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Dieses Tier kann sich sogar das Gehirn nachwachsen lassen: Aber der Axolotl hat nichts mehr zu lächeln

Er könnte bald nur noch im Videospiel Minecraft herumschwimmen: Mexiko hat es verpasst, sein urtümliches Maskottchen rechtzeitig zu schützen. Jetzt werden die Tiere gezählt.

In Mexiko ist er ein Superstar. Der nur 25 Zentimeter grosse Axolotl lächelt dort als Plüschtier und Schlüsselanhänger öfter von Verkaufsständen herunter als Popsänger und Telenovela-Divas. In Mexiko-Stadt hat der Salamander, der nur in den stadteignen Seen vorkommt, sein eigenes Museum und er ziert die neue 50-Peso-Banknote. Ein ebenbürtiges Portfolio kann nur Frida Kahlo aufweisen.

Zu globaler Bekanntheit ist das «Wassermonster», so seine Bedeutung in der Aztekensprache Nahuatl, gekommen, als er im Videospiel Minecraft auftauchte. Geeignet war er nicht nur seines scheinbaren Lächelns, auch seiner wissenschaftlich wertvollen Regenerationsfähigkeit wegen. Bei Minecraft profitiert der Spieler davon – in Realität kann das Amphib die eignen Arme, Beine und gar Teile seines Gehirns nachwachsen lassen. Für die medizinische Forschung ein Juwel.

Wissenschaftler kritisiert die Präsidentin

Bei diesem Status überrascht es, dass der Axolotl kurz vor dem Aussterben steht. «Leider war und ist die Politik zu ignorant, um nachhaltige Massnahmen zu beschliessen», sagt Luis Zambrano von der biologischen Fakultät der autonomen Universität von Mexiko-Stadt und hält auch mit Kritik an Mexikos Präsidentin nicht zurück. Claudia Sheinbaum hat 2020, als sie Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt war, eine sechsspurige Schnellstrasse bauen lassen, damit die Einwohner der 20-Millionen-Stadt noch schneller und zahlreicher ins Axolotl-Gebiet Xochimilco gelangen, das Naherholungsgebiet schlechthin.

Zwar wurden alte Fehler wie das Aussetzen von Axolotl fressenden Fischen, inzwischen korrigiert und geniesst der Lebensraum einen gewissen Naturschutzgrad, doch für den Professor nicht ausreichend für den Fortbestand der Spezies in freier Wildbahn.

Dieses Jahr führt Zambranos Team die erste Axolotl-Zählung seit zehn Jahren durch. Finale Ergebnisse sind im Juni zu erwarten. Doch schon jetzt zeichnet sich ein ernüchterndes Bild ab. Beim ersten Auswerfen von Netzen war kein einziger Axolotl zu finden. Nun sollen DNA-Proben eine exakte Zahl liefern.

Dem Professor schwebt eine sanfte Umerziehung zum weniger feiernden, mehr Natur liebenden Naherholungsvolk vor. Doch die Vermietung eines ehemaligen Ackers als Fussballfeld oder Gastrobetrieb bringt Einkünfte, wogegen ein Rückgang zu einer Axolotl-freundlicher Umgebung Geld vom Staat bräuchte. Mit diesem Anliegen stiess der Ökologe bisher auf taube Ohren. Ein Umschwenken könnte einzig Druck der weltweiten Axolotl-Fangemeinschaft bewirken, wenn diese sich bewusst wird, dass der Salamander bald nur noch im Videospiel herumschwimmen könnte.