
So verbreitet ist die «chemische Unterwerfung» im Aargau
Zum Phänomen der «chemischen Unterwerfung» kommt es mit farblosem Pulver oder Flüssigkeiten, die sich gut mit Wasser mischen lassen und unbemerkt in ein Getränk gegeben werden können. Bereits 15 Minuten nach der Einnahme verspüren betroffene Personen eine Euphorie, die danach in Müdigkeit übergeht.
Werden die Wirkstoffe überdosiert, kommt es zu Übelkeit, Benommenheit, Bewusstlosigkeit und Atemnot. Bei den eingesetzten Substanzen handelt es sich meist um Gammahydroxybuttersäure (GHB), Gammahydroxybutyrolacton (GBL) und Butandiol (BD). Umgangssprachlich werden diese Mittel als Liquid Ecstasy oder K.-o.-Tropfen bezeichnet.
Chemische Unterwerfung komme in sehr unterschiedlicher Form vor, hielt die SP-Grossrätin Lelia Hunziker in ihrer Interpellation fest. In Frankreich wurde beispielsweise vor wenigen Monaten Dominique Pelicot verurteilt,weil er seine Ehefrau Gisèle über Jahre hinweg mit Medikamenten betäubte und sie mehr als 50 Männern zur Vergewaltigung zuführte.In Süddeutschland gab es an Fasnachtsbällen Vorfälle mit K.-o.-Tropfen.
Der Kantonspolizei ist ein Fall bekannt
Auf die Frage, wie verbreitet das Phänomen im Aargau sei, schreibt die Regierung, dass die Strafverfolgungsbehörde über keine Statistik zur Anzahl und Art der Delikte sowie zu den betroffenen Opfern verfüge. Weiter heisst es in der Antwort, auch das Departement Gesundheit und Soziales erhebe dazu keine Zahlen.

Bild: zvg
«Der Kantonspolizei Aargau wurde in den letzten Jahren ein einziger Fall mit Bezug zu dieser Thematik bekannt», schreibt die Regierung. Dabei sei im Jahr 2024 eine geringe Menge von K.-o.-Tropfen sichergestellt worden. Dies allerdings bei einem Süchtigen und nicht für die sogenannte «chemische Unterwerfung».
Sicherheitsrisiken sind Teil einer nationalen Kampagne
Potenzielle Opfer von K.-o.-Tropfen können sich rund um die Uhr durch die Dienstärztin des Instituts für Rechtsmedizin des Kantonsspitals Aarau untersuchen lassen. Eine Auswertung auf DNA und K.-o.-Tropfen erfolgt laut der Regierung nur im Fall einer Anzeige im Auftrag der Staatsanwaltschaft. Die Opferhilfe übernimmt die Kosten der rechtsmedizinischen Untersuchung bei einem Verdacht auf ein Delikt, bei dem unbemerkt Substanzen verabreicht worden sein könnten.
Präventionsangebote zur «chemischen Unterwerfung» bestehen im Aargau nicht und sind auch nicht vorgesehen, wie der Regierungsrat weiter schreibt. Die Kantonspolizei trägt jedoch die Kampagne «Gut Ausgegangen» der Schweizerischen Kriminalprävention mit, welche das Bewusstsein für Sicherheitsrisiken im Nachtleben schärft und die «chemische Unterwerfung» thematisiert.