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UBS, Novartis, Nestlé? Die bestbezahlten Chefs in der Schweiz sind nicht mehr die Manager von Grosskonzernen

Galderma-Chef Flemming Ornskov trug 2024 den höchsten Lohn aller CEO in der Schweiz mit nach Hause. Die Zeiten sind vorbei, in denen diese Ehre den Chefs von Grosskonzernen vorbehalten war.

Die von der Genfer Anlagestiftung jährlich vorgenommene Auswertung der CEO-Vergütungen börsenkotierter Unternehmen in der Schweiz bestätigt ein neueres Phänomen: Die Spitzenplätze in der Lohnrangliste gehören nicht zwingend den Chefs der grössten Konzerne wie Nestlé, Roche, Novartis oder UBS.

Mit einem Jahresgehalt von 19 Millionen Franken ganz vorne lag 2024 überraschenderweise der Däne Flemming Ornskov, der seit 2019 das auf die Entwicklung von faltenglättenden Spritzmitteln und anderen dermatologischen Produkten spezialisierte Unternehmen Galderma leitet.

Mit einem Börsenwert von 32 Milliarden Franken ist Galderma zwar eine Kandidatin für die Aufnahme in den Swiss-Market-Index (SMI), das Kursbarometer der 20 wertvollsten Unternehmen an der Schweizer Börse. Aber noch ist Galderma nicht in diesem Blue-Chip-Index enthalten.

Ermotti auf Rang 3

Flemming Ornskov verdankt sein hohes Salär dem guten Gelingen des Börsenstarts im Frühjahr 2024. Drei Viertel seines Gehalts bezog der Manager gemäss Ethos in der Form von Aktien. Diese haben ihren Wert seit dem Börsenstart verdoppelt.

David Layton, CEO des Zuger Vermögensverwalters Partners Group, übertraf 2024 sogar UBS-Chef Sergio Ermotti beim Gehalt.
Bild: Partners Group

Immerhin schon seit fünf Jahren sind die Aktien der Partners Group im SMI. Dennoch ist es erstaunlich, dass deren Chef, der Amerikaner David Layton, mit einem Gehalt von 16,9 Millionen Franken Sergio Ermotti als CEO der um ein Mehrfaches grösseren UBS überholen konnte.

Die UBS hatte sich bei Ermottis Bezahlung im Frühjahr vermutlich aus politischen Gründen Zurückhaltung auferlegt. Viele hatten spekuliert, dass sein Gehalt in die Nähe der 20-Millionen-Franken-Marke emporschnellen könnte. Tatsächlich blieb es aber bei knapp 15 Millionen Franken. Trotzdem ist der Tessiner nach wie vor der bestbezahlte Banker Europas, wie die Analyse von Ethos zeigt. Sein Rivale Andrea Orcel von der italienischen Unicredit liegt im Branchenvergleich mit einem Jahresgehalt von 12,4 Millionen Franken an zweiter Stelle.

Novartis-Chef neben dem Podest

Sergio Ermottis Lohn als UBS-Chef stieg 2024 weniger stark an als erwartet. Trotzdem blieb er Europas bestbezahlter Banker.
Bild: Michael Buholzer/Keystone

Auf dem vierten Platz der Schweizer Rangliste figuriert Novartis-Chef Vasant Narasimhan mit 14,2 Millionen Franken. Tatsächlich realisiert hat Narasimhan 2024 allerdings einen Gesamtlohn von 19,2 Millionen Franken. Novartis ist eines der wenigen Unternehmen in der Schweiz, das den realisierten Lohn unter Berücksichtigung des Wertes von Aktien und anderen Beteiligungsrechten aus langfristigen Vergütungsplänen einrechnet, über die der CEO im Jahr der Beobachtung die freie Verfügungsgewalt erhält.

Beim früheren Holcim-Chef Jan Jenisch, der nun für das unter dem Namen Amrize verselbstständigte frühere Amerika-Geschäft des Schweizer Zementherstellers verantwortlich ist, erreichte das realisierte Gehalt 2024 gemäss Berechnungen von Ethos sage und schreibe 39 Millionen Franken.

Kleine Firma, grosser Lohn

Im europäischen Branchenvergleich stehen Vasant Narasimhan und sein Konkurrent Thomas Schinecker von Roche übrigens auch nicht mehr zuvorderst: Dort steht jetzt der frühere Roche-Manager Pascal Soriot, der als CEO der britischen Astrazeneca 2024 umgerechnet 18,7 Millionen Franken verdiente.

Dass Firmenchefs in der Schweiz auch in kleineren Unternehmen fürstlich Geld verdienen können, weist Ethos mit der theoretischen Berechnung des CEO-Lohnes gemessen an der Firmengrösse nach. So hätte Michael Süss, Chef des Industrieunternehmens OC Oerlikon, mit einem Börsenwert von knapp 1 Milliarde Franken, gemäss Ethos Anspruch auf ein theoretisches Gehalt von nicht mehr als 1,6 Millionen Franken gehabt. Erhalten hat der Manager stattdessen 9,6 Millionen Franken. Man kann nur hoffen, dass wenigstens der russische Hauptaktionär Viktor Vekselberg mit seiner Liwet Holding den Grund dafür kennt.

Absage an Banken-Lohn-Limite

Die Wirtschaftskommission des Nationalrats (WAK-N) hat diese Woche eine feste Lohnobergrenze für Top-Banker von drei bis fünf Millionen Franken abgelehnt. Dies, nachdem im März der Ständerat Ja zu einer entsprechenden Motion von Jakob Stark (SVP/TG) zur Limitierung der Vergütungen im Bankenwesen gesagt hatte. Stattdessen spricht sich die WAK-N für eine Textänderung der Motion aus. Sie will sich dabei auf die systemrelevanten Banken beschränken. Und statt einer fixen Lohn-Obergrenze plädiert sie dafür, dass die Vergütungssysteme keine falschen Anreize setzen. Insbesondere sollen variable Vergütungen, also Boni, nicht ausbezahlt werden, wenn der Geschäftserfolg ausbleibt. Als Nächstes muss die grosse Kammer zum Thema Stellung beziehen.(bwe)