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Der Sommer kommt: Das Rehmann-Museum setzt die Kunst an die frische Luft 

Für diese Ausstellung in Laufenburg arbeiten Kunst und Natur zusammen. Die «Artenvielfalt» der Werke zeigt sich in und vor allem um das Museum.

Das Rehmann-Museum in Laufenburg geht nicht in die Natur hinaus, sondern holt die Natur herein ins Museum. Oder anders formuliert: Es öffnet Türen, die von beiden Seiten begangen werden können.

Mit der aktuellen Schau erzählt der Kurator Michael Hiltbrunner die Geschichte von Landart und Eco-Art zeitgemäss weiter. Denn das Ausstellungskonzept lässt die Natur zur Co-Künstlerin zu werden. Diese ist nun seit Ende März am Werk, seither hat sie bereits einiges entstehen, spriessen, wildern, verwesen lassen. Im Garten des Hauses zum Beispiel wächst der Rasen, die Mähmaschine bleibt für diesen Sommer nämlich in der Garage. Hier nimmt sich der Mensch zurück, an anderen Stellen wagt er sich weiter vor, nur um der Natur wiederum die Bühne zu bereiten. Die Ausstellung führt vom Museum ausgehend entlang eines 7 Kilometer langen Rundgangs vom «Schimelrych» bis zur «Chrottehalde».

Eine Ausstellung aus der Region für die Region

Michael Hiltbrunner ist der Kurator am Rehmann-Museum.
Bild: Pooja Khadgi

Die Flurnamen ergeben den Titel der Ausstellung, sagt Hiltbrunner: «Der Titel nimmt Bezug auf das, was hier ist.» Der Kurator aus Zürich ist seit einem Jahr Leiter des Museums in der einstigen Werkstatt des Bildhauers Erwin Rehmann. Lässt ihn das Projekt in der Region ankommen, gar Wurzeln schlagen? «Es geht um Laufenburg, es geht um den Jurapark und die grössere Region», sagt Hiltbrunner, «gleichzeitig geht es um globale Themen.» Das heisst, er zeigt eine Landartpionierin aus den USA (Patricia Johanson), deren traumhafte Parks Mensch und Umwelt aufatmen lassen. Und er lässt uns Tannen aus dem Schwarzwald im Geiste Beuys’scher sozialer Plastik im Fricktal pflanzen (Stefan Strumbel). Es gibt Videoarbeiten wie jene von Riikka Tauriainen, die unseren Kopf in einen trüben Teich taucht, damit wir für einmal die Luft anhalten und lauschen.

«Es ist ein Haus mit wenigen Wänden: Man muss offen sein für Ungewöhnliches», sagt der Museumsleiter. Lange war es in erster Absicht Werkstatt. Selbst mit dem Anbau des Museums kamen wenig Wände hinzu. Also zieht Hiltbrunner den Schluss: Rausgehen mit der Kunst, hinein in die Nachbarschaft.

Das haben andere vor ihm ebenfalls getan. 1982 zum Beispiel, als Kunsthausdirektor Heiny Widmer kühn die Freilichtausstellung «Kunst – Natur. Installationen im Gebiet des Fünfweiher» in Lenzburg orchestrierte.

Kunst und Natur gehen Hand in Hand

Gut vierzig Jahre später folgen wir den Wegweisern entlang der Felder und finden dank Ursula Rutishausers zarter Installation die «Augenweide», wo uns ein Schriftzug aus Stacheldraht, der die Kühe einzäunt, stichelt: «Warte Mal». Oder wir setzen uns an den Waldrand und hören in der Soundinstallation von Hannah Weinberger, wie sich Blätterrauschen mit Popsongs vermischt. Den Strom dazu spendet die Sonne. Der Fussabdruck der Werke soll so klein wie möglich sein, die Kunstschaffenden treten nur auf Zehenspitzen auf.

Der Künstler Stefan Strumbel lädt dazu ein, Bäume zu pflanzen. 
Bild: Michael Hiltbrunner

In der Ökologie nennt man das Zusammenspiel, bei dem beide Seiten Nutzen aus der Begegnung ziehen, Mutualismus. Die Eiche und der Eichelhäher zum Beispiel, der Clownfisch und die Seeanemone. Oder eben Kunst und Natur mit dem Rehmann-Museum und dem Jurapark Aargau. Denn für das Projekt haben die Institutionen zusammengespannt. Kurator Michael Hiltbrunner bietet seinen Blick auf das Kunstschaffen, das Team des Juraparks leistet Vermittlungsarbeit, damit das Publikum dem Blick leichter folgen kann.

Solche Zusammenarbeiten sind für Häuser an den Rändern der Regionen hilfreich. Die Rechnung ist simpel: Gemeinsam erreicht man mehr Personen. Und die Rechnung scheint aufzugehen, das Publikum findet zum «Schimelrych». Hiltbrunner ist zufrieden: «Wir können solche Kooperationen nicht immer machen, aber immer wieder.»

Das Konzept der Ausstellung regt an, wiederzukehren. Bei manchen Werken muss man schlicht den Herbst abwarten, bis man ihre Früchte ernten kann. Der aus Küttigen stammende Lorenz Olivier Schmid zum Beispiel zeigt, wie aus unreifen Baumnüssen durch Einlegen nach traditionellem Rezept wohlschmeckende «schwarze Nüsse» werden. Dann braucht es Geduld. Die Natur lässt sich eben nicht drängen.