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Sesselrücken an der Spitze: Gleich zwei Chefposten in der Strafverfolgung werden neu besetzt

Die beiden Staatsanwaltschaften Brugg-Zurzach und Muri-Bremgarten bekommen neues Spitzenpersonal. Die Regierung und das Büro des Grossen Rats schlagen Personen zur Wahl vor, die in anderen Regionen eine stellvertretende Leitungsfunktion haben.

Das grosse Sesselrücken bei den Strafverfolgungsbehörden im Aargau begann schon letztes Jahr. Im Sommer 2024 wurde Barbara Loppacher, damals Leiterin der Staatsanwaltschaft Lenzburg-Aarau, zur Stellvertreterin des leitenden Oberstaatsanwalts gewählt. Loppacher, die als Anklägerin im Fall Rupperswil nationale Bekanntheit erlangt hatte, trat ihr neues Amt am 1. Januar 2025 an.

Den frei werdenden Posten übernahm Christoph Rüedi: Er gab dafür die Leitung der Staatsanwaltschaft Brugg-Zurzach ab und muss dort nun ersetzt werden. Gewählt werden die leitenden Staatsanwälte vom Grossen Rat, vorgeschlagen werden sie vom Regierungsrat. Nach der Ausschreibung der Stelle gingen sechs Bewerbungen ein, die Regierung beantragt nun die Wahl von Mario Camelin.

Camelin ist derzeit noch stellvertretender leitender Staatsanwalt von Zofingen-Kulm und zudem im Nebenamt als Chef Untersuchungsregion 2 in der Militärjustiz tätig. Der Regierungsrat ist gemäss Vorlage ans Parlament überzeugt, dass der Kandidat «über die notwendigen Voraussetzungen verfügt, um die Staatsanwaltschaft Brugg-Zurzach umsichtig zu führen und diese weiterzuentwickeln».

Das Grossratsbüro, in dem die Spitzen aller Fraktionen vertreten sind, unterstützt diesen Wahlvorschlag einstimmig. Traktandiert wird die Wahl voraussichtlich für die Parlamentssitzung vom 24. Juni. Bereits eine Woche später, am 1. Juli, soll Camelin sein neues Amt antreten. Gewählt wäre der Leiter der Staatsanwaltschaft Brugg-Zurzach dann bis Ende der Amtsperiode, das heisst bis zum 31. Dezember 2026.

Leiterin von Muri-Bremgarten hat gekündigt

Auch an der Spitze der Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten kommt es zu einem Wechsel. Die heutige Leiterin Sarah Zanolini hat ihre Stelle per Ende Juni 2025 gekündigt. Zanolini hatte die Leitung der Staatsanwaltschaft seit fast sechseinhalb Jahren inne, zudem engagiert sie sich ehrenamtlich als Juristin der Kinderschutzgruppe am Kantonsspital Aarau.

Für die Nachfolge gingen drei Bewerbungen ein, zwei interne und eine externe. Die beiden internen Kandidatinnen wurden zu Gesprächen und Assessments eingeladen, wie es in der Vorlage an den Grossen Rat heisst. Der dritte Kandidat sei nicht eingeladen worden, da er über keinerlei Erfahrung als Staatsanwalt verfügte. Der Mann namens Sandro Orefice hält allerdings an der Bewerbung fest.

Die zweite interne Kandidatin, deren Name nicht bekannt gegeben wird, hat im Verlauf des Verfahrens hingegen ihren Rückzug erklärt. Schliesslich beantragt der Regierungsrat die Wahl von Rebecca Bänziger, bisher stellvertretende leitende Staatsanwältin von Lenzburg-Aarau. Das Grossratsbüro unterstützt die Kandidatur einstimmig, auch diese Wahl soll am 24. Juni stattfinden.

Kandidatin war in Terminstreit verstrickt

Bänziger war in den letzten knapp zwei Jahren in einen Terminstreit zwischen den Gerichten und der Staatsanwaltschaft involviert. Sie erschien im Sommer 2023 nicht zu einer angesetzten Berufungsverhandlung.

Deshalb konnte ein Sri-Lanker, der wegen sexueller Handlung mit Kindern verurteilt worden war, nicht härter bestraft und auch nicht des Landes verwiesen werden. Das Obergericht büsste die Staatsanwältin und schrieb, das Verhalten der Staatsanwaltschaft sei «in einem Rechtsstaat nicht akzeptabel».

Das Bundesgericht strich die Busse schliesslich wieder, weil nicht die Staatsanwältin als spezifische Person, sondern die Staatsanwaltschaft an sich vorgeladen worden war. Konsequenzen hatte der Fall für Bänziger damit nicht,der leitende Oberstaatsanwalt Philipp Umbricht kassierte aber einen Verweis von der Regierung. Umbricht hatte die Staatsanwältin angewiesen, ihre «geplanten und bewilligten, jedoch vom Obergericht bei seiner Terminfestsetzung nicht berücksichtigten Ferien» zu beziehen.