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Omikron-Variante und mangelnde Auskunftsbereitschaft der Bevölkerung bringen Contact Tracing in Not

45’137 Personen befinden sich laut den jüngsten Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) vom Donnerstagmorgen in Isolation, weil sie sie sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. 33’809 Menschen sind in Quarantäne, weil sie mit einer infizierten Person in engem Kontakt standen. Hinzu kommen weitere 857 Personen in Quarantäne, die aus Risikoländern, in denen die Omikron-Variante bereits festgestellt worden ist, eingereist sind.

Die grosse Anzahl Neuinfektionen, welche am Mittwoch mit 10’466 Ansteckungen den höchsten Tageswert seit Pandemiebeginn erreichte, bedeutet viel Arbeit für das Contact Tracing der Kantone. Aufgrund der aktuellen Situation eines raschen Anstiegs der Fälle stehen die Contact-Tracing-Zentren unter Druck, sagt BAG-Sprecher Daniel Dauwalder auf Anfrage. Dieser Anstieg ist bis jetzt praktisch ausschliesslich auf Fälle der Delta-Variante zurückzuführen.

«Schwierig, qualifiziertes Personal zu finden»

Als zusätzliche Herausforderung kommt jetzt die Omikron-Variante hinzu, bei der Experten eine noch höhere Ansteckungsrate als bei Delta vermuten. Diese Woche wurden auch in der Schweiz erste Omikron-Infektionen bestätigt. Bei Omikron-Verdachtsfällen suche das Contact Tracing aktiv nach engen Kontakten und dem möglichen Ort der Infektion, heisst es beim BAG: «Die engen Kontakte kommen in Quarantäne und es wird ein PCR-Test durchgeführt.» Die Ressourcen für diesen Zusatzaufwand würden derzeit aufgestockt: «Allerdings ist es nicht einfach, schnell qualifiziertes Personal zu finden», so Dauwalder.

Als kurz vor Weihnachten 2020 in Grossbritannien und Südafrika neue Varianten des Coronavirus auftauchten, setzte man bei Verdachtsfällen beim Contact Tracing hierzulande auf das «Zwei-Kreise-Modell». Es wurden nicht nur die direkten Kontakte von infizierten Personen, sondern auch wiederum deren engen Kontakte kontaktiert und getestet. Darauf verzichtet man gemäss BAG-Sprecher Dauwalder bei Omikron-Verdachtsfällen. Grund dafür dürfte die bereits grosse Auslastung der kantonalen Contact-Tracing-Strukturen sein.

Kooperation bei Ungeimpften und Eltern eingeschränkt

Zusätzlich erschwerend ist die nachgelassene Auskunftsbereitschaft bei einem Teil der Infizierten. «Die Auskunftsbereitschaft hat klar etwas abgenommen», sagt etwa die stellvertretende Solothurner Kantonsärztin Bettina Dübi. Der Kanton schule seine Tracer laufend. Mit entsprechender Gesprächstechnik könne man die Menschen weiterhin befragen. «Manchmal braucht es etwas Verständnis für Menschen, die mit der Pandemie an ihre jeweiligen Grenzen kommen – und schon ist das Eis gebrochen.»

Ähnliches stellt der Zuger Rudolph Hauri fest, der oberste Kantonsarzt der Schweiz: «Gewisse Personen haben schlicht keine Nerven oder Geduld mehr, andere scheinen das Vertrauen in die Behörden verloren zu haben oder sehen den Sinn der Massnahmen nicht ein.» Zwar sei die Auskunftsbereitschaft der betroffenen Bevölkerung «immer noch als gut zu bezeichnen», findet Hauri: «Bei den aktuell hohen Zahlen gibt es aber immer wieder auch Personen, bei welchen die Bereitschaft zur Zusammenarbeit tiefer ist».

Eine exakte Statistik über die Personen, deren Kooperationsbereitschaft zu wünschen übrig lässt, führen die Kantone nicht. Auf die Erfahrungen im Kanton Zug und die Rückmeldungen anderer Kantone gestützt sagt Hauri jedoch: «Der Kontakt des Contact Tracings zu ungeimpften Personen sowie zu Eltern von Kindern ist im Durchschnitt aber die grössere Herausforderung.» Dabei gebe es auch mehr Fragen, was die Telefonate verlängert. Die Folge davon: Die Auslastung und namentlich auch Belastung der Mitarbeitenden steige. Um dem entgegenzuwirken, versuche man die Mitarbeitenden so gut wie möglich zu schulen und durch regelmässige Ablösungen zu entlasten.

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