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Krebspest breitet sich weiter aus: Unterlauf der Pfaffnern steht jetzt unter Schutz

In der Pfaffnern bei Vordemwald gilt seit 2024 ein Sperrgebiet, um die einheimischen Dohlen- und Edelkrebsbestände vor der Krebspest zu schützen. Da sich die Krebspest dennoch ausgebreitet hat, erweiterte der Kanton das Sperrgebiet. 

Die Pfaffnern ist einer der wertvollsten Lebensräume für Flusskrebse im Aargau. «Wir haben hier eine Artenvielfalt wie sonst in keinem Kanton – alle drei einheimischen und alle vier invasiven Krebsarten kommen in der Region vor», sagt Florian Randegger, Fachspezialist Fischerei beim Kanton Aargau. Umso gravierender sei die Situation: Denn in der Pfaffnern wurde im Frühling 2024 erstmals die Krebspest nachgewiesen – ein Erreger, der für die heimischen Arten meist tödlich endet.

Florian Randegger, Fachspezialist Fischerei beim Kanton Aargau, zeigt die einheimischen Krebsarten.
Bild: Lea Fabian

«Unsere Krebse haben keine Abwehrmechanismen gegen diese Krankheit», erklärt Randegger. Der Pilz stammt ursprünglich aus Nordamerika und kam mit invasiven Arten wie dem Signalkrebs nach Europa. Diese fremden Arten tragen den Erreger in sich, ohne daran zu sterben – und verdrängen die einheimischen Tiere zunehmend.

Der Ausbruchsort liegt laut Randegger im Unterlauf der Pfaffnern, nahe der Aaremündung, direkt an der Krebssperre in Rothrist. Dort wurden 2024 bei einer Routinekontrolle tote Tiere gefunden, die an der Universität Bern untersucht wurden. Die Diagnose: Krebspest. Hinweise deuten darauf hin, dass der Erreger aus der Aare eingeschleppt wurde, wo Signalkrebse bereits nachgewiesen wurden.

43 Warnschilder und ein Ziel: Ausbreitung verhindern

43 dieser Schilder sollen die Anwohner auf die Krebspest hinweisen.
Bild: Lea Fabian

Der Ausbruch der Krebspest im Unterlauf der Pfaffnern alarmiert auch die Gemeinde Vordemwald – insbesondere, weil oberhalb der betroffenen Stelle noch gesunde Krebsbestände leben. «Deshalb wurden frühzeitig Schutzmassnahmen getroffen», sagt Adrian Wullschleger, Leiter des Werkhofs. Gemeinsam mit den Technischen Diensten hat die Gemeinde 43 Warnschilder an neuralgischen Punkten montiert, die auf das Betretungsverbot hinweisen. «Weitere halten wir in Reserve, falls neue Hotspots auftauchen.» Zudem hat die Abteilung Wald zwei Krebs-Wandersperren in der Pfaffnern errichtet. Diese Wandersperren sollen eine Weiterverbreitung des Krebspest-Erregers durch Wildtiere und Krebse verhindern. 

Ein komplettes Absperren des Gewässers sei nicht möglich, sagt Damian Moor, Leiter der Technischen Dienste: «Wir setzen auf Information statt Isolation.» Dennoch waren die logistischen Anforderungen für die kleine Gemeinde beträchtlich – der Werkhof besteht aus nur zwei Personen. Unterstützung kam kurzfristig vom Forstbetrieb Wolfwil, der bei der Montage mithalf.

Zusätzlich zu den Schildern wurde ein Informationsflyer an alle Haushalte verteilt. Der Fokus liegt auf Sensibilisierung. «Wir haben keine polizeilichen Befugnisse, können nur aufklären und appellieren», sagt Wullschleger. Bei der Pflege der Fusswege und der Instandhaltung der Schilder an der Pfaffnern spricht das Werkhof-Team gezielt Menschen an, die sich nicht an das Verbot halten.

Kontrolle vom Ufer aus

Wullschleger selbst engagiert sich auch bei der Überwachung der Krebse – ohne dabei ins Wasser zu steigen. «Ab Mitte August sind die Tiere besonders aktiv. Ich kenne Orte mit guten Beständen und werde dort nachts mit der Lampe beobachten, ob sich etwas verändert.» Auch beim Arbeiten am Ufer ist Vorsicht geboten: Werkzeuge müssen desinfiziert und Kleider 48 Stunden getrocknet werden, um Pilzsporen nicht weiterzutragen.

Parallel läuft das kantonale Monitoring. «Ein spezialisiertes Büro untersucht alle zwei Wochen Krebse an verschiedenen Messstellen», sagt Randegger. Zudem wird Wasser auf Spuren des Erregers analysiert. Ziel ist es, eine Ausbreitung frühzeitig zu erkennen und zu stoppen. Erst wenn keine Hinweise mehr auf die Krebspest vorliegen, könne man über ein Aufheben der Sperren nachdenken. «Im Moment befinden wir uns aber noch mitten in der Ausbreitung», fügt Randegger hinzu.

Hoffnung auf Rückkehr

Dohlenkrebse (links) und Edelkrebse häuten sich regelmässig. Übrig bleibt die leere Hülle (Exuvie).
Bild: Lea Fabian

Ob sich die heimischen Dohlenkrebse und Edelkrebse eines Tages wieder im Unterlauf ansiedeln, hängt von vielen Faktoren ab. «Wenn es uns gelingt, in den Seitengewässern gesunde Bestände zu erhalten, kann sich die Natur selbst regenerieren», so Randegger. Der Kanton setzt deshalb nicht auf Wiederansiedelung, sondern auf den Erhalt der lokalen Populationen.

Für die Gemeinde steht der Schutz des Naherholungsraums im Vordergrund. «Es ist wichtig, dass sich Spaziergängerinnen und Spaziergänger an die Vorgaben halten», sagt Frau Gemeindeammann Karin Berglas-Zobrist. Das Verständnis in der Bevölkerung sei gross. «Viele wussten gar nicht, dass wir hier einen so intakten und seltenen Krebsbestand haben.»

Selbst an heissen Tagen, als noch nicht überall Schilder standen, habe es nur vereinzelt Verstösse gegeben. «Ein paar Füsse im kühlen Nass liessen sich nicht vermeiden – aber wir hoffen, dass das folgenlos bleibt.»

Verhaltensregeln und Massnahmen

Um eine Weiterverbreitung der Krebspest durch Menschen und Tiere zu verhindern, ist die Bevölkerung aufgerufen, innerhalb des Sperrgebiets folgende Verhaltensregeln zu beachten:

Betreten Sie das Gewässer nicht.

Lassen Sie Ihren Hund nicht ins Wasser.

Entnehmen Sie keine lebenden Krebse aus dem Wasser, setzen Sie keine Krebse aus oder um.

Verwenden Sie beim Fischen keine Stiefel mit Filzsohlen. Material, das in Kontakt mit Bachwasser war, muss vor dem nächsten Einsatz in einem Gewässer korrekt desinfiziert oder ausreichend lange trocken gelagert werden.

Melden Sie auffällige oder tote Krebse, Telefon 062 835 28 50 oder E-Mail jagd_fischerei@ag.ch