
Justizvollzugsanstalt sucht vergeblich nach Lieferanten für Drohnen-Abwehrsystem
Das kantonale Departement Volkswirtschaft und Inneres will verhindern, dass mithilfe von Drohnen Gegenstände – etwa Waffen, Drogen oder Handys – in die Justizvollzugsanstalt Lenzburg geschmuggelt werden. Dafür braucht es ein gutes Drohnenabwehr-System, das sofort erkennt, wenn sich ein solches Flugobjekt im Gefängnis-Perimeter befindet.
Heute hat die JVA bereits seit 2017 so eine Detektionsanlage für «Kleinstflugobjekte». Aber sie ist veraltet respektive am Ende ihrer Betriebsdauer angelangt. Deshalb schrieb das DVI im März die Anschaffung, Installation sowie spätere Wartung einer neuen Anlage (bis zum Jahr 2035) öffentlich aus. Sie soll das Wachpersonal umgehend per Alarm und mit Videobildern informieren, wenn sich ein Flugobjekt der Gartenmauer oder dem Aussenzaun des Gefängnisses auf weniger als zehn Meter nähert. Es kann dann mit einer Netzpistole abgeschossen werden.
Doch nun ist die Ausschreibung abgeblasen: «Kein Angebot erfüllt die technischen Spezifikationen oder die weiteren Anforderungen», heisst es in der entsprechenden Publikation auf der Ausschreibungsplattform Simap.
Was heisst das nun für den Betrieb? «Die bestehende Detektionsanlage funktioniert und kann weiterhin genutzt werden», sagt das Departement Volkswirtschaft und Inneres auf Anfrage. «Allerdings wird das System vom Hersteller ab nächstem Jahr nicht mehr unterstützt, so dass Ersatzteile künftig entweder gar nicht oder nur zu unverhältnismässig hohen Kosten beschafft werden können.» Die neue Ausgangslage werde nun analysiert und das weitere Vorgehen geprüft, so das Departement weiter.
Die Anschaffung der Drohnen-Detektionsanlage des Rüstungskonzerns Rheinmetall vor rund acht Jahren – für rund 180’000 Franken – war ein schweizweites Novum und stiess in Fachkreisen auf entsprechend grosses Interesse. Zum Vergleich: Die JVA Solothurn in Deitingen hat eine solche Anlage erst 2023 in Betrieb genommen. Seit 2019 kann die Anlage in Lenzburg auch Wurfgegenstände erkennen – zum Beispiel aufgeschnittene und mit Drogen gefüllte Tennisbälle.
Ernstfälle sind hierzulande eher selten. Das sagte Gefängnisdirektor Marcel Ruf bereits Ende 2016 gegenüber Tele M1. Damals gab es schweizweit drei Drohnenangriffe auf Gefängnisse. In Deutschland kämen diese fast wöchentlich vor, hielt Ruf im Interview fest. Dennoch: Die Gefahr ist real. Der Blick machte beispielsweise publik, dass im Sommer 2018 ein Mann einem Insassen des Untersuchungsgefängnisses Olten per Drohne ein Handy zukommen liess. Das fiel nur auf, weil ein Spaziergänger die Aktion sah und Alarm schlug.
In Lenzburg scheint die Existenz der Drohnen-Detektionsanlage abschreckende Wirkung zu haben. Wie die AZ im Frühling schrieb, wurden zweimal Drohnen von Privatpersonen entdeckt, die dem Gefängnisareal zu nahe kamen. Im 2024 löste ein Gleitschirmflieger den Alarm aus, weil er sehr nahe bei der Aussenmauer zur Landung ansetzte.