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Komfort ist manchmal genau das Richtige – auch wenn er 17 Franken mehr kostet

Ich gehöre definitiv nicht mehr zur Jugend. Die Anzeichen dafür verdeutlichen sich. Damit meine ich nicht nur die (einzelnen!) grauen Haare und die paar Falten mehr, die sich schleichend in mein Gesicht gegraben haben. Und ich meine damit auch nicht nur, dass ich einen Spieleabend einer Partynacht vorziehe, sich Sünden beim Essen und Trinken weniger rasch eliminieren lassen als auch schon oder dass ich nach einer anstrengenden Wanderung etwas mehr Erholung brauche. Ein deutliches Zeichen des fortschreitenden Alters ist in meinem Fall, dass ich es inzwischen mag, am Samstag früh aufzustehen, um Erwachsenendinge zu erledigen. Sie wissen schon: entsorgen, einkaufen, was so dazu gehört.

Ich merke das Alter aber vor allem aber auch daran, dass ich bequemer werde. Kürzlich liess ich mich zum ersten Mal dazu verleiten, ein 1.-Klasse-Billett ins Tessin zu kaufen. Das Sparbillett 2. Klasse hätte mich 28 Franken gekostet, jenes in der 1. Klasse knapp 45. Da war für mich der Fall klar. Und so gönnte ich mir eine Fahrt in der gehobeneren Klasse. Als Abteilsnachbarin hatte ich eine ältere Frau mit Perlenkette und schicken Lederschuhen, die mich mit einem freundlichen «Grüezi» begrüsste, als ich das Abteil betrat. Irgendwie fühlte ich mich schon etwas fehl am Platz – das legte sich dann aber schnell.

Dass ich etwas mehr Geld ausgegeben habe für dieses Ticket, bereute ich keine Sekunde. Bereut habe ich dann allerdings, dass ich nicht auch das Rückfahrticket für die 1. Klasse gebucht habe. Aber das ist eine andere Geschichte. Einziges Trostpflaster: Auch mit einem 1.-Klasse-Ticket hätte ich zwei Mal meine Verbindung verpasst.

Immerhin: In einer solchen Situation hat das Alter auch seine Vorteile. Die Zugverspätungen und verpassten Anschlüsse konnte ich gelassener hinnehmen als vielleicht früher. Und das ist wohl auch das Positive am Älterwerden: Man nimmt nicht mehr alles so furchtbar ernst. Und man erkennt, dass Komfort manchmal genau das Richtige ist und man ihn sich hin und wieder auch gönnen soll. Auch wenn er 17 Franken mehr kostet.

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