
Kanton eröffnet neue Asyl-Notunterkunft in Bremgarten – Neuigkeiten gibt es auch für Seon
Seit 2023 gilt im Aargau der Notstand im Asylbereich. Derzeit befinden sich so viele Asylsuchende im Kanton wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Sie brauchen alle eine Unterkunft. Doch diese sind dünn gesät, weshalb der Kanton auf unterirdische Zivilschutzanlagen zurückgreifen muss.
Am Mittwoch teilte das Departement Gesundheit und Soziales (DGS) mit, dass der Kanton ab Januar 2026 in Bremgarten eine neue Notunterkunft in Betrieb nimmt. Sie befindet sich in der geschützten Sanitätsstelle (GSS) beim Alterszentrum Bärenmatt, die von September 2024 bis Januar 2025 als temporäre Bundesasylunterkunft diente.
Jetzt sollen dort Familien wohnen. Die Anlage umfasst 128 Plätze. Nach der Neuvergabe der Betreuungsdienstleistungen übernimmt die Convalere AG ab dem neuen Jahr die Betreuung der Geflüchteten in allen Notunterkünften, auch in Bremgarten.
Laut Kanton werden die schulpflichtigen Kinder den Einschulungsvorbereitungskurs in Wettingen besuchen. Es soll eine Begleitgruppe eingerichtet werden, in der Anwohner und Freiwillige sich einbringen können. Eine öffentliche Besichtigung für die Bevölkerung habe bereits im Vorfeld der Eröffnung der Bundesasylunterkunft stattgefunden – auf eine Wiederholung werde deshalb verzichtet.
In Seon könnte eine weitere Notunterkunft entstehen
In Seon richtet der Kanton als «vorbereitende Massnahme» eine weitere Schutzanlage als Notunterkunft für Geflüchtete her. Dies, «um für einen allfälligen Anstieg der Zuweisungen gewappnet zu sein», wie es in einem Communiqué heisst. Sie hat ebenfalls 128 Plätze. Der Eingang befindet sich zwischen dem Alters- und Pflegeheim Unteres Seetal und der Seetalstrasse.
Um die Anlage als Notunterkunft nutzen zu können, werde der kantonale Sozialdienst ein Brandschutz- und Baugesuch einreichen, heisst es in der Mitteilung. Eine allfällige Eröffnung sei abhängig von den Zuweisungen sowie der Auslastung anderer Unterkünfte und heute noch nicht absehbar.
Die rechtzeitige Vorbereitung sei nötig, schreibt der Kanton weiter, weil die Verordnung über die Bewältigung sozialer Notstände betreffend schutzsuchende Personen (VBNS) ausgelaufen ist. Diese Verordnung habe Erleichterungen betreffend Brandschutz sowie ein vereinfachtes und verkürztes Baubewilligungsverfahren ermöglicht.
Weiter werden in der bestehenden Notunterkunft in Birmenstorf neu wieder Männer untergebracht, nachdem sie zwischenzeitlich mit Familien belegt war. Das hat der Kanton wegen des aktuellen Platzbedarfs entschieden. Die Änderung erfolge in Absprache mit dem Gemeinderat Birmenstorf und per sofort.
Anfang Oktober wohnten 9655 Personen in Aargauer Asylunterkünften. Die kantonalen Männerunterkünfte sind gemäss Kanton zu 96 Prozent ausgelastet, die Familienunterkünfte zu 97 Prozent. Die sieben Aargauer Notunterkünfte mit total 970 Plätzen sind derzeit zu 63 Prozent ausgelastet.
Deshalb werden Familien unterirdisch untergebracht
Unterirdische Notunterkünfte sind alles andere als ideal für die Bewohnenden. Das sieht auch der Kanton Aargau so. Deshalb wolle man möglichst schnell davon loskommen, sagt Stephan Alexander, Leiter der Unterabteilung Asyl beim kantonalen Sozialdienst. Derzeit sei man aber aufgrund der Notlage darauf angewiesen.
Auf die Frage, weshalb ausgerechnet Familien in unterirdischen Anlagen untergebracht werden, sagt er: «Uns stehen leider auch zu wenig Familienplätze in regulären Unterkünften zur Verfügung. Aber wir versuchen, Familien möglichst schnell oberirdisch unterzubringen.»
Wie lange die neu geschaffenen Notunterkunftsplätze ausreichen werden, ist laut Stephan Alexander schwer vorauszusagen. «Ich gehe davon aus, dass die rund 120 zusätzliche Plätze in Bremgarten für die kommenden Monate ausreichen werden und wir in nächster Zeit nicht auf Seon angewiesen sind.» Die weitere Entwicklung hänge letztlich von der Weltlage und speziell vom weiteren Verlauf des russischen Kriegs gegen die Ukraine ab. Denn es sind immer noch die Ukrainerinnen und Ukrainer, die den grössten Anteil unter den Geflüchteten ausmachen.




