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Bauarbeiter sind hässig: Die Hälfte bekam nicht einmal einen Teuerungsausgleich

Obwohl die Branche boome, verweigerten viele Baumeister ihren Angestellten einen Teuerungsausgleich, kritisieren die Gewerkschaften. Dabei hatte der Baumeisterverband empfohlen, die Löhne individuell anzuheben.

Wegen der Teuerung reichen die Löhne weniger weit. In vielen Branchen gibt es darum eine Lohnerhöhung. Köche und Servierpersonal bekommen zum Beispiel 5 Franken mehr pro Monat. Die Mindestlöhne in der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie stiegen um 1,7 Prozent.

Auch im Baugewerbe steigen die Löhne zum Teil. Die Mindestlöhne im Holzbaugewerbe zum Beispiel um drei Prozent. Im Bauhauptgewerbe gab es dieses Jahr aber keine generelle Lohnerhöhung. Die Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Unternehmern blieben ohne Resultat. Die Baumeister empfahlen ihren Mitgliedern im Herbst allerdings die Löhne individuell anzuheben.

Verhandlungen gescheitert

Nachgekommen sind dieser Forderung nur wenige. Dies geht aus einer Lohnumfrage der Gewerkschaften Unia und Syna hervor, die sie am Freitag präsentierten. 73 Prozent der Firmen (inklusive Subunternehmer und Temporärfirmen) hätten gar keine Lohnerhöhung gewährt, 18 Prozent individuelle Lohnerhöhungen. 2 Prozent der Firmen hätten generelle Lohnerhöhungen gewährt, 7 Prozent sowohl individuelle als auch generelle Salärerhöhungen.

«Das Resultat ist erschreckend: 48 Prozent der Bauarbeiter haben keinen einzigen Franken Lohnerhöhung erhalten. Sie erleiden dieses Jahr eine Reallohnsenkung von über 2 Prozent», sagt Nico Lutz, Sektorleiter Bau der Gewerkschaft Unia. Und dies obwohl die Auftragsbücher voll und die Baupreise gestiegen seien.

Junge Maurer verlassen nach der Lehre den Beruf

Die Gewerkschaften warnen vor einer Verschärfung des Fachkräftemangels. Bis 2040 werde das Manko bei den benötigten Maurern und Vorarbeitern auf über 30 Prozent steigen. So verlasse rund jeder zweite ausgebildete Maurer die Baubranche – viele bereits wenige Jahre nach Lehrabschluss.

«Lange Arbeitstage, steigender Druck, sinkende Kaufkraft. Die Zukunftsperspektiven für den schönen und stolzen Maurerberuf trüben sich zunehmend ein», sagt Chris Kelley, Co-Sektorleiter Bau der Gewerkschaft Unia.

Der Baumeisterverband betonte beim Abbruch der Lohnverhandlungen im Herbst, seine Mitglieder zahlten «die mit Abstand höchsten gewerblichen Löhne der Schweiz». In den letzten beiden Jahren seien die Löhne im Bauhauptgewerbe um über vier Prozent gestiegen. Die Gewerkschafter weisen darauf hin, dass die Löhne im Bauhauptgewerbe mit den Berufsjahren weniger stiegen und ab dem Alter von 45 Jahren für Bauberufe unterdurchschnittlich seien.

Mit der Umfrage wollen die Gewerkschaften nun Druck auf die Baumeister machen. Denn im Herbst dürfte wieder über die Löhne verhandelt werden. Dann brauche es eine Lohnerhöhung für alle. Sie müsse über der Teuerung liegen und auch «dem Lohnrückstand der letzten Jahre» Rechnung tragen, heisst es von Unia und Syna.