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Millionen für die Nation: So schenkte der Eurovision Song Contest in Basel ein

Der Eurovision Song Contest bescherte der Schweiz eine Wertschöpfung von 115 Millionen Franken. Ein interessantes Bild zeigt sich jedoch vor allem in der Hotellerie.

Was erstaunt mehr: dass der Eurovision Song Contest (ESC) vor allem die Parahotellerie auslastete und nicht so sehr die Hotelzimmer? Oder dass das Budget des Kantons um ganze 1,7 Millionen Franken unterschritten wurde? Die Bilanz des Basler Präsidialdepartements zum internationalen Grossevent ESC, der Mitte Mai stattfand, wartet mit ein paar kernigen Ziffern auf.

Insgesamt fällt die Bilanz für den Kanton also positiv aus. Am Donnerstagnachmittag präsentierte der Basler Regierungspräsident Conradin Cramer (LDP) die vertiefte Analyse zu Gästezahlen, Wirkung und Wertschöpfung des ESC. In absoluten Zahlen hat sich der Anlass sehr gelohnt: In der Schweiz sei durch den ESC ein Umsatz von 248 Millionen Franken ausgelöst worden, davon fielen 110 Millionen in der Region an.

Das resultiere in einer nationalen Wertschöpfung von 115 Millionen Franken und einer regionalen Wertschöpfung von 53 Millionen Franken, wie die Beratungsfirma EBP Schweiz AG ermittelte, die auf Evaluationen von Grossevents spezialisiert ist. Zum Vergleich servierte die EBP gleich noch die Zahlen von ein paar anderen Anlässen: Die Euro-08 verschaffte der Nation 870 Millionen Franken Wertschöpfung, die Ski-WM 2017 142 Millionen Franken – und der ESC nun eben 115 Millionen. Somit landet der Gesangswettbewerb auf Rang 3 der Vergleichsanlässe von EBP.

Vor allem die Parahotellerie profitierte vom Event

Regierungspräsident Conradin Cramer, der bereits im Lead war, um Basel als Austragungsort zu bestimmen, zeigte sich daher ausgesprochen erfreut. Die Ziele hätten alle erreicht werden können: Wertschöpfung generieren, Basel bekannt machen, Gastfreundschaft zeigen und leben, ein Fest für die Basler Bevölkerung ermöglichen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen sowie das Budget einhalten.

Total wurden 540’000 Besuchende während der ESC-Woche verzeichnet, wovon die meisten Tagesgäste wiederum aus der Region stammten. Tagesgäste machten denn auch den grössten Teil aus; die anderen 43 Prozent entfielen auf Übernachtungsgäste, wovon 37 Prozent aus dem Ausland stammten.

Bemerkenswert ist jedoch, dass ein überwiegender Teil der gezählten rund 176’000 Logiernächten ausgerechnet auf die Parahotellerie entfiel – also auf Private, Bed’n’Breakfasts oder eben Anbieter wie AirBnB. Das bestätigten Standortmarketing und Studienautoren gleichermassen. Die normalen Schweizer Hotelzimmer waren also bei Weitem nicht ausgebucht, obwohl deren Verfügbarkeit im Vorfeld des ESC eines der meistdiskutierten Themen war. Auch wegen der hohen Preise. Wobei in Basel als Austragungsort das Bild zumindest während der Finaltage korrigiert werden konnte; dann hier waren auch die Hotels sehr gut belegt.

Der Reality-Check für die wirklichen Dimensionen

Der Zahlenspiegel ist damit auch ein Reality-Check für die effektiven Dimensionen des ESC. Der Anlass ist gross, fürwahr, aber nun lässt sich dessen wirkliche Grösse und Mobilisierungskraft auch besser abschätzen. Vom 10. bis 17. Mai wurde die Gästeschar in den verschiedenen Sektoren gezählt. Für St. Jakob, wo der Anlass stattfand, wurden 100’000 Besuche gezählt, auf dem Eurovision Square – also dem Barfüsserplatz – 135’000 Besuche und im Eurovision Village bei der Messe ganze 190’000 Besuche. Auch die Opening Ceremony am Wochenende vor dem Final generierte 100’000 Besuche. Der Euro Club schliesslich zählte 18’000 Besuche.

Und obwohl die Schlussabrechnung noch nicht komplett definitiv ausfällt, stimmen die Zahlen zuversichtlich. Das Budget des Kantons von rund 35 Millionen Franken wurde um 1,7 Millionen Franken unterschritten. Dies vor allem dank des Einsatzes von Sponsoren an verschiedenen Stellen, wie Christoph Bosshardt vom Basler Standortmarketing betonte. Und das, obwohl schon das Begleitprogramm in der Stadt mit 1,1 Millionen Franken doppelt so teuer war wie vorgesehen. Auch die Sicherheitsausgaben fielen mit 11 Millionen um 3 Millionen höher aus als vorgesehen, wofür allerdings bereits eine Reserve eingestellt worden war.

Cramer schloss mit dem Hinweis auf die «glücklichen Umstände» während der ESC-Woche: Das Wetter sei durchwegs gut gewesen und auch die Risiken angesichts der geopolitischen Lage – und damit des Israel-Palästina-Konflikts – seien bewältigbar gewesen. Zugleich versicherten die Verantwortlichen sichtlich vergnügt, dass dies nun wirklich die letzte Medienkonferenz des Kantons zum ESC gewesen sei.