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Die Kaulitz-Zwillinge und das «Kontrö»-Debakel

Französisch gehört nicht zu den Stärken der Pop- und Celebrity-Sternchen Bill und Tom Kaulitz. Die gute Nachricht ist: Jetzt kann es nur noch aufwärts gehen.

Es gibt zwei von ihnen, und es gibt zwei Meinungen über sie: Die einen verehren Bill und Tom Kaulitz als Pop-Stars und/oder fiebern ihrem wöchentlichen Podcast ungeduldig entgegen. Die anderen sprechen den beiden Deutschen aus Magdeburg jede Kompetenz ab, sie sehen sie als Reizfiguren und halten mit Boshaftigkeiten nicht zurück.

Sind die Kaulitz-Zwillige nun genial oder genial daneben? Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo dazwischen.

Zweifellos ist den beiden Stars der früheren Teenie-Band Tokio Hotel in den letzten Jahren ein Comeback geglückt, wie es die Unterhaltungsbranche seit John Travolta und Pulp Fiction nicht gesehen hat.

Beharrlich haben sie sich eine Karriere als Reality-Stars und Podcast-Hosts aufgebaut – und viele Nebengeschäfte-, während sie mit ihrer Band immer noch Stadien auf den meisten Kontinenten der Welt füllen. Vorläufiger Höhepunkt aber ist eine eigene Reality-Show bei Netflix, die diesen Monat in die zweite Staffel geht. Mit viel Selbstironie und Humor haben die beiden das Genre neu erfunden und globalen Erfolg.

Wenn Allgemeinbildung zur Nebensache wird

Was die beiden Exildeutschen hingegen nicht haben, ist ein abgerundetes Weltwissen. Die frappanten Lücken offenbart ihr Podcast einmal in der Woche einem Millionenpublikum. Wenn sie etwa minutenlang darüber reden, dass ein Globus die Kontinente verzerrt abbilde – um eine Woche später herauszufinden, dass das bei einer Karte der Fall ist, weil eine Karte flach und Welt und Globus Kugeln sind.

Die Nonchalance, mit der Bill und Tom Kaulitz die Leerstellen im Weltwissen weglachen, ist Teil ihres Erfolgsrezeptes. Daheim erfreuen sich Hörer ihrer eigenen Unzulänglichkeiten. Oder sie fühlen sich überlegen, denn sie hätten es gewusst, anders als die Hollywood-Millionäre, die einst das Gymnasium als Teenager für das Leben als Popstars geschmissen haben.

Wenn der Coffee Sour zum Aufreger wird

Nichts aber können Bill und Tom Kaulitz schlechter als Französisch – bei allem Sprachsinn und Esprit, den man den beiden Podcastern sonst zugestehen muss. Beispiele dafür gab es in der Vergangenheit viele. Nichts aber hat so sehr die Gemüter bewegt, wie Toms Rezept für einen «Coffee Sour» letzte Woche, in den Cointreau gehört. Oder wie es Tom Kaulitz sagte: «Kontrö».

Die Reaktionen und Belehrungen kamen dutzendweise. In der letzten Folge versuchte Tom öffentlich die Korrektur. Nicht «Kontröö» heisse es offenbar, sondern «Quantro» belehrte er seinen Bruder. Nein, so auch nicht. «O konträr» – wollte man den beiden zurufen.

Das öffentliche Rätselraten um die Phonetik eins Liqueurs in komplett verkatertem Zustand – es war der Tiefpunkt der Kaulitzschen Französischlektionen. Aber es gibt Hoffnung. Etwas Sprachsinn schummelte sich unter die beiden, und Bill sagte zu «Quantro»: «Naja, ob das nicht auch falsch ist.»