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Rekord-Hitze mit Folgen: Erste Airlines müssen das Gewicht ihrer Flugzeuge reduzieren – und die Swiss?

Weil bei hohen Temperaturen der Auftrieb geringer ist, sind Fluggesellschaften gezwungen, ihre Maschinen leichter zu machen. Doch es gibt noch weitere Möglichkeiten. 

Der Juli dieses Jahres wird als einer der heissesten Monate, wenn nicht sogar als heissester Monat überhaupt in die Geschichte eingehen. Weltweit wurden Rekordtemperaturen gemessen. Diese Hitze hat auch Folgen für die Branche, die aufgrund ihrer Treibhausgasemissionen mitverantwortlich ist für die Klimaerwärmung: Die Aviatik.

In den USA haben erste Airlines damit begonnen, das Gewicht ihrer startenden Flugzeuge zu reduzieren, wie das Branchenportal «Aerotelegraph» berichtet. Der Grund: Die Lufttemperatur spielt eine zentrale Rolle für den Auftrieb von Flugzeugen. Je wärmer es ist, desto geringer ist die Dichte der Luft. Dies führt dazu, dass der Auftrieb an den Tragflächen wie den Flügeln sinkt. Folglich benötigen Flugzeuge mehr Anlauf, bis sie vom Boden abheben können. Dieses Problem kann behoben werden, indem die Piloten mehr Schub geben – oder eben das Gewicht der Maschine verringert wird.

Tiefere Temperaturen am Abend

Anfang Monat mussten beispielsweise zahlreiche Passagiere ein Flugzeug von Delta Airlines wieder verlassen, weil die Maschine, die von Las Vegas nach Atlanta fliegen sollte, aufgrund der herrschenden Hitze zu schwer war. Die Fluggesellschaft erklärte darauf gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg, man werde zusätzliche Massnahmen einführen, um auf die Extrem-Hitze zu reagieren. Sie nannte drei Möglichkeiten: Erstens könnte die Airline jeweils die Treibstoffmenge reduzieren, zweitens weniger Gepäck oder weniger Passagiere an Bord lassen, oder drittens auf tiefere Temperaturen am Abend warten.

Die US-Airline Allegiant warnte zudem bereits davor, Flüge verschieben zu müssen, sollte dadurch eine Gefahr für die Sicherheit der Fluggäste bestehen. Laut «Aerotelegraph» haben Forschende der Columbia University in New York bereits vor sechs Jahren im Fachmagazin «Climatic Change» berechnet, wie stark die Erderwärmung die Luftfahrt beeinträchtigen wird. Demnach könnten bereits Mitte dieses Jahrhunderts 10 bis 30 Prozent aller Starts um die Mittagshitze von Hitze-Einschränkungen betroffen sein.

Swiss setzt auf Vorab-Berechnung

Und was sagt die Swiss zu dieser Entwicklung? Schliesslich herrschte zuletzt auch am Flughafen Zürich eine glühende Hitze, die bei einem Angestellten auf dem Rollfeld zu einem Kreislaufkollaps führte. Und sie fliegt Ziele an, wo es noch heisser ist. Swiss-Sprecher Michael Pelzer sagt jedoch, das Ausladen von Gepäck oder Fluggästen aufgrund erhöhter Temperaturen sei kein Thema.

Laut Pelzer sind die Aussentemperaturen bei jedem Flug ein zentraler Faktor für dessen Planung und die dafür grundlegende, sogenannte «Performance-Berechnung». Anhand dieser ergebe sich das maximale Gewicht für Passagiere, Gepäck und Fracht. Berücksichtigt werde dabei auch die daraus resultierende Minimaldistanz der Start- und Landebahn, der erforderliche Schub sowie die für den gesamten Flug benötigten Treibstoffmenge.

«All diese sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren werden frühzeitig und mit einer Marge berechnet, die eine gewisse Änderung der äusseren Umstände wie der Temperatur zulässt», sagt Pelzer. Und was, wenn es noch heisser wird? «Sollten es die Umstände in einer Ausnahmesituation dennoch einmal erfordern, dass Gewicht reduziert wird, so geschähe dies in erster Linie mit einer Anpassung bei der mitgeführten Fracht – und nicht über unsere Fluggäste oder deren Gepäck.»