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Ob Frauenstreik oder Feministischer Streik: Die Anliegen bleiben aktuell – und berechtigt

Statt über reale Probleme der Gleichberechtigung wird mehr über Benennung und Ausrichtung des Streiks diskutiert. Das haben sich die Organisatorinnen zum Teil selber zuzuschreiben, doch es hat auch einen anderen Grund.

Dem Frauenstreik weht dieses Jahr ein rauher Wind entgegen. Er heisst jetzt «feministischer Streik». Frauenstreik war eine starke Marke, die 50 Prozent der Bevölkerung adressierte, aber nach Meinung der Organisationen Menschen wie zum Beispiel nonbinäre Personen ausschloss.

Die Idee der Inklusion führt nun paradoxerweise dazu, dass sich viele Frauen zwar nicht ausgeschlossen, aber kaum mehr angesprochen fühlen von der Bewegung, die am 14. Juni 2019 die Massen bewegt hat.

Das ändert allerdings nichts daran, dass die Anliegen der Frauen aktuell und berechtigt bleiben. Auch wenn Studien zur Lohnungleichheit unterschiedliche Zahlen nennen, Tatsache ist: Es gibt inakzeptable Ungleichheiten. Auch wenn im Nationalrat seit den Wahlen 2019 immerhin 42 Prozent Frauen sitzen, Tatsache ist: Im Ständerat, in Kantonsregierungen und -parlamenten, geschweige denn in Unternehmensleitungen bleiben Frauen massiv untervertreten. Und bezüglich Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die Schweiz im Rückstand, was Frauen und Männer ebenso trifft.

Dass statt darüber nun vielmehr über Benennung und Ausrichtung des Frauenstreiks gesprochen wird, haben sich die Organisatorinnen zum Teil selber zuzuschreiben, doch es liegt auch am Zeitgeist. Die Debatte über Gleichberechtigung hat sich seit 2019 auf sprachliche Korrektheit und Gendersternchen verengt, sie ist auf ein Nebengleise geraten. Das absorbiert in unserer Mediengesellschaft derart viel Zeit und Raum, dass kaum was übrig bleibt für die realen Probleme. Diese lassen sich aber nicht mit Meta-Diskussionen lösen.