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Katholische Kirche vom Thron gestossen: Konfessionslose sind neu die grösste Bevölkerungsgruppe der Schweiz

Nun ist es soweit: Die Katholikinnen und Katholiken bilden nicht mehr die grösste Glaubensgemeinschaft in der Schweiz. Die Konfessionslosen lösen sie ab.

Die jüngsten Missbrauchsfälle mögen den Niedergang der katholischen Kirche zwar beschleunigen. Jedenfalls dürften sie im vergangenen Jahr bei der bislang grössten Glaubensgemeinschaft der Schweiz zu einem neuen Austrittsrekord geführt haben. Doch die Wende hatte sich bereits lange davor abgezeichnet. Seit Freitag ist es nun aber amtlich, dass Katholikinnen und Katholiken nicht mehr die grösste Bevölkerungsgruppe sind.

Ende 2022 hat das Bundesamt für Statistik (BFS) nämlich erstmals mehr Menschen in der Schweiz registriert, die sich keiner Religion zugehörig fühlen. Konkret kletterte der Anteil der Konfessionslosen auf den neuen Rekordwert von 34 Prozent. Innert zwölf Jahren hat diese Gruppe damit über 13 Prozentpunkte zugelegt.

Anders die Katholikinnen und Katholiken: Deren Zahl ist auch 2022 weiter geschrumpft auf 32 Prozent – die seit gut vier Jahrzehnten grösste Glaubensgemeinschaft ist damit vom Thron gestossen. Doch auch die Gruppe der Evangelisch-Reformierten ist im neuesten Jahr der BFS-Erhebung weiter geschrumpft und liegt neu bei noch 21 Prozent. Weitere christliche sowie muslimische Gruppierungen kommen auf je 6 Prozent, die Juden auf 0,2 Prozent an der Schweizer Bevölkerung.

Wenig überraschend zeigen sich regional grosse Unterschiede. Laut BFS stellt die Gruppe der Menschen ohne Zugehörigkeit zu einer Religion in den Kantonen Basel-Stadt (56 Prozent) und Neuenburg (53 Prozent) inzwischen die Mehrheit. Anders in der Ost- und Zentralschweiz: In Nidwalden (24 Prozent), Obwalden (22 Prozent) und Uri (19 Prozent) sind es nicht mal halb so viele. Den tiefsten Wert meldet Appenzell Innerrhoden (15 Prozent).

Nicht in der Kirche, aber dennoch spirituell

Generell lässt sich laut BFS sagen, dass die Bevölkerung ohne Religionszugehörigkeit in ländlichen Gebieten (28 Prozent) weniger stark vertreten ist als im städtischen Raum (36 Prozent). Bei Männern ist der Anteil höher als bei Frauen (36 gegenüber 31 Prozent). Und auch Junge wollen weniger von organisierter Religiosität wissen: Unter den 25- bis 34-Jährigen sehen sich nur noch 42 Prozent zugehörig zu einer Religion.

Hauptargument für das Aufgeben der Religionszugehörigkeit ist laut BFS, dass die Menschen den Glauben verloren oder gar nie gehabt haben (15 respektive 17 Prozent). Ein knappes weiteres Drittel ist mit Stellungnahmen der Religionsgemeinschaft nicht einverstanden. Dennoch hält sich knapp ein Drittel der Konfessionslosen eher oder sicher für spirituell.