Sie sind hier: Home > Naher Osten > «Washington Post»: Iran half bei Vorbereitung des Hamas-Angriffs

«Washington Post»: Iran half bei Vorbereitung des Hamas-Angriffs

Wie konnte die Hamas einen so koordinierten und komplexen Angriff in Israel ausführen? Von der «Washington Post» befragte Experten sehen ganz klar die Handschrift Teherans. 

Der Grossangriff der islamistischen Hamas auf Israel ist laut einem Bericht der «Washington Post» seit mindestens einem Jahr und mit Unterstützung des Irans vorbereitet worden. Die Planungen hätten mindestens schon Mitte 2022 begonnen, schrieb die Zeitung am Dienstag unter Berufung auf Erkenntnisse von Geheimdienst-Analysten aus dem Westen und dem Nahen Osten. Iranische Verbündete hätten militärisches Training, logistische Hilfe und Dutzende Millionen Dollar für Waffen bereitgestellt.

Beamte aus den USA und Israel sagten dem Blatt, sie hätten bisher keine eindeutigen Beweise dafür, dass der Iran den Angriff autorisiert oder direkt koordiniert habe. Andere wiesen darauf hin, dass dieser auf iranische Unterstützung hinweise. «Wenn man Menschen im Umgang mit Waffen trainiert, erwartet man, dass sie diese irgendwann auch einsetzen», sagte ein westlicher Geheimdienstler der Zeitung. Ohne beträchtliche Hilfe von aussen wäre ein solcher Angriff äusserst schwierig gewesen, sagten andere Experten

Anders als die ebenfalls mit dem Iran verbündete Schiitenorganisation Hisbollah im Libanon habe die Hamas sich in der Vergangenheit eine gewisse Unabhängigkeit von Teheran bewahrt. In den vergangenen Jahren habe die Hamas aber von umfangreichen Finanzspritzen sowie technischer Hilfe aus dem Iran bei der Herstellung von Raketen und Drohnen mit modernen Lenksystemen profitiert. Ausserdem habe es eine Ausbildung in militärischen Taktiken gegeben, die auch ausserhalb des Gazastreifens stattgefunden habe.

Hisbollah-Anhänger bei einer Demonstration am 8. Oktober in Beirut, Libanon.
Bild: Wael Hamzeh / EPA

Dass eine Attacke dieses Ausmasses und dieser Komplexität in Israel möglich gewesen sei, beweise aber auch ein kolossales Versagen der Geheimdienste, sagte ein früherer leitender CIA-Mitarbeiter. Ähnlich hatte sich ein Experte einer Denkfabrik in Washington im «Wall Street Journal» geäussert: «Dies war eindeutig eine gut geplante Operation, die nicht einfach über Nacht entstanden ist, und es ist überraschend, dass sie weder von Israel noch von einem seiner Sicherheitspartner entdeckt wurde», so Brian Katulis vom Middle East Institute. «Es ist schwer, sich ein Sicherheitsversagen dieses Ausmasses in der jüngeren Geschichte Israels vorzustellen», fügte er hinzu.

Nach Angaben der US-Regierung gibt es weiterhin keine eindeutigen Beweise für eine direkte Beteiligung des Irans an den Angriffen der Hamas auf Israel. «Weder wir noch die Israelis haben bislang irgendwelche eindeutigen Beweise oder Geheimdienstinformationen, die belegen, dass der Iran direkt an diesen Anschlägen beteiligt war», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, dem Sender CNN am Dienstag. Dennoch trage der Iran bei den Angriffen vermutlich «ein gewisses Mass an Mitschuld», weil er die Terrororganisation seit Jahren etwa mit Ausrüstung, Ausbildung und Geld unterstütze. (dpa)