Musizierende aus der Region spielen und marschieren vor Millionenpublikum am Nimwegenmarsch
Mitte Juli findet jeweils der Internationale Viertagesmarsch «Vierdaagse» mit rund 45’000 Teilnehmenden im niederländischen Nijmegen (dt. Nimwegen) statt. Aus dieser Marschveranstaltung und den Kontakten mit dem Schweizer Militär ist die Schweizerwoche Bemmel – die «Zwitserse Week» – entstanden. In dieser Woche ist jeweils ein Schweizer Musikverein zu Gast in Bemmel. Dieses Jahr war es die Musikgesellschaft St. Urban.
Nach über vier Monaten intensiver Vorbereitung und Vorfreude startete am Samstag, den 13. Juli das Abenteuer Holland. Mit einer 65-köpfigen Delegation reiste die Musikgesellschaft St. Urban gemeinsam mit dem Tambourenverein Zofingen, den Örgelifründe Hasle-Rüegsau sowie zwei Alphornisten an die Schweizer Woche nach Bemmel – einem Ort im Gelderland, der zwischen Arnheim und Nimwegen gelegen ist..
Die Musikantinnen und Musikanten wurden am späten Nachmittag sehr herzlich von der Stiftung «Zwitserse Week» empfangen. Mehrere Dutzend Gastfamilien in der Region sorgten für das Wohl der Delegation und beherbergten die Musizierenden mit viel Herzblut. Das Wochenprogramm wurde von der Stiftung, dem Schweizer Militär und dem Organisationskomittee der Musikgesellschaft zusammengestellt.
Zum Auftakt spielten die Musikantinnen und Musikanten am Kapellenfestival auf dem Rathausplatz von Bemmel. Bei strahlender Sonne und regem Publikumsaufmarsch stimmten sie sich auf eine ereignisreiche Woche ein.
An der Eröffnungszeremonie Schweizer Militär angeführt
Am Sonntagabend stand mit der Eröffnungszeremonie zum 106. Viertagemarsch ein erstes Highlight an. Beflügelt von Tausenden von Zuschauenden am Strassenrand führten die Tambouren und die Musikgesellschaft die Läuferdelegation des Schweizer Militärs auf der vier Kilometer langen Eröffnungsparade an. Spätestens beim Spiel des traditionellen «Vierdaagse»-Marsch im internationalen Gesamtchor liess sich die Schweizer Reisedelegation in den Bann dieses Grossanlasses ziehen. Einige genossen den Abend in der Festmeile von Nimwmegen.
Bei einem gemütlichen Mittagessen begrüsste am Mittwoch die Gemeindepräsidentin von Lingewaard Nelly Kalfs die Schweizer Delegation mit einem herzlichen Empfang. DerVertreter der Gemeinde Pfaffnau-St. Urban, Gemeinderat Andreas Müller, überbrachte neben den besten Grüssen aus der Schweiz auch einige regionale Köstlichkeiten für die freundlichen Gastgeber.
Nach einer interessanten Führung durch das dortige Theater, einer Kirche die vor acht Jahren zu einem multifunktionalen Eventlokal umgebaut wurde, reisten die Schweizer Delegation das erste Mal in das Kamp Heumensoord. Dieses Militärcamp ist der Ausgangsort der Soldaten, die den Viertagemarsch ab Dienstag unter die Füsse nehmen. Gemeinsam mit den Delegationen aus Schottland und Schweden durfte die Musikgesellschaft St. Urban dieses Camp offiziell eröffnen – marschierend über den holprigen Sandboden und im internationalen Gesamtchor.
Unterhaltung und Ansporn für die Marschierenden
Den ersten Tag Marschtag des Viertagemarsches erlebten die Spielenden am Dienstag am Strassenrand in Bemmel. Sie motivierten mit Unterhaltungsliteratur die rund 48’000 Läuferinnen und Läufer auf ihren letzten Kilometern der ersten Etappe. Die scheinbar nie endende Karawane an vorbeiziehenden Läuferinnen und Läufer war auch für die Musizierenden sehr imposant. Am Abend dieses eindrücklichen Tages genoss die gesamte Delegation ein kleines Grillfest in Doornenburg.
Der darauffolgende Mittwoch stand ganz im Zeichen des Galakonzerts in der Kirche Haalderen. Mit einem abwechslungsreichen Konzertprogramm von herausfordernden Werken und unterhaltsamen Hits aus der Schweiz bedankten sich die Musikantinnen und Musikanten bei ihren Gastfamilien und den Einwohnern in der Region.
Nach dem tollen Galakonzert stimmte die 65-köpfige Delegation am Donnerstag ruhige und stille Klänge an. Während die Tambouren die Schweizer Marschdelegationen auf den letzten Metern zum Zwischenziel – dem kanadischen Soldatenfriedhof Groesbeek – den Takt vormarschierten, machte sich das Orchester bereit für die Friedhofszeremonie. An dieser emotionalen Gedenkfeier des Schweizerischen Militärs wurde an die 2619 gefallenen Soldaten der Operation Market Garden im zweiten Weltkrieg gedacht und für Frieden auf der Welt appelliert.
Der Rest des Tages war dann für Erholung eingeplant. Gemeinsam mit den Gastfamilien wurden unterschiedliche Programme zusammengestellt. Die einen radelten eine Velotour durchs schöne Holland, andere besuchten Arnheim und andere Sehenswürdigkeiten in der Region oder entspannten sich am Pool. Wie an jedem Tag des Viertagemarschs spielte zudem ein Spezialdetachement im Kamp Heumensoord. Mit vertrauten Alphorn-, Trommel- oder Örgeliklängen wurden die Marschierenden am Morgen auf den 40-Kilometer-Marsch geschickt und am Abend wieder zurück im Camp begrüsst.
Triumphaler Einzug über die Via Gladiola
Die Stimmung am Freitagmorgen schwankte zwischen Vorfreude und Nostalgie. Es freuten sich alle auf das grosse Highlight; den so imposant angepriesenen Schlussmarsch über die Via Gladiola und gleichzeitig war der letzte Tag der Schweizer Woche angebrochen. Bereits um sechs Uhr war die Besammlung beim Instrumentendepot. Der Reisecar fuhr die Musikantinnen und Musikanten nach Grave zum Koninginnedijk. Ein letztes Mal wurde die Läuferinnen und Läufer am Strassenrand musikalisch begrüsst und motiviert. Nach kurzer Wartezeit und der verdienten Verpflegung im McDonalds war es endlich so weit: Die gesamte Delegation stellte sich in Charlemagne für den Schlussmarsch auf. Die nächsten 73 Minuten und 6 Kilometer sind fast nicht mehr in Worte zu fassen – getragen von über 1,5 Millionen jubelnden Zuschauenden und mit überwältigenden Erinnerungen an die gesamte Woche marschierte die Schweizer Delegation durch die Via Gladiola.
Beim gemeinsamen Abschlussabend mit allen Teilnehmenden und deren Gastfamilien im De Kooi wurden die besten Anektoten nochmals zum Besten gegeben, Geschenke verteilt und Pläne für ein Wiedersehen geschmiedet. Und dann hiess es am Samstagmorgen Abschied zu nehmen. Müde und überglücklich wurden die Musikantinnen und Musikanten zurück in die Schweiz chauffiert und schwelgen noch viele Wochen in den Erinnerungen.