
In der Nähe von Putins Prunk-Palast: Ukrainische Drohne verursacht Waldbrand
Ein Waldbrand unweit von Wladimir Putins umstrittener Schwarzmeer-Residenz hat in der Nacht auf Donnerstag für Aufsehen gesorgt. Ausgelöst wurde er nach Angaben der russischen Behörden durch Trümmerteile einer ukrainischen Drohne, die in der Region abgestürzt war.
Das Feuer brach zwischen dem Dorf Krinitsa und der Stadt Gelendschik aus – nur rund zehn Kilometer von dem Anwesen entfernt, das in Russland als «Putins Palast» bekannt ist. Zunächst erfasste der Brand 3000 Quadratmeter Waldfläche, später wuchs die betroffene Fläche auf 32’000 Quadratmeter an.
Nach Angaben des russischen Zivilschutzministeriums mussten 23 Personen von der Küste mit einem Rettungsboot abgeholt werden, ein Ferienresort wurde geräumt, wie der Bürgermeister der Stadt Gelendschik auf Telegram schrieb. Der Einsatz eines Löschhelikopters sei durch starke Seitenwinde behindert worden. Ob für Putins Prunk-Palast unmittelbare Gefahr besteht und ob die Brände inzwischen unter Kontrolle gebracht werden konnten, ging aus den russischen Meldungen nicht hervor.

Bild: Palace.navalny.com
Die Residenz am Schwarzen Meer geriet 2021 ins internationale Schlaglicht, nachdem Kremlkritiker Alexej Nawalny in eineraufsehenerregenden RechercheKorruptionsvorwürfe gegen Putin erhoben hatte. Die Anlage soll über prunkvolle Säle, ein eigenes Theater und eine Eishalle verfügen – und wurde von Oppositionellen als Symbol für die korrupt-verschwenderische Lebensweise des Präsidenten bezeichnet.

Bild: Palace.navalny.com
Die jüngsten Drohnenangriffe zeigen aber nicht nur die Verwundbarkeit der russischen Schwarzmeerregion, sondern wirken sich offenbar auch direkt auf Putins Reisegewohnheiten aus. Nach Recherchen des unabhängigen Portals Proekt hat der Präsident seine Aufenthalte in der Olympia-Stadt Sotschi, einst ein bevorzugter Rückzugsort, drastisch eingeschränkt – aus Sorge um seine Sicherheit.
Viele Tote in Kiew, EU kündigt neue Sanktionen an
Im unbarmherzigen Luftkrieg zwischen Russland und der Ukraine ist dieser Waldbrand jedoch höchstens ein episodenhafter Nebenschauplatz. Weitaus ernsthaftere Konsequenzen haben die schweren Bombenangriffe auf die ukrainische Hauptstadt von dieser Woche.
Russland griff die Ukraine nach Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte seit Mittwochabend mit 629 Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern an. Die Zahl der Toten in der Hauptstadt Kiew stieg auf 18. Laut Behörden gab es mehr als 50 Verletzte.
Mehrere russische Raketen explodierten in unmittelbarer Nähe der EU-Vertretung in Kiew. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte als Reaktion neue, rasche Sanktionsvorschläge gegen Russland an. «Wir werden in Kürze unser 19. Paket mit harten Sanktionen vorlegen», wurde von der Leyen am Donnerstag in Brüssel von den internationalen Agenturen zitiert. Ausserdem treibe die Kommission die Arbeiten voran, eingefrorene russische Vermögenswerte noch besser für die Ukraine zu nutzen.
Zu den Ereignissen in der vorangegangenen Nacht in Kiew sagte von der Leyen, zwei Raketen seien innerhalb von 20 Sekunden in einer Entfernung von 50 Metern von der EU-Vertretung in Kiew eingeschlagen. «Es zeigt, dass der Kreml vor nichts zurückschreckt, um die Ukraine zu terrorisieren, indem er blindlings Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder tötet und sogar die Europäische Union ins Visier nimmt.»
Der britische Premierminister Keir Starmer schrieb nach dem Angriff auf X: «Das Blutvergiessen muss aufhören.» Putin töte Kinder und Zivilisten und sabotiere jegliche Friedenshoffnungen. In London wurde der russische Botschafter einbestellt. Insgesamt sei es der tödlichste Drohnen- und Raketenangriff auf die Hauptstadt seit Juli gewesen, führte von der Leyen weiter aus. Von den Mitarbeitenden der EU-Vertretung sei glücklicherweise niemand verletzt worden.
Von der Leyen telefonierte zudem laut eigenen Angaben am Donnerstag mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski und US-Präsident Donald Trump. Die Ukraine müsse in ein «stählernes Stachelschwein» verwandelt und mit glaubwürdigen Sicherheitsgarantien ausgestattet werden, um «einen gerechten und dauerhaften Frieden zu sichern».
(Mit Material der DPA)