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«Zecken gehören zu meinem Alltag»: Junioren-Weltmeisterin und Experte klären über Blutsauger auf – das sind die besten Tipps

Orientierungsläuferin Lilly Graber aus Biberstein absolviert derzeit ihre Ausbildung in der Sport-Rekrutenschule. Im Rahmen einer Präventionskampagne erzählt die 22-Jährige, wie sie sich vor den Parasiten im Wald schützt. Experte Werner Tischhauser ordnet ein.

Was mit einem eher zögerlichen Start im Alter von zehn Jahren begann, führte Lilly Graber aus Biberstein bis ins Schweizer Damen-Nationalkader und zu einem Weltmeistertitel. Dabei war die Begeisterung für den Orientierungslauf für die 22-Jährige, anders als bei ihrer Schwester, zu Beginn noch verhalten.

«Tatsächlich hat mir gerade das Rennen am Anfang nicht wirklich Spass gemacht. Zudem ist das Gelände im Kanton Aargau nicht sehr spannend», sagt sie. Heute jedoch ist diese Sportart für Graber die ideale Balance aus körperlicher und mentaler Herausforderung. Als Orientierungsläuferin ist sie fast täglich draussen unterwegs – bei Hitze, Kälte, Regen und auf unterschiedlichstem Terrain.

Dabei begegnet sie Herausforderungen, die weit über die sportliche Leistung hinausgehen: etwa extreme Wetterbedingungen – oder Zecken. Im Rahmen der Aufklärungskampagnezecken-stich.cherzählt Lilly Graber von ihrem Trainingsalltag, ihrem Weg in die Elite und davon, wie sie sich optimal vorbereitet und vor den blutsaugenden Parasiten schützt.

Balance für Kopf und Körper gefragt

Nach der anfänglichen Skepsis hat die Begeisterung der Schwester für den Orientierungslauf (OL) Lilly Graber doch noch angesteckt. «Für mich war es die Kombination aus physischen und mentalen Fähigkeiten, die mich am OL faszinierten», erklärt sie. Damit Kopf und Körper für die anspruchsvolle Sportart bereit sind, sei eine gute Balance gefragt. «Trotz körperlichem Stress muss man schnell Entscheidungen treffen und umsetzen können.» Fehlt dies, koste das im Wettkampf wertvolle Zeit.

Ihr bisher grösstes Highlight feierte sie 2021 mit dem Titel Junioren-Weltmeisterin in der Langdistanz. Dieser öffnete ihr viele Türen, zuletzt jene zur Spitzensport-Rekrutenschule, die sie seit April 2024 in Magglingen besucht. Ihr Alltag ist dort geprägt von einer Mischung aus militärischer und sportlicher Ausbildung. «Es ist eine einmalige Gelegenheit für mich, wie ein Profi zu trainieren», erzählt Graber. Aber auch der finanzielle Aspekt sei relevant. «Orientierungslauf erhält eher wenig finanzielle Unterstützung. Die Spitzensport-RS erlaubt es mir, mein Training zu finanzieren.»

Trotz der verschiedenen Techniken und Laufkonzepte ist bei diesem Sport Spontaneität gefragt. «Normalerweise bereitet man sich auf spezifische Wettkämpfe vor, mit Karte und geplanter Route», erklärt die Sportlerin. «Schlussendlich arbeiten wir aber immer mit Annahmen. Was uns im Gelände wirklich erwarten wird, können wir erst vor Ort sagen.» So werde in Wettkämpfen zunehmend mit künstlichen Sperrgebieten gearbeitet.

Der Zeckenschutz ist Teil der Vorbereitung

Das Terrain von Orientierungsläufen kann sich stark unterscheiden. Lilly Graber bevorzugt von allen Geländen den Wald. «Querfeldein laufen, auf weichem Untergrund, das ist einfach mein Ding», sagt sie. Natürlich ist das Training in freier Natur nicht ohne Risiken. Neben Wetterextremen wie Hitze oder Kälte seien Zecken ein ständiges Thema.

«Zecken gehören zum Alltag als Orientierungsläuferin», so Graber. Gut über Risiken und Schutz informiert zu sein, sei ein Muss. Bei Läufen in der Schweiz, aber auch im Ausland, sei sie schon oft mit den Parasiten konfrontiert worden. «Ein guter Schutz gehört für uns zur Vorbereitung, um sich die Freude am Aufenthalt in der Natur nicht nehmen zu lassen», erläutert Graber. Viele würden sich mit Anti-Zecken-Spray schützen. Zudem gehöre es zur Routine, sich nach dem Training gründlich abzusuchen.

Werner Tischhauser, Vizepräsident der Zecken-Liga Schweiz, empfiehlt den abendlichen Zecken-Check – auch wenn man nur im eigenen Garten war.
Bild: zvg

Das Absuchen der Haut auf festgesogene Zecken ist laut Werner Tischhauser, Vizepräsident der Zecken-Liga Schweiz, die wichtigste Massnahme im Kampf gegen die Parasiten und die von ihnen übertragenen Krankheiten. Denn Zeckensprays würden nicht bei allen Menschen nützen. Das gelte nicht nur für OL-Läuferinnen. «Man trifft auch nicht nur abseits von Waldwegen auf Zecken. Es gibt immer häufiger Meldungen aus begrünten Siedlungsräumen», erklärt er.

Viele Leute kennen die Zecken-Regeln nicht

Durch den Klimawandel hätten diese auch keine Hochsaison mehr. Die Zecken-Liga und die Kampagne zecken-stich.ch bemühen sich, das Bewusstsein für die Parasiten und die Folgen ihrer Stiche zu stärken. Denn: «Es gibt immer noch viele Leute, die die einfachsten Regeln im Umgang mit Zecken nicht kennen», stellt Tischhauser fest.

Dazu gehören lange Kleidung, Kopfbedeckungen für Kinder, Zeckenschutzmittel wie Sprays und gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), welche eine lebensbedrohliche Gehirn- und Hirnhautentzündung auslöst, eine Impfung. Am wichtigsten bleibe jedoch das Absuchen am Abend.

Denn erstens behandeln Zecken ihre Stiche über den Speichel mit einem Lokalanästhetikum und einem Entzündungshemmer, was diese meist unbemerkt lässt. Und zweitens könne man jeden Stich, den man entdeckt, beobachten. Tritt eine Wanderröte oder Unwohlsein auf, sollte man unverzüglich zur Ärztin oder zum Arzt gehen und sie oder ihn auf den Stich hinweisen, so Tischhauser. Dann bestehe die Gefahr einer Borreliose, gegen die man sich nicht impfen lassen kann. Er empfiehlt, die Stichstelle zu markieren, das Datum mit Erinnerung im Handykalender einzutragen und während des ersten Monats wöchentlich zu kontrollieren.(mel/az)