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Leute filmen vom Strassenrand aus – so war die allererste Busfahrt über Riken nach Glashütten

30 Jahre lang hat sich die Gemeinde Murgenthal um die Anbindung von Riken an den öffentlichen Verkehr bemüht – das ZT war nun bei den frühesten Fahrten dabei. 

Der Sonntag, 11. Dezember 2022 ist ein geschichtsträchtiger Tag für die Gemeinde Murgenthal, um 7.09 Uhr ein spezieller Augenblick . Erstmals verlässt ein Bus der neuen Linie 612 fahrplanmässig den Bahnhof Rothrist und fährt im Kursbetrieb über Oberwil, Riken und Murgenthal nach Glashütten. «Bestimmt schon 30 Jahre, wenn nicht länger» hat der Gemeinderat versucht, eine Anbindung des Ortsteils Riken an den öffentlichen Verkehr zu erreichen, sagt Gemeindeammann Max Schärer. Jetzt ist der Moment endlich gekommen. Schärer ist denn auch der erste Passagier auf der Linie. Gefolgt von Vizeammann Peter Urben und Gemeinderatskollege  Stefan Ruf steigt er ein. Daniel Plüss, ein begeisterter Nutzer des öffentlichen Verkehrs (öV), ist mit von der Partie und hält die Szene fotografisch fest. Die Gruppe hat einen schweren Korb mitgebracht, um die Passagiere zu beschenken: Herz-Biscuits, Basler Läckerli und Sugus liegen darin bereit.

Aufsehen in Riken, Leute stehen extra früh auf

Dann geht die Fahrt durch die Dunkelheit los. Eben hat eine Kaltluftmasse die Gegend erreicht, es ist minus acht Grad. Doch schon bei der Haltestelle  Moosmatt, wo der Bus erstmals den Hang hoch nach Riken fährt, steigt das erste Paar ein. An diesem speziellen Tag benützt es den ersten Bus, um in Murgenthal bei der Bäckerei Felber frische Gipfeli und Zopf zu holen. Auch oben in Riken warten an jeder Haltestelle Leute, die extra früh aufgestanden sind, um das erste Mal mitzufahren – Ältere, zwei Kinder und ein Junger, für den der Bus einen Extrastopp macht. Gabriel Wälchli steigt ein. «Es ist wunderbar und praktisch, dass der Bus nun endlich in Riken hält», sagt er. Er werde ihn bestimmt auch in Zukunft benützen.

Suche in der Dunkelheit, Kampf mit der Barriere

Aargau Verkehr hat in den vergangenen Tagen Probefahrten durchgeführt, doch der Chauffeur auf dem ersten Kurs befährt die Route das erste Mal. «Hier rechts abbiegen», sagt Gemeindeammann Schärer und verhindert, dass das Fahrzeug in Vordemwald landet. Dann, bei der Abzweigung von der Roggenstrasse auf die Steinackerstrasse, gibts Probleme. Dort steht eine Barriere, die sich eigentlich öffnen sollte. Das tut sie nicht. Eine Weile herrscht Ratlosigkeit unter den 10 Passagieren. Der Chauffeur telefoniert mit der Zentrale. Dann setzt er sein Gefährt zurück, fährt nochmals um die Kurve – die Schranke erkennt den Bus und geht hoch.

Fahrt durch eine wunderbar verschneite Landschaft

Anschliessend gehts runter nach Murgenthal und wieder hoch nach Glashütten, das verschlafen daliegt. Auf der Rückfahrt fotografieren Leute in Riken den Bus aus ihren Häusern, einzelne filmen vom Strassenrand aus.

Auf dem zweiten Kurs gibts ganz gewöhnliche Passagiere, welche die Linie 612 nutzen, als ob es sie schon lange gäbe. Zwei fahren zur Schule in Riken, eine junge Frau ist die erste Busbenützerin aus Glashütten – sie steigt in Gadligen aus. Auf der Rückfahrt fährt eine ältere Dame mit dem Bus zum Friedhof in Riken.

Mittlerweile ist es hell, ein Winterwundertag kündigt sich an. Die Sonne küsst die Hänge des Jura,  auf den frisch verschneiten Wiesen stehen Schafe und suchen nach Essbarem. Schärer, Urben und Ruf warten in Rothrist auch auf den dritten Kurs nach Glashütten. Sie werden noch einige Runde mit dem öV drehen – an diesem für sie historischen Tag.