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«Free the Nipple» – ob ihr wollt oder nicht

Frühlingsmode ist rückenfrei. Dumm nur, wenn man einen BH trägt. Aber darauf haben Designer ja noch nie geachtet und Promis haben ihre Nippel auch längst befreit. Bin ich jetzt prüde, wenn ich meine lieber einpacke?

Mein Instagram-Algorithmus hat mich längst durchschaut: Weil ich gerne online shoppe, hagelt es wieder mal ganz viel Kleider-Werbung auf meinen Feed. Also klicke ich fröhlich drauf – und sehe: rückenfrei, Cut-outs, durchsichtig. Und vor allem: null Platz für einen BH! Warum vergessen Designer immer, dass manche von uns das Ding brauchen und damit den ganzen Look versauen müssen?!

Zugegeben, das war noch nie anders. Und mit der «Free the Nipple»-Bewegung wurde es auch noch politisch. Schliesslich hat jeder Nippel. Die meisten haben zwei. Zac Efron, Lily Allen oder Mark Wahlberg haben sogar drei. Es sollte keinen Unterschied machen, ob sie zu einem Mann oder zu einer Frau gehören. Also lassen tonnenweise Frauen ihren BH zu Hause. Vor allem, wenn sie berühmt sind.

Natürlich können diese Frauen an- oder ausziehen, was immer sie wollen. Und manchen Auftritt würde es tatsächlich kaputtmachen, wenn sich unter diesen Roben auf dem roten Teppich etwas abzeichnet. Speziell, wenn besagte Roben praktisch aus nichts bestehen.

So wie bei Emily Ratajkowski an der diesjährigen «Vanity Fair» Oscar Party oder Florence Pugh, die vergangenes Jahr in einem Traum aus rosa Tüll für Schlagzeilen sorgte. Auf Instagram schrieb sie dazu mit einem Augenzwinkern: «Wenn man es genau nimmt, sind sie verdeckt.» Denn lange wurde jedes Bild sofort gelöscht, wenn weibliche Nippel zu sehen waren. Doch das Bild ist immer noch da. Offenbar hat Instagram dazu gelernt.

Nippel sorgen nicht mehr dermassen für Schlagzeilen. Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders. So wie bei Rihanna, die an den CFDA Fashion Awards 2014 in einem durchsichtigen Kleid mit passendem Kopftuch auftauchte.

Rihanna sorgte 2014 für grosse Augen.
Getty Images

Als Gwyneth Paltrow 2002 an den Oscars obenrum eher luftig unterwegs war, gab es sogar einen richtigen Aufschrei.

Apropos: Sind oder waren solche Outfits nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit? Vielleicht. Vielleicht fühlen sich die Frauen so auch einfach wohl. Trotzdem klatschen vor allem US-Medien immer ganz zackig den Zensurbalken drauf, was den Look auch wieder kaputt macht. Und manche Idioten fassen es als Aufforderung zu irgendwas auf. Aber auch wenn es ein Hingucker ist: es ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Und es ist ganz sicher keine Einladung!

Gwyneth Paltrow versuchte an den Oscars 2002 einen ungewohnten Style.
Keystone

Diverse Stars pfeifen auch im Alltag auf BHs – und auf all jene, die sie kritisieren. So schrieb Florence Pugh zu einem weiteren Bild auf Instagram: «Ich wusste, dass dieses Kleid kommentiert wird. Aber es ist besorgniserregend, wie viele sich ganz offen darüber auslassen, was mit dem Körper einer Frau nicht stimmt und wie vulgär sie das tun. Was ist denn so schrecklich daran?»

Überhaupt nichts! Ich wäre gerne so selbstbewusst. Aber ich packe meine Nippel halt einfach lieber ein. Genau wie bei den Damen, die oben ohne rumrennen, hat es wenig mit Sex zu tun. Eher mit der Schwerkraft. Es ist einfach eine persönliche Wahl. Es wäre nur schön, wenn Designer sie einem lassen würden. In diesem Sinne: «Free the Nipple» – wenn man (oder Frau) das möchte.