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Seltene Schildkröte gesichtet: Wieso diese Entdeckung so aussergewöhnlich ist

Die einzige einheimische Schildkröte ist schwer zu sichten. Nun ist aber erstmals ein Exemplar beim Birdlife-Naturzentrum am Klingnauer Stausee zu Gast. Eine einmalige Gelegenheit, das Tier aus nächster Nähe beobachten zu können.

Einst landete sie als Delikatesse auf dem Teller oder wurde für medizinische Zwecke genutzt: Heute gilt die Europäische Sumpfschildkröte als vom Aussterben bedroht. Das scheue Tier bekommt man nur selten zu Gesicht. Nun ist die einzige einheimische Schildkröte erstmals im grossen Teich beim Erlebnispfad des Birdlife-Naturzentrums in Böttstein zu Gast.

Zwar seien auch schon Europäische Sumpfschildkröten im Naturschutzgebiet am Klingnauer Stausee gesichtet worden, sagt Petra Zajec, Biologin und Leiterin des Naturzentrums. «Bei uns auf dem Gelände aufgetaucht ist sie bisher aber noch nie. So kann die Schildkröte für einmal relativ einfach aus nächster Nähe beobachtet werden.» Vor allem am Vormittag würde sie sich gerne auf totem Holz in der Sonne baden. Entdeckt hatten das seltene Exemplar vor knapp zwei Wochen Besucher des Naturzentrums.

Auf Roter Liste galt sie als ausgestorben

Nicht zu verwechseln ist die einheimische Art etwa mit der invasiven Rotwangen-Schmuckschildkröte. Das exotische Reptil schadet der Artenvielfalt und konkurriert mit einheimischen Arten um Lebensraum und Nahrung. Der Umgang mit ihnen ist in der Schweiz nur mit einer Ausnahmebewilligung möglich. Ihr klares Erkennungsmerkmal: die roten Backen.

Schwieriger werde es bei anderen gebietsfremden Arten, sagt Petra Zajec. Die Europäische Sumpfschildkröte sei aber an ihrer generell sehr dunklen Färbung zu erkennen und verfüge über gelbe Tupfen und Flecken, nicht aber über einen «getigerten Kopf» wie etwa die Gelbwangen-Schmuckschildkröte.

Auf den Roten Listen der gefährdeten Reptilien der Schweiz von 1982 beziehungsweise 1994 wird die Europäische Sumpfschildkröte als «ausgestorben» taxiert. Ende der 1990er-Jahre hätten sich aber Hinweise darauf verdichtet, dass möglicherweise noch ursprüngliche Vorkommen an einigen Standorten in der Schweiz existieren. In der Roten Liste von 2005 wurde die Art folglich als «vom Aussterben bedroht» eingestuft.

In der Schweiz wieder weit verbreitet

Neben der Jagd sei vor allem die Zerstörung der Lebensräume dafür verantwortlich gewesen, dass sie praktisch ausgerottet wurde, schreibt das Birdlife-Naturzentrum auf seiner Website. Ob die aktuell lebenden Tiere von den ursprünglichen Populationen abstammen, sei umstritten. «Sicher ist: Heute kommt die Europäische Sumpfschildkröte (wieder) in 16 Kantonen der Schweiz vor, pflanzt sich aber nur an ganz wenigen Orten fort.» Meistens handle es sich bei den Vorkommen nur um einzelne Tiere, die vermutlich ausgesetzt worden seien.