Krise im Neuenhofer Finanzwesen. Der Gemeinderat vermeldet, dass erhebliche organisatorische Schwachstellen und konkrete, massive Mängel in der bisherigen Arbeitserledigung im Finanzbereich sichtbar geworden sind. Damit in Verbindung gebracht wird der frühere langjährige Finanzverwalter. Insbesondere mit seinem Austritt und speziell danach seien die Fehler zum Vorschein gekommen, heisst es in der Mitteilung.

Der Ex-Finanzchef verliess die Gemeindeverwaltung überraschend im September 2024 nach zwölf Jahren im Dienste Neuenhofs. Seine Kündigung verfasste er an der turbulenten Gemeindeversammlungim Juni 2024, als der Gemeinderat in letzter Sekunde das umstrittene Traktandum zum Gebiet «Härdli»zurückzog.Als Grund nannte der damalige Finanzchef die veränderte Führungskultur und die damit verbundenen zahlreichenAbgänge auf der Gemeindeverwaltung. Nun wendet sich das Blatt: Der Kritiker wird nun selbst zum Kritisierten.

«Es zeigte sich, dass klar dem Finanzbereich zugewiesene Arbeiten durch den damaligen Leiter Finanzen massiv vernachlässigt worden waren», schreibt der Gemeinderat. Gestützt darauf sei eine externe Revisionsfirma beauftragt worden, die Jahresrechnung 2023 nochmals vertieft zu überprüfen. «Auf der Basis der Erkenntnisse dieses Berichtes mussten sodann weitere Ermittlungen und rechtliche Schritte gegen den ehemaligen Leiter Finanzen in die Wege geleitet werden.»

Kontaktiert wurde die Gemeinde zudem vom kantonalen Steueramt. Dieses habe darauf hingewiesen, dass im Rahmen einer Prüfung des Steuerbezugs für die Jahre 2022 und 2023 beispielsweise keine Betreibungen vorgenommen worden seien, schreibt der Gemeinderat. Die Gemeinde sei daher angehalten worden, eine Ausstandsliste der Steuerdebitoren so rasch wie möglich abzuarbeiten.

Und nicht nur das: Auch im Bereich der Verlustabschreibungen habe sich gezeigt, dass zum Teil keine Verlustscheine als Basis für die vorgenommene Abschreibung vorhanden seien. Eine Begründung, ob und weshalb diese Verluste ohne Verlustscheine abgeschrieben wurden, fehle jeweils, heisst es weiter. Die Gemeinde müsse daher nachträglich sicherstellen, dass die korrekt geschuldeten Beträge inklusive korrekt berechneter Verzugszinsen mittels Verlustscheinen verurkundet seien. Zudem bestehe auch noch in weiteren Bereichen des Finanzwesens Klärungsbedarf.

Das Fazit des Gemeinderats: «Es zeigt sich damit, dass es in der Vergangenheit im Bereich Finanzen klare Versäumnisse durch den ehemaligen Leiter Finanzen gab. Dies wird nun auch durch die teilweise deutlich überschrittenen Verpflichtungskredite sichtbar.»

Auch die Exekutive selbst gesteht Fehler ein. «Dem Gemeinderat und insbesondere dem Ressortchef Finanzen ist bewusst, dass er seiner Kontrollfunktion offensichtlich zu wenig gut nachkam und dem Leiter Finanzen zu viel und zu lange das Vertrauen schenkte und damit seine Aufsicht zu wenig gut wahrnahm.»

Der Gemeinderat hat nun den Wiederaufbau eines internen Kontrollsystems als auch die Installation eines zugehörigen Reportings im Finanzbereich in die Wege geleitet. Eine externe Beratungsfirma werde diesbezüglich ergänzend und unterstützend mitwirken.

Die Abteilung Finanzen befinde sich damit in einer tiefgreifenden Umbruchphase, so der Gemeinderat. «Das neu formierte Team konnte bislang nur teilweise in die vielfältigen Aufgaben eingearbeitet werden, sodass nur ein Bruchteil der Aufarbeitung der Altlasten nebst dem Tagesgeschäft bewältigt werden konnte.» Zur raschen Auf- und Abarbeitung der Altlasten habe der Gemeinderat deshalb beschlossen, zusätzliches Gemeindepersonal zeitlich befristet einzustellen.

Die Gemeinde sowie der kritisierte Ex-Finanzchef waren für eine Stellungnahme am Freitag nach Auffahrt nicht erreichbar.