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«Barrieren sprengen»: Die Juso wehrt sich gegen die Einführung von Spezialklassen

«Die regionalen Spezialklassen stellen für die betroffenen Familien sicherlich eine Verbesserung dar», sagt auch die Juso Aargau. Eine Lösung seien sie aber nicht. Die Jungpartei fordert ein inklusives System. Das fördere Schulkinder mit Behinderung am besten.

In den Aargauer Sonderschulen gibt es auch in diesem Schuljahr nicht genug Platz. Für Kinder, die einer speziellen Betreuung bedürfen, hat der Kanton die Möglichkeit von regionalen Spezialklassen geschaffen. In Suhr zum Beispiel werden Kinder und Jugendliche aus den Gemeinden Buchs, Suhr und Gränichen in einer separaten Klasse eingeschult und unterrichtet.

Dagegen wehrt sich die Juso Aargau und setzt pünktlich zum Schulstart ein Zeichen: Die Jungpartei ist generell gegen die Trennung von Schulkindern mit Behinderung von den Normklassen und plädiert für ein inklusives Bildungssystem. Es sei belegt, dass die Kinder so grössere Lernfortschritte erzielen und sich sozial besser einbinden, schreibt die Jungpartei in einer Mitteilung. Dies entspreche auch der Uno-Behindertenrechtskonvention.

Sechs Mitglieder der Juso haben sich vor dem Primarschulhaus Vinci in Suhr versammelt, um sich gegen das aktuelle System im Aargau zu bekennen. In Suhr werden Kinder mit Behinderung ab Montag neu in einer Spezialklasse unterrichtet. «Barrieren in der Schule sprengen, statt neue Parallelsysteme schaffen», lautet das Motto der Juso.

«Die regionalen Spezialklassen stellen für die betroffenen Familien sicherlich eine Verbesserung dar. Doch sie sind keine Lösung für das dahinterliegende Problem, dass die Aargauer Regelklassen äusserst unzugänglich sind», lässt sich Loredana Nigro, Mitglied des Projektvorstands Anti-Ableismus der Juso Aargau, zitieren.

Elias Erne, zuletzt Nationalratskandidat für die Jungpartei und Einwohner von Suhr, erwartet von seiner Gemeinde, dass keine Schulkinder mehr separiert werden. Er regt sich auch darüber auf, dass ausgerechnet in Suhr die offenbar erste Spezialklasse eingeführt worden sei.

Auch für Befürwortende von Sonderschulen sei die Situation unbefriedigend

Die Sonderschulquote im Aargau ist hoch. Zum Schuljahresbeginn vor zwei Jahren lag sie bei 2,6 Prozent, schreibt die Juso. Sie lag damit klar über dem nationalen Durchschnitt von 1,8 Prozent. «Trotz so einer hohen Quote sind die Aargauer Sonderschulen übervoll.»

1758 Aargauer Kinder und Jugendliche besuchen ab heute Montag eine Tagessonderschule, 560 ein Schulheim. Für 185 Schulkinder mit ausgewiesenem Sonderschulbedarf gab es, Stand Juni, keinen freien Sonderschulplatz ab dem neuen Schuljahr jetzt im August.

«Für alle Seiten ist unbestritten, dass dringender Handlungsbedarf besteht», bemerkt die Juso weiter. Dass der Kanton aber die regionalen Spezialklassen mindestens als Zwischenlösung sieht, verurteilt die Juso hingegen scharf, «da dieser Schritt noch mehr Separierung im Aargauer Bildungswesen schafft».

Eine Spezialklasse setzt sich, in der Regel, aus vier bis acht Schulkindern zusammen, deren Wohnorte geografisch nahe beieinander liegen. Suhr und Stein führen zwei solche Klassen, in Mettauertal stehe eine weitere in Abklärung, gab der Kanton zuletzt bekannt.

In Baden gibt es das «regionale Spezialangebot», das sich an Regelschulen aller Stufen richtet, die eine belastende Situation mit Schulkindern mit sozialen und disziplinarischen Auffälligkeiten zu bewältigen haben. Das Angebot in Baden wird ab dem neuen Schuljahr mit einem reduzierten Einzugsgebiet umgesetzt. Die Eröffnung weiterer Standorte sei in Planung.