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Nach Abbruch von Reggae-Konzert: Brasserie Lorraine wegen Rassendiskriminierung gebüsst

Der umstrittene Konzertabbruch wird zum Fall für das Gericht: Die Berner Szenebeiz Brasserie Lorraine wurde gebüsst - ein Erfolg für die Junge SVP. Doch die Betreiber akzeptieren den Strafbefehl nicht. 

Vor gut einem Jahr kam es in der Brasserie Lorraine in Bern zum Eklat: Die Veranstalter brachen das Konzert der Berner Band ‹Lauwarm› ab. Mehrere Menschen im Publikum hatten sich unwohl gefühlt, weil eine weisse Band Reggae-Musik spielte und Bandmitglieder Rastalocken trugen. Verschiedene Konzertbesuchende sollen dies als kulturelle Aneignung empfunden und beim Brasserie-Team reklamiert haben.

Nun wurde die Brasserie Lorraine deswegen gebüsst, wie die Zeitung «Der Bund» am Donnerstag berichtet. Die Junge SVP hatte Anzeige wegen Rassendiskriminierung eingereicht, die Berner Staatsanwaltschaft eröffnete daraufhin ein Strafverfahren. Diese mündete nun in einem Strafbefehl, wie Sprecher Christof Scheurer gegenüber der Zeitung erklärt.

Die Betreiber der Brasserie Lorraine haben dagegen laut Scheurer allerdings Einsprache erhoben. Damit wird der umstrittene Konzertabbruch zum Fall fürs Regionalgericht. Nähere Details – etwa zur Begründung des Entscheids oder zur Höhe der Strafe – waren am Donnerstag nicht bekannt.

Damit kann ausgerechnet die Junge SVP dank der Anti-Rassismus-Strafnorm einen Erfolg feiern – obwohl sie die Strafnorm ablehnt. Gegenüber dem «Bund »sagt Nils Fiechter, Strategie-Chef der Jungen SVP, er finde die Anti-Rassismus-Strafnorm nach wie vor einen «kompletten Witz», unbescholtene Bürger würden dadurch mundtot gemacht. Warum dann selbst darauf zurückgreifen? «Wir zeigen den Linken damit auf, wie unsinnig die Strafnorm ist.»

«Fühlten uns nie als Opfer einer ‹Rassendiskriminierung›»

Die Band Lauwarm wiederum hatte sich bereits kurz nach dem Konzertabbruch dazu geäussert: «Wir haben die Welt nicht verstanden», sagte Sänger Dominik Plumettaz dem «SonntagsBlick». Die Band könne nachvollziehen, dass sich gewisse Menschen daran störten, wenn Weisse Dreadlocks tragen. «Aber wir sehen uns als Band, die sich von verschiedenen Kulturen inspirieren lässt.

Gleichzeitig distanzierte sich Plumettaz von der Unterstützung aus rechten Kreisen – etwa von der Jungen SVP. «Die JSVP nutzt die Gunst der Stunde, um Wähler zu gewinnen, das ist total daneben», sagte er im Interview. Am Donnerstag erklärte die Band gegenüber dem «Bund»: «Wir fühlten uns nie als Opfer einer ‹Rassendiskriminierung›». Eine Anzeige habe Lauwarm stets «für eine übertriebene und nicht zielführende Massnahme» gehalten. «Probleme löst man nachhaltig in einem ehrlichen, fundierten Gespräch und nicht mit einer polarisierenden Anzeige.» (mjb)