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Studie: Wenn Frauen von Ärztinnen statt von Ärzten behandelt werden, ist ihre Überlebenschance grösser

Frauen könnten davon profitieren, bei bestimmten Krankheiten eine Ärztin statt einen Arzt aufzusuchen. Zu diesem Schluss kommt eine japanische Studie. Wie lässt sich das erklären?

Frauen scheinen sich bei der Frage, ob sie lieber einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, aus dem Bauch heraus eher für eine eine Behandlung durch das eigene Geschlecht zu entscheiden. Jenes Bauchgefühl ist vielleicht gar kein so schlechter Ratgeber, wie eine Studie der Universität Tokio nun zeigt.

Das Team um Atsushi Miyawaki nutzte Daten von über 700’000 Spitalpatientinnen und -patienten ab 65 Jahren. Von diesen wurden 31,1 Prozent der Frauen und 30,6 Prozent der Männer von Ärztinnen behandelt.

Demnach waren die Sterblichkeitsraten der von Ärztinnen betreuten Frauen etwas niedriger – insbesondere bei Nervensystemerkrankungen wie Demenz. Zudem mussten sie bei Erkrankungen der Nieren und Harnwege seltener ein weiteres Mal in die Klinik. Bei Männern zeigten sich hingegen keine signifikanten Unterschiede, wie esim Fachblatt «Annals of Internal Medicine»heisst.

Frauen reden lieber untereinander über schambehaftete Themen

Das japanische Forschungsteam spekuliert, dass Ärzte den Schweregrad der Erkrankung bei Frauen möglicherweise unterschätzen. Das würde nicht nur zu den Erfahrungen passen, die Frauen seit einiger Zeit unter dem Hashtag #frauenbeimarzt auf X (vormals Twitter) teilen, sondern auch zu den Ergebnissen älterer Studien. Diese zeigten, dass Ärzte den Schmerzgrad ihrer Patientinnen, gastrointestinale und kardiovaskuläre Symptome sowie das Schlaganfallrisiko unterschätzen, was zu einer verzögerten oder unvollständigen Versorgung führen könnte.

Ein anderer, sich positiv auswirkender Punkt könnte zudem sein, dass Ärztinnen effektiver kommunizieren und stärker auf ihre Patientinnen und Patienten fokussieren. Das würde zu einer Leipziger Studie von 2014 passen, der zufolge Ärztinnen anders mit Patientinnen und Patienten sprechen als ihre männlichen Kollegen. In der Untersuchung mit an Krebs erkrankten Menschen wurde deutlich, dass diese zufriedener sind, wenn die Kommunikation gut ist – und eben jene Zufriedenheit war bei Ärztinnen grösser.

In der aktuellen Arbeit wird schliesslich vermutet, dass Patientinnen bei schambehafteten Themen offener mit Ärztinnen sind. Laut Ute Seeland, Professorin für Gendermedizin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, eine durchaus plausible These, die auch die in der Studie grösseren Behandlungserfolge von Ärztinnen bei Frauen mit Harnwegserkrankungen erklären könnten: «Solche Erkrankungen berühren sensible Felder, die teilweise auch noch mit Tabus behaftet sind, wenn es etwa um Inkontinenz geht.» Hier könnten Ärztinnen möglicherweise feinfühliger sein.(dpa)