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Keinen Rabatt mehr, dafür doofe Werbung

Vor etwa einer Woche habe ich erstmals einen Trickfilm gesehen, der sich nach weit mehr als einer Minute als Werbespot der Migros entpuppte. Etwas Langweiligeres habe ich kaum je gesehen. Eine total unverständliche englische Story, mit lauter Musik untermalt, soll uns aufmuntern, die weihnächtliche Stimmung in der Migros zu geniessen. Das Genuschle wird wohl von kaum jemandem verstanden, und für Kleinkinder müsste die Migros eine Märlitante engagieren, die das Ganze übersetzt. Ich behaupte, dass kein Erwachsener diese 90 Sekunden mehr als zwei- oder dreimal opfert, um am Ende das Logo des Grossverteilers zu sehen. Die Länge des Spots ist gut gewählt, es bleibt genügend Zeit, um Pipi zu machen, sich einen Kaffee zu kredenzen oder im Keller ein kühles Bierli zu holen.

Während der Euro im Sommer kostete ein 30-Sekunden-Spot bei SRF zur besten Zeit zwischen 70 000 und 95 000 Franken. So könnte eine Ausstrahlung des drei Mal so langen Weihnachtsgags wohl auch um die 100 000 Franken kosten. Bis Weihnachten, circa fünf Mal am Tag, ergibt nach Adam Riese um die 15 Millionen Franken. Freuen wir uns doch auf zukünftig versprochene faire (tiefere) Preise für das ganze Volk. Ich, als Sportfan für Wintersport und Radrennen aller Art, freue mich schon jetzt auf die etwa 500 sauber gewaschenen Klamotten in Odis Waschmaschine, und wenn ich noch genügend Haare auf meinem dünn gewordenen Kopfrasen hätte, würde ich sicher Goldhirseöl verwenden, obwohl Hirse als Nahrungsmittel wohl bessere Inhaltsstoffe hat.

Es geht leider nicht ohne Werbung, das weiss ich, aber läuft das Fass nicht schon längst über? Mein wichtigstes Utensil ist die Fernbedienung. 0,5 Sekunden nach «Pink Lady» ist der Apfel gegessen. Fischers Bettwaren sind so gut, dass man augenblicklich einschläft, kaum sind die toten Tiere gerupft. Es ist selten geworden, dass ein Werbespot wirklich als gelungen bezeichnet werden kann. Falls ich mich geirrt haben sollte mit meinen nicht belegten Zahlen, ich nehme gerne Kritik in Kauf.

Willi Siegrist, Vordemwald