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Kilometerlange Tunnelstrecke für Cars und Fussgänger – Luzern verzichtet auf ein visionäres Projekt

Der Verkehrsalat bleibt: Für die Reisecars in der Touristenstadt Luzern fehlt weiterhin eine definitive Lösung.

Die Stadt Luzern gibt die angeblich aussichtsreichste Idee für ein Carregime auf. Der Stadtrat teilte am Donnerstag mit, dass er das Projekt eines 800 Meter langen Fussgängertunnels von einem Parkplatz beim Kantonsspital in die Gegend des Schwanenplatzes aus Kostengründen aufgebe.

Seit Jahren sucht die Stadt nach einer Möglichkeit, die Busse, welche die Gruppentouristen für eine Visite nach Luzern bringen, möglichst vom Zentrum fernzuhalten. Vor allem die Situation am Schwanenplatz führte zu einer negativen Stimmung von Teilen der Bevölkerung gegenüber der für Luzern wichtigen Tourismusindustrie.

2018 legte der Stadtrat in der Carpark-Frage einen Marschhalt ein. 2020 startete er einen «Strategieprozess». Insgesamt wurden 59 Vorschläge geprüft, wie die Stadt mit den Reisebussen umgehen könnte. Im August 2022 teilte die Stadtregierung mit, sie favorisiere das Projekt «Stadtpassage».

Ein Bus- und ein Fussgängertunnel

Das Vorhaben sah den Bau von zwei Tunnels vor. Ein erster, 200 Meter langer Strassentunnel sollte vom Gebiet Sedel-Friedental in ein neues Parkhaus unter dem Kantonsspital führen. Von dort sollten die Touristinnen und Touristen über einen 800 Meter langen Fussgängertunnel in die Hertensteinstrasse gelangen.

Das Projekt war ein Jahr zuvor von privater Seite lanciert worden. Hintergrund war, dass das Kantonsspital derzeit grössere Bauvorhaben hat, von denen die Stadt zur Lösung ihres Carproblems profitieren könnte.

Das Stadtparlament war im November 2022 bereit, der Stadtpassage eine Chance zu geben. Bis auf die SP sprachen sich alle Fraktionen dafür aus, die Idee genauer zu prüfen. Mobilitätsdirektor Adrian Borgula (Grüne) sagte damals im Parlament, am Schluss gelte es zu entscheiden, ob es der Stadt wert sei, so viel Geld einzusetzen.

Drei Mal teurer

Der Stadtrat war damals von Kosten von 90 bis 120 Millionen Franken ausgegangen. Seither wurde eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, die Kosten werden nun auf 270 bis 340 Millionen Franken geschätzt. Für den Stadtrat ist dies zu viel Geld.

Die Stadtpassage sei zwar ein machbares, aber technisch sehr anspruchsvolles Infrastrukturvorhaben, teilte der Stadtrat mit. Das Vorhaben habe zahlreiche Abhängigkeiten und Risiken. Die Synergien mit den baulichen Erneuerungen des Kantonsspitals seien kleiner als angenommen. Ein Bau wäre nicht vor 2029 möglich, zudem müsste der Tunnel in die Altstadt um 150 Meter verlängert werden.

Die Studie geht gemäss der Mitteilung nicht nur von hohen Investitionskosten, sondern auch von hohen Betriebskosten aus. Über die Parkierungsgebühren könnten diese nicht refinanziert werden, teilte der Stadtrat mit, es wären Beiträge der öffentlichen Hand nötig. Die sehr hohen Kosten liessen sich damit nicht rechtfertigen.

Übergangslösung umsetzen

Wie es nun beim Thema Carregime weitergeht, will der Stadtrat im nächsten Winter in einem Bericht und Antrag darlegen. Kurz- und mittelfristig wolle er ein Übergangsregime zur Entlastung der Innenstadt umsetzen, teilte er mit.

Dieses sieht vor, auf den beiden zentralen Carparkplätzen am Schwanenplatz und am Löwenplatz eine Anhaltegebühr einzuführen. Zudem soll ein Reservationssystem geschaffen werden. (sda)