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Psychiatrie-Präsident sucht den neuen KSA-Präsidenten – warum die Regierung das «unproblematisch» findet

Kurt Aeberhard tritt im Juni als Verwaltungsratspräsident der Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) zurück. Als Partner der Firma Innopool AG sucht er ebenfalls auf diesen Zeitpunkt im Auftrag der Regierung vier neue Verwaltungsratsmitglieder für das Kantonsspital Aarau (KSA). 

Es ist keine einfache Aufgabe: Bis zur Generalversammlung im Juni braucht das Kantonsspital Aarau (KSA) vier neue Verwaltungsratsmitglieder, darunter auch eine neue Verwaltungsratspräsidentin oder einen neuen Verwaltungsratspräsidenten. Seit letzter Woche sind die Stellen ausgeschrieben.

Wählen wird die neuen Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte der Regierungsrat. Das Auswahlverfahren führt die Firma Innopool AG durch. Partner dieser Firma mit Sitz in Münchenbuchsee BE ist Kurt Aeberhard. Seit 2008 sitzt er im Verwaltungsrat der Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG), seit 2018 präsidiert er das Gremium.

Der Regierungsrat, der Aeberhard in dieses Amt gewählt hat, hat nun also dessen Firma beauftragt, Nachfolgerinnen und Nachfolger für die vier zurückgetretenen KSA-Verwaltungsratsmitglieder zu suchen. Das Honorar für das Mandat beläuft sich auf 140’000 Franken und «basiert auf branchenüblichen Erfahrungswerten aus vergleichbaren Mandaten», teilt das Gesundheitsdepartement auf Anfrage mit.

Aeberhard kennt Aargauer Spitallandschaft

Dass ausgerechnet der amtierende Präsident der kantonseigenen psychiatrischen Klinik die neuen Verwaltungsratsmitglieder eines anderen kantonseigenen Spitals sucht, erstaunt. Kurt Aeberhard weist auf Anfrage darauf hin, dass er auf die Generalversammlung im Juni nach 15 Jahren aus dem Verwaltungsrat der PDAG zurücktrete. «Ich gehe davon aus, dass Innopool das Mandat nicht erhalten hätte oder gar nicht erst angefragt worden wäre, wenn dem nicht so wäre.»

Grundsätzlich müsse bei solchen Aufträgen abgewogen werden, ob Interessenskonflikte vorliegen oder entstehen könnten, schreibt das Gesundheitsdepartement. Der Regierungsrat habe die Konstellation besprochen und sei der Ansicht, «dass Innopool bei der Suche nach neuen Verwaltungsratsmitgliedern eine professionelle Unterstützung bietet.» Aeberhards auslaufendes Mandat bei den PDAG erachtet die Regierung für den Suchauftrag als «unproblematisch».

Als Präsident und Mitglied verschiedener Verwaltungsräte kenne er die Führungsrolle und die Aargauer Spitallandschaft aus eigener Erfahrung. «Diese Kombination bietet Gewähr für einen erfolgreichen Executive Search, was angesichts der engen Zeitverhältnisse für dieses Mandat vorteilhaft ist.»

Ob Innopool auch angefragt worden wäre, wenn Aeberhard nicht zurücktreten würde, habe der Regierungsrat nicht besprochen. Es sei schon länger bekannt, dass er die PDAG verlassen wird. Das bestätigt Aeberhard: «Meinen Entscheid, als Verwaltungsratspräsident zurückzutreten, habe ich vor mehr als einem Jahr gefällt.» Eigentlich habe er die PDAG schon früher verlassen wollen, sei dann aber wegen des CEO-Wechsels noch länger geblieben.

Dass er sein Mandat abgibt, steht durchaus in einem Zusammenhang mit seiner Funktion bei Innopool. «Meine Geschäftspartnerin Michèle Etienne und ich haben entschieden, all unsere Mandate im Gesundheitswesen abzugeben, um allfälligen Interessenskonflikten von Anfang an vorzubeugen.»

Neues Präsidium hat oberste Priorität

Vier Verwaltungsratsmitglieder für das KSA zu finden, sei eine «grosse Herausforderung», sagt Aeberhard. Der Headhunter ist aber überzeugt, dass es Leute gibt, die trotz grosser Herausforderungen beim KSA Lust auf die Aufgabe haben und Teil der Lösung sein wollen. «Unsere Aufgabe ist es nun, unserem Auftraggeber die bestmöglichen Kandidatinnen und Kandidaten zu suchen.»

Gemäss Statuten bestehen die Verwaltungsräte der kantonseigenen Spitäler «in der Regel» aus fünf bis sieben Mitgliedern. Da sich drei Bisherige zur Wiederwahl stellen, müssten theoretisch nur zwei neue Verwaltungsrätinnen oder Verwaltungsräte rekrutiert werden. Für den Regierungsrat hat die Position der Präsidentin oder des Präsidenten Priorität, weil das Gremium eine Vorsitzende oder einen Vorsitzenden benötigt.

Dass mit der Rekrutierung neuer Verwaltungsratsmitglieder eine externe Firma beauftragt wird, ist nicht neu. 2015 hat die Guido Schilling AG einen Verwaltungsratspräsidenten für das KSA gesucht. Gewählt wurde Konrad Widmer. Er hat sein Amt per Ende 2018 und nicht ganz freiwillig wieder abgegeben. Zur AZ sagte er damals, der Impuls zur Trennung sei von Seiten der Regierung gekommen. «Man brauchte mich aber nicht gross zu überreden.»

2019 hat die Level Consulting AG das Auswahlverfahren für die KSA-Verwaltungsratsmitglieder durchgeführt. Von den vier damals gewählten Mitgliedern stellen sich Barbara Tettenborn, Andreas Walter und Hans C. Werner im Juni zur Wiederwahl. Andreas Faller hat sich entschieden zurückzutreten.