
Pavor nocturnus – wenn ein Schrei die Nacht durchdringt
Es ist eine ruhige Nacht. Das leise Rauschen der Heizung, gelegentlich ein Knacken im Holzboden unserer Altbauwohnung. Ansonsten absolute Stille. Die Zweijährige schläft seelenruhig in ihrem Bettchen. Und dann, wie aus dem Nichts: Ein markerschütternder Schrei durchdringt die Nacht. Ich schrecke hoch (der Lautstärke nach zu urteilen wahrscheinlich auch alle unsere Nachbarn). Die Kleine schlägt in ihrem Bett panisch um sich. Ansprechbar ist sie nicht. Alle Versuche, sie zu beruhigen, scheitern. Nach rund 20 Minuten ist der Spuk vorbei. Das Szenario wiederholt sich in dieser Nacht noch einige Male. An Schlaf ist nicht zu denken.
Am nächsten Morgen begebe ich mich zusammen mit Dr. Google auf Ursachenforschung. Albträume können schnell ausgeschlossen werden. Google sagt: «Pavor nocturnus – der Nachtschreck». Und Wikipedia präzisiert: «Der Pavor nocturnus, auch Nachtangst und Nachtschreck genannt, ist eine Form der Schlafstörung. Diese Parasomnie betrifft vorwiegend Klein- und Schulkinder.» Meistens trete der Nachtschreck nur vorübergehend auf. Die genauen Ursachen sind bis heute nicht bekannt, es wird aber angenommen, dass er mit der noch nicht vollständigen Entwicklung des zentralen Nervensystems der Kinder zusammenhängt.
Die nächsten drei Nächte verliefen ähnlich. Immer wieder panische Schreie und eine wild um sich schlagende Zweijährige. Am nächsten Morgen kann sich die Kleine an nichts erinnern. Sie habe gut geschlafen, teilt sie jeweils mit.
Aktuell schläft sie – und somit auch wir – wieder besser. Der Nachtschreck blieb die letzten paar Nächte aus. Seelische Schäden tragen die Kinder vom Pavor nocturnus übrigens keine davon – bei den Eltern bin ich mir da nicht ganz sicher.