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Die Kantonspolizei Aargau wird weiblicher – obwohl sie nicht gezielt nach Frauen sucht

Ein Polizeilehrgang weist bereits mehr Frauen als Männer auf. Gezielte Kampagnen gibt es aber nicht – man wolle die besten Aspirantinnen und Aspiranten gewinnen, erklärt die Kantonspolizei.

Ende Juni war Innendirektor Dieter Egli zu Besuch in Endingen. Beim Landammann-Stammtisch im Bistro Surbtal wollte er mit der Bevölkerung ins Gespräch kommen, gab den Aargauerinnen und Aargauern eine einfache Möglichkeit, ihm Anliegen und Probleme mitzuteilen, mit ihm über das zu reden, was unter den Fingernägeln brennt.

Laut einem Artikel der«Botschaft»waren der Fachkräftemangel und in diesem Zusammenhang die Kantonspolizei ein Thema. Diese würde gerne mehr Frauen einstellen, sagte Egli. Dazu würden jedoch keine speziellen Kampagnen lanciert, ergänzt er auf Nachfrage.

Auch Mediensprecher Bernhard Graser stellt klar: «Unsere Strategie lautet, sämtliche verfügbaren Plätze der Polizeischulen mit geeigneten Aspirantinnen und Aspiranten besetzen zu können. Umso besser, wenn sich darunter viele Frauen befinden.» Dass die Nachwuchsrekrutierung speziell auf Frauen abziele, verneint er. Man wolle «fähige junge Leute, die es reizt, sich der anspruchsvollen, aber sehr abwechslungsreichen Ausbildung zu stellen».

Ein Lehrgang mit Frauenmehrheit – die Regel ist das nicht

Allerdings stimmt es, dass die Kantonspolizei weiblicher wird. An der Polizeischule startet zweimal pro Jahr die Ausbildung. «Tatsächlich gab es einen Lehrgang, in dem Frauen in der Mehrheit waren», sagt Graser – das war auch am Landammannstammtisch Thema. «Das jeweilige Verhältnis zwischen Frauen und Männern ergibt sich zufällig aus den vorliegenden Bewerbungen. Wenn wir beispielsweise den im April gestarteten Lehrgang 25-1 anschauen, umfasst dieser 7 Frauen und 16 Männer.» In aller Regel überwiege bisher der Anteil männlicher Aspiranten.

Dass der Frauenanteil bei der Kantonspolizei wächst, kann man deutlich erkennen, wenn man auf die letzten 20 Jahre zurückblickt. Lag er 2005 noch bei 5,4 Prozent, so machen die Polizistinnen heute mit 23,3 Prozent fast einen Viertel des Korps aus. Per 1. Juli arbeiteten bei der Kantonspolizei 759 ausgebildete Polizistinnen und Polizisten und 98 Aspirantinnen und Aspiranten im 1. und 2. Ausbildungsjahr.

Im Rahmen der Rekrutierung sind auch Teilzeitstellen immer wieder ein grosses Thema. «Im Rahmen des Möglichen bieten wir grundsätzlich überall Teilzeit-Lösungen an, was natürlich gerade für junge Familien attraktiv ist», sagt Graser. Das sei nicht überall gleich gut möglich, in manchen Dienstbereichen, mit den entsprechenden Strukturen und Aufgaben, liessen sich entsprechende Arbeitsmodelle aber besonders gut vereinbaren. «Ein gutes Beispiel ist die Notrufzentrale mit fixen Schichtzeiten, wo für die Mitarbeitenden keine schichtübergreifenden Pendenzen anfallen», erklärt er.

Leidet bei Teilzeitmitarbeitenden allenfalls die Routine? «Nein», sagt Graser, «das ist kaum ein Problem.» Hingegen könne es gerade bei kleinen Pensen zur Herausforderung werden, beispielsweise die auf Patrouille aufgenommenen Fälle innert nützlicher Frist abzuarbeiten.

Gemischte Patrouillen sind nicht immer möglich

Doch wie sieht es im Arbeitsalltag aus? Sind Frauen immer zusammen mit einem Mann auf Patrouille? «Bis vor einigen Jahren galt tatsächlich der Grundsatz, dass Patrouillen stets gemischt sein sollten», sagt Graser.

Mit dem stetig wachsenden Frauenanteil sei es bei der ohnehin von vielen Faktoren abhängigen Patrouillenplanung kaum mehr möglich, dieser Devise nachzuleben. «So ist es heute ein gewohntes Bild, dass zwei Polizistinnen zusammen auf Patrouille sind», sagt Graser. «Dies funktioniert problemlos, und sollte beispielsweise bei Durchsuchungen von Männern männliche Unterstützung notwendig sein, ist rasch eine weitere Patrouille hinzugezogen.»

Bernhard Graser ist Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau.
Bild: Valentin Hehli

Im Polizeidienst gebe es laufend Situationen, in denen es Gold wert sei, eine Polizistin vor Ort zu haben, erklärt Graser weiter. Wird bei gewissen Einsätzen, etwa in einem Fall von häuslicher Gewalt, von der Einsatzzentrale gezielt eine Polizistin aufgeboten? «Durch den gestiegenen Frauenanteil ist heute bei den vielen Einsätzen Standard, dass gleich mehrere Polizistinnen beteiligt sind.»

Falls nicht, könnten diese auch hier in nützlicher Frist beigezogen werden. «Hingegen ist es der Notrufzentrale nicht möglich, bei den vielen Aufgeboten noch extra auf das Geschlecht der Patrouillenbesatzung zu achten. Sowieso erfolgt die Auswahl der Patrouillen nach dem zugewiesenen Einsatzgebiet», erklärt der Mediensprecher.