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Schwarzfahrer kosten die ÖV-Branche mindestens 60 Millionen Franken pro Jahr – nun geraten digitale Tickets in die Kritik

Laut der Branchenorganisation Swisspass nimmt der Anteil jener Fahrgäste zu, die ohne Billett in Bus, Zug und Tram unterwegs sind. Das führt zu hohen Kosten für die ÖV-Betreiber.

Rund ein Prozent der Einnahmen gehen dem öffentlichen Verkehr jährlich wegen Schwarzfahrern verloren. Das sind pro Jahr 60 Millionen Franken, wie Thomas Ammann von der Alliance Swisspass gegenüber Radio SRF bestätigt. Seit knapp vier Jahren betreibt die Alliance Swisspass ein nationales Schwarzfahrerregister. So sollen Personen, die wiederholt mit ungültigem Fahrausweis reisen, einfacher identifiziert werden können. Tendenziell steige der Anteil jener Personen an, die «ohne oder nur mit einem teilgültigen Billett» im öffentlichen Verkehr unterwegs sind, so Ammann.

Einen Grund für diese Entwicklung ortet er in der «technologischen Entwicklung». Als es noch keine digitalen Billette gab, musste man das Papierticket immer zwingend vor dem Einsteigen in Zug, Bus oder Tram lösen. «Bei den elektronischen Tickets hat man nun natürlich die Möglichkeit, zuerst einmal in das Fahrzeug einzusteigen und das Ticket erst später zu lösen», so Ammann weiter. Das verstosse allerdings gegen die Tarifbestimmungen: Ein Ticket ist nur dann gültig, wenn es vor dem Einsteigen gelöst wurde. Die Präsidentin des Vereins Pro Bahn Schweiz, Karin Blättler, fordert mehr Billettkontrollen, wie «ZüriToday» kürzlich berichtete.

Oft geht das Einchecken unbewusst vergessen

Fairtiq betreibt hierzulande eine solche App für elektronische Ticketkäufe. Das Vorgehen für die Fahrgäste ist simpel: Per Wischbewegung checken sie vor dem Einsteigen via Handy ein und nach dem Aussteigen wieder aus. Die App berechnet dann via GPS die Fahrtroute und ermittelt den besten Preis. Fairtiq zählt aktuell rund 950’000 aktive Nutzerinnen und Nutzer.

Wie Daniel Fankhauser von Fairtiq auf Anfrage mitteilt, erkenne das System, wenn das Einchecken vergessen gehe: «Wir sehen aufgrund der GPS-Daten, ob eine Person zu spät eincheckt. Oft geschieht das unbewusst, einfach weil es vergessen ging.» Stelle man hingegen eine Systematik fest, welche auf einen Missbrauch hindeutet, mache man die betroffene Person mit einer SMS-Nachricht auf die Konsequenzen aufmerksam, so Fankhauser: «Kommt es trotz dieser Warnung erneut zu missbräuchlichem Verhalten, dann verhängen wir eine Sperre für unsere App.» (chi)