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Sex, Macht und Terror – was während einer Papstwahl so alles passieren kann

Was läuft wirklich hinter den Vatikan-Mauern während des Konklaves? Romanautor Robert Harris hat recherchiert und in seinem Bestseller das volle Programm geboten.

Wer «Konklave» noch immer nicht kennt – sofort mit Weiterlesen aufhören. Denn hier wird jetzt kräftig gespoilert!

Ein Mann hat niedergeschrieben, was sich während einer Papstwahl alles abspielen kann. Der britische Autor Robert Harris veröffentlichte seinen Roman «Konklave» bereits 2016. Doch nach der ebenso erfolgreichen Hollywood-Verfilmung und dem Tod von Papst Franziskus ist die fiktionale Erzählung wieder in aller Munde.

Er fühle sich deshalb wie der Sänger eines Weihnachtshits, sagt der Brite mit subtilem Humor: Jetzt, wenn der richtige Zeitpunkt aufpoppt, könne er die ganze Welt mit seinem Werk überschwemmen. Diese Aufmerksamkeit hat aber auch noch einen anderen Grund. Kein Autor vor ihm hat das der Öffentlichkeit verborgene Spektakel einer Papstwahl so spannend, aber auch detailliert und faktenbasiert zusammengefasst. Dabei bietet er das volle Programm an spektakulären Plots, die sich nur denken lassen:

Der Überraschungsmann:Kurz bevor sich das Konklave von der Weltöffentlichkeit abschottet, trifft im Vatikan ein Kardinal aus dem Irak ein, den in Rom niemand kennt und keiner auf der Rechnung hat. Es stellt sich heraus, dass der verstorbene Papst diesen kurz vor seinem Tod heimlich in pectore ernannt hat.

Machtkampf zwischen den Blöcken:Konservative und progressive Kardinäle versuchen mit allen Mitteln, ihre Wunschkandidaten zu positionieren. Erste Wahlgänge verlaufen ergebnislos.

Korruptionsaffäre:Dekan Lomeli, der Protagonist des Romans, deckt auf, wie ein kanadischer Kardinal durch finanzielle Zuwendungen versucht hat, Stimmenkauf zu betreiben. Der überführte Kardinal fällt aus dem Rennen.

Sexaffäre:Der Kardinal aus Nigeria, der sich grosse Chancen ausrechnet, der erste schwarze Papst der Geschichte zu werden, stolpert über eine alte Beziehungsgeschichte. Gegner haben seine einstige Geliebte maliziös im Vatikan platziert, und diese beichtet, dass sie ein Kind von ihm hat.

Ahnungslose Öffentlichkeit:Die Spekulationen über den Fortgang der Papstwahl hinken immer hoffnungslos hinterher. Als die Medien den nigerianischen Kardinal zum Favoriten erheben, ist dieser intern bereits schachmatt gesetzt.

Terroranschläge:Gleichzeitig werden auch die Kardinäle vollständig von der Aussenwelt abgeschottet. Islamisten verüben in Rom und Europa eine blutige Terrorwelle gegen katholische Ziele, um das Machtvakuum im Vatikan auszunutzen. Um die Kardinäle über die Geschehnisse der Aussenwelt zu informieren, muss Dekan Lomeli gegen sämtliche Traditionen verstossen.

Wahlüberraschung und ultimativer Tabubruch:Nicht nur geht der zuvor unbekannte Kardinal aus den Machtkämpfen und Intrigen als neuer Papst hervor – er stellt sich letzten Endes auch noch als biologische Frau heraus, der sich einer Geschlechtsumwandlungs-OP verweigert. Was auch der eigentliche Grund ist, weshalb der verstorbene Papst ihn nur heimlich zum Kardinal ernannt hat.

In einem TV-Interview wurde Robert Harris kürzlich gefragt, ob es denn auch in der realen Welt derart viele Ränkespiele gebe. Es könne gar nicht anders sein, antwortete der Erfolgsautor.

Seine jahrelangen Recherchen und Gespräche mit Teilnehmern früherer Konklaven hätten ihn zur Einsicht gebracht, dass es immer drei Grundtypen von Papstanwärtern gebe: den Konservativen, den Liberalen und den Aussenseiter, dem die Menschen folgen wollen. Vor den je zwei Wahlgängen am Morgen und Nachmittag ergebe sich da viel Zeit für Absprachen und Machtkämpfe zwischen den Blöcken.

Prognosen hingegen mag Harris keine stellen: «Jeder, der denkt, er könne das Ergebnis eines Konklaves vorhersagen, ist ein Dummkopf. Meistens sind es die Favoriten, die verlieren, weil man mit einem Ziel auf dem Rücken hineingeht. Es ist besser, ganz unbekannt zu sein, als sichtbar zu werden.»