
1500 Zelte, 10’000 Leute: Das grösste Zeltlager der Schweiz beeindruckt sogar den Bundesrat
Schaut man über die 1500 Zelte hinweg, sieht der hohe Turm der Tägerhard Kies AG im Hintergrund aus wie eine herzige kleine Kulisse. Das Jublasurium in Wettingen, das Pfingstlager von Jungwacht Blauring, ist das grösste diesjährige Zeltlager der Schweiz. Seine Dimensionen sind enorm. Rund 10’000 Kinder und Leitende von 235 Scharen sind aus der ganzen Deutschschweiz angereist.
Bleiben wir kurz bei den Zahlen: Das Organisationskomitee besteht aus 110 Leuten. Zu den Essenszeiten werden 100 Personen pro Minute verpflegt, und zwar mit total 6,8 Tonnen Nudeln, 1,8 Tonnen Tomatensauce, 4,8 Tonnen Früchten und 3 Tonnen Brot. «Würde jemand eine Frucht pro Tag essen, könnte er dies bei dieser Menge 63 Jahre lang tun, bevor ihm die Früchte ausgingen», verdeutlicht Co-OK-Präsidentin Olivia Klein.

Bild: Dlovan Shaheri

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Auch Bundesrat Martin Pfister, der eigens für einen Besuch auf dem riesigen Gelände angereist war, konnte nur staunen. So sehr, dass er seiner Assistentin abwinkte, die ihm seine Rede bringen wollte, und die Organisation spontan in den höchsten Tönen lobte. «Es ist fantastisch, das in dieser Dimension zu erleben», sagte er und gratulierte Jungwacht Blauring zu ihrer Arbeit.
«Solche Lager sind wichtig für die ganze Gesellschaft»
Pfister hielt fest, dass solche Lager aus drei Gründen wichtig für die gesamte Gesellschaft seien. «Erstens brauchen wir gute Erlebnisse und Orte, wo wir uns wohl fühlen. Das gibt uns unser Leben lang Kraft», führte er aus. Zweitens lerne man hier Wesentliches fürs Leben: auf andere Rücksicht zu nehmen, zuzuhören und die eigenen Wünsche zugunsten der Gemeinschaft etwas zurückzunehmen. «Drittens trägt die Verantwortung, die die vielen ehrenamtlichen Leiterinnen und Leiter hier zu tragen gelernt haben, wesentlich dazu bei, dass es uns allen gut geht.»

Bild: Dlovan Shaheri
Bei dem Geruch nach Dreck und Regen erinnere sich der ehemalige Pfadfinder gleich an die Lager, die er als Bub erlebt habe. «Es prägt einen fürs Leben», warb Bundesrat Pfister nochmals. Dem konnte der Aargauer Landammann Dieter Egli nur zustimmen. «Mir wird hier ganz heimelig zumute», sagte der ehemalige Cevi-Jungschärler. Er sei noch nie in einem so grossen Zeltlager gewesen und war ebenso überwältigt wie der Bundesrat.
Egli schwenkte um auf ein im wahrsten Sinn des Wortes allüberschattendes Thema. Er sagte aus Erfahrung: «Das Wetter ist eben so, wie es bei Pfingstlagern ist.» Tatsächlich hatte der erste deftige Regenschauer dann eingesetzt, als sich alle Lagerteilnehmenden zur Begrüssung vor der Bühne versammelten und das Lagerlied sangen. «Zuerst fanden wir es schade, aber dann begannen alle, im Regen zu tanzen, das war super», erzählt die 13-jährige Steffi von der Jubla St. Sebastian Wettingen.
Hier ist es offiziell erlaubt, wild und neugierig zu sein
Ja, das Wetter war garstig am Samstag, dem ersten Tag des Jublasuriums. Es hat geschüttet wie aus Eimern. Aber auch das gehört zu solchen Lagern. Die Kinder sind mit guten Kleidern warm eingepackt. Und nicht nur die Kleinsten lieben es, in die Pfützen zu springen, oder lachen laut, wenn sie auf eine Bodenschutzplatte treten, unter der unerwartet das Wasser hervorspritzt. Hier darf man das. Auf Postern steht: «Wild sein erlaubt!» oder auch «Neugierig sein erlaubt!»
Sophia Vogelbacher, Leiterin der Jubla St. Sebastian Wettingen, fasste zusammen: «Wir waren gerade angekommen, als es zu regnen begonnen hat. Für einen Moment kippte die Stimmung ein wenig. Aber wir haben mit den Kindern den Schütteltanz gemacht, um uns aufzuwärmen. Da merkt man erst, wie viel Kraft wir gemeinsam haben, denn am Ende hatten alle wieder Spass.»
Es sei eben eine Lebensschule, betonten «die beiden Olis», Olivia Klein (Wettingen) und Oliver Roos (Emmen), die Co-OK-Präsidierenden. Sie führten den Bundesrat und viele Besuchende übers Gelände. Beim riesigen Zeltplatz deuteten sie auf grosse Lampen. «Sollte eines der Kinder nachts den Weg vom WC zu seinem Zelt nicht mehr finden, was leicht passiert, kann es sich hier melden und wird zurück begleitet», berichtet Oliver Roos verständnisvoll.
Es kann sogar ein Pluspunkt im Lebenslauf sein
Abgesehen vom grössten Zeltlager der Schweiz ist das Jublasurium, dessen Name sich aus Jubla und Sammelsurium zusammensetzt, auch die grösste Insektenkonferenz. Das ist das Hauptthema: Die Kinder und Jugendlichen tauchen für drei Tage in eine Insektenwelt ein und lernen spielerisch einen achtsamen Umgang mit Natur und Mitmenschen. Denn Nachhaltigkeit wird hier grossgeschrieben.
Auch Regierungsrat Markus Dieth liess sich die Führung übers Gelände nicht entgehen. Er war nie in einer solchen Jugendorganisation, seine Töchter jedoch mit Herzblut in der Jubla. «Wenn ich Bewerbungen anschaue und in einer steht, die Person habe in einer Jugendorganisation eine leitende Position gehabt, sagt mir das schonmal, dass sie Verantwortung tragen kann. Das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt.»