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Die Aargauer Psychiatrie sollte Kritik ernst nehmen, statt stets ein positives Bild vermitteln zu wollen

Immer wieder wird Kritik an den Psychiatrischen Diensten Aargau laut. Mit einer Abwehrhaltung allein ist es nicht getan, findet unser AZ-Redaktor. Denn zumindest in einem Punkt herrscht offensichtlich ein Missstand – der Kommentar.

Es kommt regelmässig vor, dass sich Patienten oder Angehörige bei der Zeitung melden, weil sie sich schlecht behandelt fühlen. Im Fall der Aargauer Psychiatrie (PDAG) passiert das bemerkenswert oft. Als Journalist steht man vor einer schwierigen Aufgabe: Meist steht Aussage gegen Aussage – das Einfachste wäre, man liesse die Finger davon.

Dass ausgerechnet die Psychiatrie viel Kritik einstecken muss, ist kein Zufall. Betroffene befinden sich oft in besonders schwierigen, emotional herausfordernden Situationen. Zudem können Diagnosen unterschiedlich ausfallen und es gibt erheblichen Spielraum bei der Behandlung.

Umso wichtiger sind Dialog und kritische Auseinandersetzung. Lässt man in der Zeitung Unzufriedene zu Wort kommen, reagieren die PDAG meist mit Unverständnis oder Bedauern. Einzelfälle erhielten zu viel Gewicht, wird bemängelt. Dabei versucht man in Königsfelden ein positives Bild der Psychiatrie zu vermitteln und alten Vorurteilen entgegenzuwirken.

Mindestens in einem Punkt herrscht aber ein Missstand: Immer wieder scheitern die PDAG daran, Patienten und Angehörigen nachvollziehbar zu erklären, warum sie tun, was sie tun. Auch nicht nachträglich. Das irritiert – und sorgt für böses Blut.

Besser wäre, sie nähme Kritik ernst – auch Online-Bewertungen und Kommentare – statt nur ein positives Bild vermitteln zu wollen. Eine unabhängige Meldestelle wäre im Interesse aller. Denn solange es Patienten gibt, die möglicherweise eine Behandlung brauchen, die aber einen weiteren Aufenthalt in Königsfelden um jeden Preis vermeiden wollen, läuft etwas schief.