen findet man über die Website des Verbandes Schweizerischer Schädlingsbekämpfer.

Wenn beigezogene Schädlingsbekämpfer Verdachtsfälle nachweisen, zieht der Kanton einen Ameisenexperten bei, welcher den Befall bestätigt und lokal eingrenzt. Anschliessend empfiehlt der Kanton, die Populationen durch professionelle Schädlingsbekämpfer tilgen zu lassen. Je nach Grösse des Befalls kann dies sehr zeit- und kostenintensiv sein. Es sei deshalb gemäss Thomas Hufschmid wichtig, dass sich alle betroffenen Parteien zu einer Bekämpfung entschliessen, da aufgrund der Superkolonien sonst keine Ruhe einkehren würde.

Auch Nachbarkantone des Aargaus betroffen

Nicht nur im Aargau gibt es Nachweise der Tapinoma-Ameise. Auch in den Nachbarkantonen Zürich und Basel wurde die invasive Ameisenart bereits entdeckt. So wurde die Tapinoma-Ameise im April dieses Jahres in Muttenz im Kanton Baselland nachgewiesen,wie das Newsportal Nau berichtete.

Im Zürcher Limmattal im Grenzgebiet zum Aargau gab es seit 2018 bereits mehrere Nachweise der Tiere,wie die Limmattaler Zeitung schrieb. So zum Beispiel in Oetwil. Seit dem ersten Nachweis haben sich die Tiere dort massiv ausgebreitet. Gab es 2018 noch eine Superkolonie mit einem Maximaldurchmesser von 170 Metern auf einer Hektare Land, zählte man laut dem Kanton Zürich 2021 schon 425 Fundorte auf einer Fläche von zirka 1,8 Hektaren. 2024 waren es dann schon über fünf Hektaren, was rund sieben Fussballfeldern entspricht.

In Oetwil im Limmattal sind rund fünf Hektaren Land vom Ameisenbefall betroffen.
Bild: Martin Rupf

In der Stadt Kehl in Baden-Württemberg haben die Ameisen mehrere Ortsteile befallen. So trauen sich Kinder nicht mehr auf einen Spielplatz, und Hausbewohner kämpfen mit Insektiziden gegen die Plage.