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«Wenn man ein Unternehmen an die Wand fahren will, muss man genau so vorgehen»: So reagiert die Politik auf die Absetzung des KSA-Chefs

Gesundheitspolitiker von links bis rechts zeigen sich überrascht, dass Anton Schmid als CEO des Kantonsspitals Aarau abgesetzt wird. Einige sehen die Probleme eher in der Struktur als in der Person.

Das KSA kommt nicht zur Ruhe. Vor zwei Jahren wurde Robert Rhiner als CEO abgesetzt, am Mittwoch trennte sich das Kantonsspital Aarau von seinem Nachfolger Anton Schmid. Interimistisch übernimmt Verwaltungsratspräsident Daniel Lüscher in Doppelfunktion die operative Führung des KSA.

Im Interview mit der AZ begründete Lüscher den Entscheid damit, dass das Unternehmen in der Entwicklung nicht dort sei, wie es sich der Verwaltungsrat vorgestellt habe. Man wolle nun die Crew an Bord holen, von der man glaube, dass sie die «sehr anspruchsvollen Ziele» bewältigen könne.

Unter Aargauer Politikern sorgt der Entscheid teils für Irritation. Severin Lüscher, Präsident der Gesundheitskommission des Grossen Rates und Grünen-Politiker, zeigt sich «überrascht» von Schmids Absetzung. «Er hat als CEO stets Vollgas gegeben und aus meiner Sicht bei analytischen Fragen wie der Portfolio-Analyse überzeugt», sagt er und betont: «Er war jedenfalls zu kurz im Amt, um vieles falsch gemacht zu haben.» Der Gesundheitspolitiker sagt aber auch: «Wenn ein Verwaltungsratspräsident nicht von seinem CEO überzeugt ist, ist es richtig, dass er jetzt rasch gehandelt hat angesichts der anstehenden Probleme.»

Unumgänglich oder fahrlässig?

Sogar «extrem überrascht» ist Philippe Kühni, Präsident der GLP Aargau. Dass es beim KSA sowohl beim Management als auch im Verwaltungsrat keine Kontinuität gebe, sei bedenklich. Es könne nicht sein, dass man ständig Leute austausche, findet Kühni: «Wenn man ein Unternehmen an die Wand fahren will, muss man genau so vorgehen.» Seiner Einschätzung nach habe der CEO seine Arbeit gut gemacht: «Man sollte die Leute einfach mal ihre Arbeit machen lassen. Ich hoffe, dieser Schritt war wirklich unumgänglich, sonst wäre er geradezu fahrlässig.»

Zurückhaltender beurteilt Mitte-Grossrat Andre Rotzetter den Verwaltungsratsentscheid: «Auf der einen Seite bin ich überrascht, auf der anderen Seite auch nicht.» Es könne immer passieren, dass strategische und operative Organe nicht gleich tickten. Man müsse sich bewusst sein, dass der CEO von Lüschers Vorgänger und nicht von ihm selbst eingesetzt worden sei. Rotzetter wünscht sich, das künftig das Gesamtinteresse wieder mehr im Vordergrund rückt: «Wenn offenbar kein CEO der Aufgabe gewachsen ist, muss sich etwas an der Struktur ändern. Ich habe das Gefühl, es sind immer noch zu viele Einzelinteressen im Spiel.»

Unerwartet kam der Entscheid auch für Clemens Hochreuter von der SVP. Schmid habe auf ihn einen einen «sehr engagierten Eindruck» gemacht, sagt er auf Anfrage. Aber auch beim Verwaltungsratspräsidenten handle es sich um eine Fachperson, die genau wisse, was ein solcher Entscheid für Folgen habe. Was die CEO-Nachfolge betrifft, sagt Hochreuter: «Es braucht jemanden, der umfassende Sanierungskompetenzen hat.»

SP sieht den Entscheid kritisch

Claudia Rohrer, SP-Grossrätin aus Rheinfelden, sieht den Entscheid des Verwaltungsrats kritisch. Sie sagt: «Bei Mitarbeitenden und Patienten sollte endlich Ruhe einkehren. Ein solcher Entscheid bewirkt das Gegenteil.» Ihr sei besonders die Trennung von Verwaltungsrat und CEO wichtig, weshalb möglichst bald ein Nachfolger gefunden werden müsse.

Für FDP-Gesundheitspolitiker Tobias Hottiger gab es keine offensichtlichen Anzeichen, dass sich Verwaltungsrat und CEO trennen würden. Er sagt: «Auch mich hat der Entscheid überrascht.» Ihm sei es in dieser Situation wichtig, dass alle Beteiligten ihre Rolle einhalten würden: «Es handelt sich um einen Entscheid auf operativer Ebene. Als Grossrat bin ich nicht dafür zuständig und werde den Schritt deshalb nicht weiter kommentieren.» Dem neu zusammengesetzten Verwaltungsrat als Entscheidungsträger muss aus seiner Sicht ein gewisses Vertrauen entgegengebracht werden.

EVP-Co-Präsidentin Therese Dietiker sagt, ihr täten die neuerlichen Abgänge leid, habe doch vor rund drei Wochen bereits der Finanzchef seine Aufgabe am KSA aufgegeben. «Ob es sinnvoll ist, dem Verwaltungspräsidenten die Aufgabe des CEO zu überlassen, ist für mich eine dringend zu klärende Frage.»

Der Kanton als Alleinaktionär der KSA-Gruppe äussert sich nicht zum Abgang von CEO Anton Schmid. Dies sei Sache des Verwaltungsrats, heisst es vom Departement für Gesundheit und Soziales auf Anfrage.