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«Sicherheitsrelevante Vorfälle»: 24-Stunden-Avec schliessen in der Nacht – trotzdem setzt Valora auf das Format

Der Händler Valora setzt auf den Zutritt per App, um Läden auch in der Nacht und am Sonntag öffnen zu können. Doch das System stösst an seine Grenzen, wie aktuelle Vorfälle zeigen. Trotzdem soll der 24-Stunden-Betrieb ausgebaut werden. 

«Ein neuer 24/7 von uns hat eröffnet», jubelte der Händler Valora vor eineinhalb Jahren. Der neue Avec-Laden am Zürcher Schaffhauserplatz werde tagsüber von Personal bedient. In der Nacht und am Sonntag werde auf autonomen Betrieb umgeschaltet.

Das heisst: Wer etwas kaufen will, muss sich in einer App registrieren und ein Zahlungsmittel hinterlegen. Die App fungiert dann als Ladenschlüssel, zum Scannen und Bezahlen. Personal ist in den Nachtstunden keines beschäftigt.

Doch die Technologie hat ihre Tücken – respektive sie kommt an ihre Grenzen, wenn der Faktor Mensch hinzukommt. Die Filiale am Schaffhauserplatz ist seit mehreren Wochen nur noch tagsüber geöffnet. Aufgrund «verschiedener sicherheitsrelevanter Vorkommnisse» sei der 24-Stunden-Betrieb eingestellt worden, sagt Valora-Sprecher Kilian Borter. Ende Juni soll er wieder aufgenommen werden.

Grosses Potenzial in Hybridlösungen

Um welche Vorfälle genau es sich handelt, will Valora nicht verraten. Denkbar sind etwa Diebstähle, Vandalismus oder dass der Laden zweckentfremdet wurde. Es ist nicht die einzige Filiale, die Probleme macht: Auch jene bei der ETH Hönggerberg ist derzeit nur tagsüber geöffnet.

Probleme gibt es auch beim Ladenkonzept namens «Avec Box», das auch tagsüber nur mit der App betreten werden kann und gänzlich ohne Personal auskommt. Die Filiale in Urdorf ZH ist derzeit ebenfalls geschlossen. Borter bestätigt, dass der Betrieb in beiden Filialen ebenfalls wegen der «sicherheitsrelevanten Vorkommnisse» eingeschränkt ist.

Zurzeit kein Einkauf möglich: Avec Box in Urdorf ZH.
Bild: Severin Bigler

Trotzdem setzt Valora auch künftig auf das Format. Insbesondere in den Hybridlösungen – also Läden, die tagsüber von Personal bedient werden und in der Nacht oder an Sonntagen mit der App betreten werden können – sieht Valora Potenzial. Bestehende, konventionelle Filialen könnten schnell mit der entsprechenden Technik ausgerüstet werden, sagt Borter. «Entsprechend werden wir hier weiter investieren.»

Derzeit betreibt Valora acht Filialen des Formats Avec Box und sechs hybride 24/7-Filialen. Eine weitere Filiale an der Zürcher Seebahnstrasse ist zwar immer geöffnet, wird aber konventionell und 24 Stunden am Tag mit Personal betrieben.

Die Rückmeldungen der Kunden auf die 24/7-Formate seien «durchwegs positiv», sagt Borter. Die Filiale am Zürcher Hardplatz sei sogar eine der erfolgreichsten Verkaufsstellen überhaupt. Insgesamt betreibt Valora in der Schweiz gut 270 Avec-Filialen, die meisten davon allerdings ohne Möglichkeit der 24-Stunden-Öffnung.

Mit der 24/7-Technologie kann Valora auch die je nach Kanton unterschiedlich restriktiven Ladenöffnungszeiten umgehen. Zudem verbietet es das Arbeitsgesetz des Bundes, nach 23 Uhr und an Sonntagen Personal zu beschäftigen. Ausgenommen sind Läden in Zentren des öffentlichen Verkehrs und kleinere Kioske.

Der 24/7 am Hardplatz ist ein Beispiel dafür. Ursprünglich wollte Valora in diesem Laden auch sonntags Personal beschäftigen und hatte dafür auch eine Erlaubnis der Stadt Zürich erhalten. Die Gewerkschaft Unia kämpfte gegen diesen Entscheid und erhielt vom Zürcher Verwaltungsgericht Recht. Seither werden am Sonntag zwar weiterhin Waren verkauft, aber ohne dass Verkaufspersonal hinter dem Tresen stünde.