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Swiss zahlt Angestellten von lettischer Partnerfirma tiefe Löhne – Gewerkschafter kritisiert Zürcher Amt für Arbeit

Die Swiss lässt seit über einem Jahr Flüge von der lettischen Air Baltic durchführen. Allerdings verdienen die Angestellten dort viel weniger. Gemäss Bund ist diese Praxis nicht erlaubt. Nun wird Kritik laut, weil das Amt für Wirtschaft des Kantons Zürich untätig ist. Und: Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin sitzt im Flughafen-VR.

Der Fluggesellschaft Swiss wird Lohndumping vorgeworfen. Und das nicht erst seit gestern. Im Sommer 2022 hat die Schweizer Airline nämlich Flüge an die lettische Air Baltic ausgelagert. Der offizielle Grund dafür: Personalmangel.

Das Problem daran: Das Personal aus Lettland soll bis zu viermal weniger verdienen als die Swiss-Angestellten. Zwischen 900 und 1500 Franken sollen das sein. Erst vor wenigen Wochen ist bekannt geworden, dass die Löhne beim Kabinenpersonal der Swiss angehoben werden. Der Minimallohn für Neueintretende beträgt neuerdings 3868 Franken.

«Beschämend» nannte es die Swiss-Kabinengewerkschaft Kapers im August des vergangenen Jahres bezüglich der Partnerschaft mit Air Baltic. Denn es handle sich hier um «klassisches Lohndumping».

Swiss verlängert Zusammenarbeit mit Air Baltic

Zunächst war nur von Flügen in der aktuellen Wintersaison die Rede. Im Oktober dieses Jahres ist dann bekannt geworden, dass die Kooperation verlängert werden soll. Das bestätigte die Swiss gegenüber unserer Zeitung. Die Details seien noch in Ausarbeitung, hiess es da.

Unter anderem war dabei die Rede von bestehenden Problemen bei den Triebwerken und nicht verfügbarer Ersatzteile. Es betrifft dies Flugzeuge des Airbus A320neo.

Ironie der Geschichte: Auch Air Baltic hat Maschinen mit den problembehafteten Triebwerken in ihrer Flotte und muss deshalb selbst vier Flugzeuge einer eigenen Partner-Airline ausleihen, um die Flüge der Swiss durchführen zu können.

Kritik von Gewerkschaftsbund wird laut

Jetzt werden neue pikante Details bekannt bezüglich der Partnerschaft mit Air Baltic. Der «SonntagsBlick» berichtet, dass dieses sogenannte «Wet-Lease», das die Swiss betreibt, nicht gesetzeskonform sei. Wet-Lease bedeutet, dass eine Fluggesellschaft ein Flugzeug einer anderen Airline mietet – inklusive Personal, der Wartung und der Versicherung.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft ist demnach bereits im März 2023 zum Schluss gekommen, dass Schweizer Löhne bezahlt werden müssten. Das Wet-Lease sei zwar kein sogenannter grenzüberschreitender Personalverleih, jedoch eine Entsendung. Daher müssten Schweizer Löhne bezahlt werden. Das zuständige Zürcher Amt für Arbeit (AWA) weiss offenbar von ebendieser Beurteilung. Etwas unternommen hat es in der Sache aber bis jetzt noch nicht.

Für die Gewerkschaften unverständlich. Daniel Lampart, Chefökonom des schweizerischen Gewerkschaftsbundes, ist wütend und sagt gegenüber «SonntagsBlick», dass es ihm «schleierhaft» sei, wie das Amt für Arbeit nun über ein Jahr Kenntnis vom Fall habe, aber noch nichts unternommen habe.

Daniel Lampart, Chefökonom der SGB ist genervt.
Bild: Keystone

Lampart sagt, er wisse nicht, was es hier noch abzuklären gebe. «Der Sachverhalt ist unserer Meinung nach klar. Zürich weigert sich, Gesetze durchzusetzen.» Beim Amt für Arbeit heisst es gemäss des Berichtes im «SonntagsBlick», das Dossier werde bearbeitet.

Zürcher Regierungsrätin im Flughafen-Verwaltungsrat

Ebenfalls pikant: Die Flughafen Zürich AG, die den Heimatflughafen der Swiss betreibt und zu 40 Prozent in öffentlicher Hand ist, hat immer wieder Parteien unterstützt. Die FDP unter anderem – mit bis zu 90’000 Franken in Wahljahren. Dies wurde im Sommer bekannt.

Carmen Walker Späh, Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zürich.
Bild: Alex Spichale

Im Regierungsrat des Kantons Zürich ist Carmen Walker Späh (FDP) das Amt für Wirtschaft unterstellt. Zudem sitzt sie, zusammen mit der Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP), im Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG. Im Oktober hat die Flughafen Zürich AG bekannt gegeben, dass sie künftig keine Parteispenden mehr machen wird.